
Ulmer Wallstraßenbrücke wird wohl früher ersetzt

Plus Ulm wollte das Risiko vermeiden, doch nun führt kein Weg daran vorbei: Ab 2026 soll die Wallstraßenbrücke bei Ikea ersetzt werden, parallel entsteht der Tunnel.

Eigentlich sollte die marode Wallstraßenbrücke über die Bahngleise bei Ikea Anfang der 2030er-Jahre abgerissen und neu gebaut werden. Doch nun soll dort früher gearbeitet werden – und unter gehörigem Zeitdruck. Notgedrungen geht die Stadt Risiken ein, die sie unbedingt vermeiden wollte. In den kommenden Jahren muss nahezu überall entlang der B10 gleichzeitig gearbeitet werden.
Instandhaltungsmaßnahmen im Frühjahr und Sommer 2022 sollten sicherstellen, dass die Brücke lang genug hält, um den Nachfolgebau gut planen zu können. Zudem sollten die Arbeiten zeitlich gestaffelt laufen, damit die Verkehrsachse B10 nicht zu stark belastet wird. Überdies könnten Verzögerungen bei einem frühen Baustart zur Folge haben, dass die Wallstraßenbrücke während der Landesgartenschau 2030 nicht gut nutzbar ist. Beim Umbau der Blaubeurer-Tor-Brücke zu einem Tunnel soll ein Kernpunkt der Schau entstehen, deshalb ist hier ein späterer Baustart ausgeschlossen. Das gilt nun auch für die Wallstraßenbrücke. Die Schäden sind zu groß, um warten zu können. Entsprechende Befürchtungen hatte es bereits im Sommer gegeben.
Ulmer Wallstraßenbrücke bei Ikea über die Gleise ist marode
Auf der Westseite, wo Autos nach Süden rollen, sind weitere Schäden an den Spanngliedern entdeckt worden. Das habe man mit bloßem Auge erkannt, berichtete Brückenfachmann Gerhard Fraidel im Bauausschuss. Neben den bestehenden Schäden auf der Wallstraßenbrücke seien weitere bereits absehbar. Man habe einen Neubau innerhalb von fünf Jahren empfohlen bekommen, sagte Fraidel: "Es wird sportlich, aber ein lösbares Problem." Wie sportlich, zeigt ein Blick auf die Zahlen. 80.000 bis 90.000 Fahrzeuge sind dort jeden Tag unterwegs. "Wir werden die B10 dort für drei bis vier Jahre zur Hälfte sperren müssen", sagte Tim von Winning. "Das ist das Baugeschehen, dass die Stadt in den nächsten sechs, sieben Jahren am stärksten prägen wird."
Zwischen beiden Stadtgrenzen muss an der B10 gebaut werden. "Wir bauen praktisch das Gesamtpaket auf einmal", sagte Fraidel. Eine Perspektive, die Befürchtungen auslöst. "Da darf nichts dazwischenkommen", sagte Karl Faßnacht (FWG) im Bauausschuss. Martin Ansbacher bezeichnete Zeitplan und Kosten als "denkwürdig" und prognostizierte: "Das wird uns über Jahre die finanzielle Luft für anderes nehmen." Günter Zloch (CDU/UfA) fragte: "Gibt es einen Plan B für den Fall, dass das nicht so möglich ist?" Er wollte wissen, ob die Landesgartenschau oder einzelne Elemente verschoben werden könnten. "Wir machen uns Sorgen, dass wir das bis 2030 hinbekommen", begründete er. Baubürgermeister Tim von Winning räumte ein: "Es ist ein riesiger Berg und wir alle in der Verwaltung teilen die Sorge, dass er zu hoch sein könnte." Er sei aber zuversichtlich – und überzeugt, dass Ulm 2030 eine gute Landesgartenschau bieten werde. "Lasst uns daran arbeiten, dass wir möglichst viel vom Plan A umsetzen können", appellierte er.
Zeitplan für Bauarbeiten muss mit der Deutschen Bahn abgestimmt werden
Weil die Wallstraßenbrücke die Gleise überspannt, muss die Stadt den Zeitplan für die Arbeiten mit der Deutschen Bahn abstimmen. Ein Baustart wäre 2026 möglich, dann könnte die Brücke Ende 2029 und damit gerade rechtzeitig zur Landesgartenschau fertig sein. Die Schritte dorthin sind anspruchsvoll, Fraidel bezeichnete sie als "harte Aufgabe". Für den Abriss einer Brückenhälfte seien gerade einmal knapp zwei Monate Zeit. Der Umbau von der Blaubeurer-Tor-Brücke zum Tunnel und der Neubau der Wallstraßenbrücke sollen rund 133 Millionen Euro kosten, im Förderantrag an das Land Baden-Württemberg werden sicherheitshalber 20 Prozent dazugerechnet. Bis Mitte Dezember soll der Antrag abgegeben werden, bis zu 104 Millionen Euro Fördergeld sind möglich.
Das planerische Verfahren für den Blaubeurer-Tor-Tunnel und den Umbau des Blaubeurer-Tor-Rings zur einer Kreuzung mit Ampeln ist indes abgeschlossen. Der Bauausschuss sprach sich einstimmig für den entsprechenden Bebauungsplan aus, die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat am 16. November. Auch das Planungsverfahren für die neue Brücke hat der Ausschuss einstimmig eingeleitet.
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