Falsche Todesanzeige aufgegeben: Im Verdacht steht ein Mitschüler
Die Kripo Dillingen verdächtigt einen 14-Jährigen aus Nördlingen, hinter perfiden Fällen von Cyber-Mobbing zu stecken. Was die Schulleitung in einer Pressekonferenz bekannt gibt.
An der Realschule Maria Stern ist wegen der Cybermobbing-Fälle derzeit wenig Platz für einen gewöhnlichen Schulalltag, so sehr ihn sich die Schulfamilie auch wünscht. Der Schulleiter der Nördlinger Realschule, Thomas Möckel, und der Direktor des dahinterstehenden Schulwerks der Diözese Augsburg, Peter Kosak, treten gemeinsam vor die Presse, um eine Erklärung abzugeben. Darüber, wie es der Schulfamilie geht, nachdem die Kriminalpolizei Dillingen einen Mitschüler verdächtigt, fünf Buben und Mädchen auf das Übelste gemobbt zu haben. Um darüber zu sprechen, was die Schule unternimmt, um alle Schüler zu schützen.
Wie berichtet, werden fünf Schüler von Maria Stern seit Juni belästigt. Der Täter begann mit Anrufen über ein Call-Center. Damals ging man noch von "blöden Scherzen" aus, sagt Schulleiter Möckel. Der Klassenlehrer sei umgehend informiert worden. Dann kamen die Sommerferien und wie Möckel weiter schildert, sei anschließend eine Weile Ruhe gewesen. Doch mit dem neuen Schuljahr verschärfte sich das Cybermobbing.
Unsere Redaktion berichtet Mitte November über den Fall. Später gibt es einen Polizeibericht, in dem auch stand, dass pornografische Inhalte versandt worden sind. Eine Mutter sagt damals gegenüber unserer Redaktion, dass Handyverträge oder sogar Reisen im Namen der Schüler abgeschlossen worden seien. Sie hätten zum Glück storniert werden können, weshalb die Polizei zu diesem Zeitpunkt noch keinen Sachschaden meldet. "Man wusste nie, was als Nächstes kommt", sagt Möckel dazu. Die Kripo Dillingen hat bereits in dem Fall ermittelt, als eines der Kinder per E-Mail eine Morddrohung erhalten haben soll.
Gefälschte Todesanzeige: Cybermobbing mit "enormer krimineller Energie"
Am vergangen Freitag hat der Täter, dem von verschiedenen Seiten inzwischen eine enorme kriminelle Energie zugeschrieben wird, im Umfeld eines Schülers und weit darüber hinaus Schrecken verbreitet. Er hat mehrere Todesanzeigen der Betroffenen geschaltet. Die vermeintlich Verstorbenen: Die Mitschüler, auf die er es abgesehen hat. Eine schafft es in den überregionalen Teil unserer Zeitung.
Schulwerksdirektor Peter Kosak sagt am Montagnachmittag in Nördlingen, dass er "sprachlos und entsetzt" sei. In seiner Laufbahn als Lehrer sei ihm solch ein extremer Fall von Mobbing noch nicht untergekommen. Er teilt vor den Medienvertretern außerdem mit, dass die Präventionsarbeit an der Schule "exzellent" sei. Darauf geht auch Schulleiter Möckel ein. Demnach gibt es an der Schule unter anderem regelmäßig Vorträge über Internetkriminalität oder -sucht. Eine Kooperation mit Medien-Scouts soll erst vor Kurzem begonnen haben. Möckel gibt aber auch an, dass durchaus die Frage gestellt werde, ob die Präventionsarbeit nach solch einem Fall anders gestaltet werden müsse. Auf der anderen Seite meint er aber, dass sich Personen wie der mutmaßliche Täter nicht davon beeinflussen lassen würden.
Anfang Dezember gibt es in der Schule für die betroffene Klasse einen Informationsabend. Präventionsbeamtin Sandra Garner von der kriminalpolizeilichen Beratung der Kripo Dillingen berät damals Schüler, Lehrer und Eltern, wie im Fall von Cybermobbing gehandelt werden sollte. Die Frage, ob der mutmaßliche Täter, der 14-jährige Mitschüler, damals mit in der Turnhalle war, lässt Möckel unbeantwortet. Eine Bedrohungssituation liege für andere Schüler nicht vor, auch wenn die Schulgemeinschaft belastet sei. Hinsichtlich des Tatverdächtigen sagt Möckel: "Die Last ist bei mir noch nicht abgefallen."
Falsche Todesanzeige: Welche Konsequenten könnten einem Schüler drohen?
Schulwerksdirektor Peter Kosak äußert sich vor den Medien-Vertretern über mögliche Konsequenzen, sollte sich der Verdacht der Polizei erhärten. Ein Schulverweis sei "im Bereich des Möglichen", sagt er. Nach der Aufklärung werde der Stiftungsvorstand über den Fall entscheiden.
Der Leiter der Dillinger Kriminalpolizei, Michael Lechner, teilt mit, dass rund ein Dutzend Beamte an dem Fall arbeiten würden, darunter auch Cyber-Spezialisten. Bis zum Montagabend soll der Tatverdächtige noch vernommen worden sein. Die Straftaten, die er verübt haben soll, reichen von versuchtem Betrug über Bedrohung hin bis zu Beleidigung. Lechner sagt, die rechtliche Einordnung müsse die Staatsanwaltschaft treffen. Aber es könne durchaus sein, dass die falsche Todesanzeige als "Beleidigung" gedeutet werde.
In ihrer Pressemitteilung am Montag gibt die Polizei neben dem Verdacht, dass es ein 14-jähriger Mitschüler gewesen sein soll, auch bekannt, dass Datenträger sichergestellt worden seien. Dazu zählten Handys oder Computer. Die Ermittler seien derzeit mit der Auswertung beschäftigt.
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