Fast wie beim Stadtmauerfest: Historischer Kaufmannszug reist durch den Landkreis
Plus In Harburg nächtigen die Teilnehmer stilecht bei der Burg. In Nördlingen kommen viele Menschen, um den Zug mit "Jubel-Rufen" und Handgeklapper zu empfangen.
Ein Ereignis war der Durchzug des Historischen Kaufmannszugs am vergangenen Wochenende im Landkreis Donau-Ries. Die Akteure liefen unter anderem die Reichsstraße in Donauwörth entlang und übernachteten stilecht vor den Toren der Harburg, wo sie musikalisch von der Harburger Stadtkapelle empfangen wurden. In Nördlingen sollte der Zug am Pfingstmontag um 16 Uhr einmarschieren – doch dort lief es anders als geplant.
- Das Warten: Einen genauen Ablauf kannten wohl nur wenige. Aber es war ja wunderbar warm und sonnig. Und so gab es entspannte Gesichter, voll besetzte Tische in den Gaststätten und lange Schlangen an den Eisdielen. Die Damen und Herren der Nördlinger Tanzhausgesellschaft mit ihren prachtvollen Gewändern sorgten mit einem Rundgang für Abwechslung und spielten gerne Fotomotiv. Plötzlich hörte man Musik. Geht es jetzt los? Nein, es war die Knabenkapelle Nördlingen, die stadtauswärts zog, um die Gäste zu begrüßen.
- Der Empfang: Auf den Treppen des Rathauses versammelten sich kurz vor 17 Uhr Oberbürgermeister David Wittner, die Edlen der Tanzhausgesellschaft und der Herold des Stadtmauerfestes, Alexander Güntert. Und tatsächlich dauerte es nicht mehr lange, bis Landsknechtstrommler die Ankunft des Zuges verkündeten und der erste Wagen um die Ecke bog. Viele geschmückte Pferde und Wagen füllten den Platz vor und hinter dem Rathaus. Die Begleiter forderten "Jubel" und die Zuschauerinnen und Zuschauer antworteten begeistert. Der Tross kam zum Stehen, Kaufleute breiteten ihre Waren vor dem Rathaus aus und der Geleitzug bat um Quartier in Nördlingen, das Wittner gerne gewährte.
- Unruhige Pferde: Als der Zug zum Stehen kam, standen drei Wagen an der leichten Steigung am Rathaus. Von hinten gab es Drängen, nach vorne war kein Platz mehr. Einer der Wagen rollte langsam nach hinten, kam dem nachfolgenden Gespann sehr nahe, einige Pferde wurden unruhig. Die Fuhrleute und ihre Begleiterinnen und Begleiter reagierten besonnen. Beruhigten ihre Pferde, hielten Neugierige auf Abstand. War es besonders eng in Nördlingen? Nein, antwortete einer der Fuhrleute. Im Gegenteil, es sei an vielen Stellen schon viel enger gewesen. Sie hätten das alles gut im Griff.
- Die Kaufleute: Die Kauffrau für Filz und ihre Begleiterin erzählten über die Menschen, die am Zug mitwirken. Die Waren, die sie verkaufen, würden sie weitgehend selber herstellen. Sie hätten Kleider für die Reise und Kleider zur Repräsentation in den einzelnen Stationen. Auch diese seien handgearbeitet. Der Zug besteht aus "Alten" und "Neulingen". "Alt" muss dabei nicht "alt an Jahren" heißen. Denn viele, die als Kinder dabei waren, bleiben dem Zug auch als Erwachsene treu. Das heißt für sie, mindestens zwei Wochen Urlaub nehmen. Die Kinder werden vom Unterricht befreit.
- Die Route: Der Zug startete am 27. Mai in Augsburg und wird am 10. Juni in Seligenstadt ankommen. Eine Strecke von etwa 350 Kilometern in 15 Etappen. Aufbruch um neun Uhr, eine längere Mittagsrast und zwischen 16 und 18 Uhr Ankunft. Nachtlager ist beispielsweise in Nördlingen ein Zelt auf der Kaiserwiese. Nur ein Ruhetag am 4. Juni in Aub ist eingeplant. Dort war historisch das Zusammentreffen der Züge aus Augsburg und Nürnberg. In der heutigen Zeit gibt es ein großes Fest in der Stadt.
- Die Unterstützung: Im Zug sind etwa 190 Personen unterwegs, 35 weitere sorgen dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Sie prüfen die Streckenabschnitte, räumen Hindernisse aus dem Weg. Sie bereiten die Lager vor und stellen alles bereit, was der Zug benötigt: Essen, Nachtlager, Duschwagen, Werkzeug, berichtet ein Mitglied des Organisationsteams. Die abenteuerliche Reise startet mit dem Transfer von Seligenstadt nach Augsburg: Zwei Busse und circa 40 Fahrzeuge transportieren Wagen und Waren, Personen und Pferde zum Ausgangspunkt. Jeder Fuhrmann ist dabei für den Transport seiner Pferde selbst verantwortlich, berichtet der Führer des Wagens "Balthasar Hartmann". Und es sei wichtig, von Fuhrmann zu sprechen. "Das Wort 'Kutscher' mögen wir gar nicht!"
- Die Historie: Bis Ende des 18. Jahrhunderts reisten Kaufleute von Augsburg nach Frankfurt zur Messe. In Seligenstadt in Hessen war die letzte Rast. 2002 gründete sich der Arbeitskreis Kaufmannszug, der diese Tradition wiederauferstehen ließ und alle vier Jahre den Kaufmannszug mit abschließenden "Geleitsfest" veranstaltet.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.