
Warum der Flug von Matthias Maurer zur ISS nicht mit Geschäftsaktivitäten von Jeff Bezos oder Richard Branson im All zu vergleichen ist.
In einigen Tagen wird der Saarländer Matthias Maurer als nunmehr zwölfter deutscher Raumfahrer (bisher gab es noch keine deutsche Astronautin) zur Internationalen Raumstation ISS starten. Wie üblich wird es dann, wie zuletzt auch beim Einsatz von Maurer-Vorgänger Alexander Gerst, ein zweigeteiltes Begleitecho geben. Einmal von weltraumbegeisterten Befürworterinnen und Befürwortern, die zahlreiche Argumente ins Feld führen, warum sich die Bundesrepublik jährlich rund 140 Millionen Euro allein für die bemannte Raumfahrt leisten sollte. Und zum anderen die Kritiker, die fragen, ob wir nicht wichtigere Probleme haben.
Wie so oft sind die Dinge aber nicht schwarz oder weiß. Und viele Aspekte im Zusammenhang mit der Raumfahrt sind auch eine Frage der Meinung – und nicht ausschließlich von objektiver Wahrheit. Fakt ist, dass die Raumfahrt in einer neuen Epoche angelangt ist. In ihrer Anfangszeit war sie ja nur den zwei seinerzeit mächtigsten Staaten vorbehalten: der UdSSR und den USA. Heute betreiben neben den Europäern mit dem Verbund Esa auch Länder wie Israel, Nordkorea, Indien, Japan, der Iran und selbstverständlich China aktive Raumfahrt.
Inzwischen lassen Milliardäre Raumschiffe bauen
Doch damit nicht genug. Nun mischen ja auch private Akteure – einige von ihnen sind Milliardäre – in dieser Gemengelage mit. Und bauen eigene Raumfahrzeuge. Aus unterschiedlichen Motiven. Der Brite Richard Branson und der US-Amerikaner Jeff Bezos etwa haben im Sinn, Flüge ins All aus touristischen Gründen anzubieten. Natürlich um Geld zu verdienen. Der gebürtige Südafrikaner Elon Musk will das auch. Aber er scheint überdies auch noch über reichlich Idealismus zu verfügen. Als es hieß, die Welt braucht endlich ein Elektroauto, das einem Benziner Konkurrenz machen kann, fackelte er nicht lange und baute einfach eines. Heute ist der Tesla nicht mehr wegzudenken. Als die Nasa keine Trägerrakete mehr für das All hatte und bei den Russen um Plätze in deren Sojusraketen anfragen musste, da baute Elon Musk kurzerhand selbst eine Trägerrakete (mit der nun übrigens Maurer als erster Deutscher ins All fliegen soll). Und Elon Musk hat von Anfang an gesagt, dass er zum Mars fliegen will. Weil er nicht glaubt, dass unsere Zivilisation ohne Raumfahrt überlebensfähig sein wird. Sprich: Der Mars als Alternative für eine Erde, die eines Tages nicht mehr bewohnt werden kann.

Das klingt natürlich nach Science-Fiction. Aber auch nach einer anderen Motivlage, als nur Geld mit Weltraumtourismus zu verdienen – wie bei Branson und Bezos. Weltraumtourismus ist die Maximalchiffre für unsere täglich immer noch schlimmer werdende Ungleichheit auf der Welt. Denn einen Flug ins All können sich bis auf Weiteres sicher nur Superreiche leisten. Ein solcher Weltraumtourismus ist moralisch nicht nur bedenklich, sondern zu verurteilen.
Maurer wird im All Forschung betreiben
Anders sieht das beim Flug von Matthias Maurer auf die ISS aus. Er wird dort über 100 wissenschaftliche Experimente durchführen, darunter 36 unter deutscher Leitung oder mit deutscher Beteiligung. Dabei geht es auch um medizinische Forschung. So sind die Effekte der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper bei längeren Aufenthalten im All analog zu vielen Symptomen des Alterns auf der Erde.
Raumfahrt sollte durchaus betrieben werden, weil sie wissenschaftlichen Fortschritt befördert. Und auch Deutschland muss sich beteiligen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Die Nutzung des Alls sollte aber insgesamt mit Augenmaß erfolgen. Und nicht derart, dort die größte Sensation zu veranstalten oder den größten Reibach zu machen.
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