Marco W - Chronologie der Ereignisse
Acht Monate lang saß der 17-jährige Marco aus dem niedersächsischenUelzen in der Türkei in Untersuchungshaft. Ihm wird sexuellerMissbrauch einer 13-jährigen Britin vorgeworfen.
Hamburg (dpa). Acht Monate lang saß der 17-jährige Marco aus dem niedersächsischen Uelzen in der Türkei in Untersuchungshaft. Ihm wird sexueller Missbrauch einer 13-jährigen Britin vorgeworfen.
11. April: Ein Discoabend in dem türkischen Badeort Side endet für Marco und das Mädchen im Hotelzimmer der Britin. Er spricht später von gemeinsamen Zärtlichkeiten, sie von sexueller Belästigung.
12. April: Marco wird im Hotel festgenommen, nachdem die Mutter des Mädchens Anzeige erstattet hat. Er kommt in Untersuchungshaft, ein Antrag auf vorläufige Freilassung wird Anfang Juni abgelehnt.
22. Juni: Deutsche Medien berichten über den Fall. Berlin hat die Türkei bereits aufgefordert, Marco bis zur Verhandlung freizulassen.
25. Juni: Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bittet die Türkei um Marcos Freilassung. Die Bundesregierung setzt sich für Hafterleichterungen ein.
26. Juni: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bemüht sich bei seinem türkischen Amtskollegen Abdullah Gül um Marco. Der Schüler sagt einer Zeitung, das Mädchen habe die Initiative ergriffen und sich als 15-Jährige ausgegeben. Sex hätten sie nicht gehabt.
27. Juni: Die 13-Jährige sagt der Presse, Marco sei nach einem Streit in ihr Hotelzimmer gekommen, um sich zu entschuldigen. Als sie geschlafen habe, habe er sich auf sie gelegt, sie aber nicht vergewaltigt. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt gegen Marco.
28. Juni: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rät zu "Behutsamkeit und Ruhe". Die türkische Justiz verhängt eine Nachrichtensperre. Der türkische Generalstaatsanwalt wirft deutschen Medien "versuchte Beeinflussung der Justiz" und Steinmeier "Taktlosigkeit" vor.
29. Juni: EU-Kommissar Günther Verheugen (SPD) kritisiert den Umgang der Türkei mit Marco. Die U-Haft sei nicht gerechtfertigt. Wenige Tage später verteidigt der Europa-Abgeordnete Cem Özdemir (Grüne) die türkische Justiz. Die Vorgehensweise entspreche europäischen und rechtstaatlichen Normen.
6. Juli: Der Prozess wird nach eineinhalb Stunden Verhandlung auf den 8. August vertagt. Der Schüler bleibt weiterhin in Haft.
21. Juli: Einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge will der türkische Anwalt des Mädchens eine Verurteilung wegen Vergewaltigung beantragen, was ein Haftstrafe von bis zu 15 Jahren bedeuten kann. Der Anwalt beruft sich auf ein ärztliches Gutachten.
6. August: Marco befindet sich nach Aussage seines Anwaltes an einem "psychischen Tiefpunkt".
8. August: Der Prozess wird auf den 6. September vertagt. Obwohl zwei Zeugen den Schüler in der Verhandlung entlasten, bleibt er in Haft. Ein Gutachter bestätigt die Aussagen von Marco, dass das Mädchen nicht vergewaltigt wurde und an dem Abend auch keinen Geschlechtsverkehr hatte.
6. September: Ein Team von türkischen und deutschen Anwälten fordert Marcos Haftentlassung. Doch der Prozess wird wieder vertagt. Marco bleibt in Untersuchungshaft.
27. September: Charlotte belastet Marco durch ihre Aussage, er habe sie vergewaltigt, schwer. Die Überstellung der schriftlichen Aussage in die Türkei werde aber noch einige Wochen dauern, so ihr Anwalt.
28. September: Der Prozess wird erneut vertagt, Marco bleibt weiter in Untersuchungshaft.
08. Oktober: Das zuständige Gericht in Antalya lehnt eine Haftbeschwerde ab. Zur Begründung habe das Gericht angegeben, dass wegen der Schwere des Vorwurfs und des Alters des möglichen Opfers eine so lange Untersuchungshaft rechtmäßig sei.
23. Oktober: Der türkische Anwalt der Engländerin fordert 15 Jahre Haft für Marco.
29. Oktober: In Antalya wird Beschwerde gegen die Haftverlängerung eingelegt. Sollte eine negative Reaktion folgen, wollen sich die Anwälte von Marco an den Europäischen Gerichtshof wenden.
10. November: Charlotte sagt aus. Auf 143 Seiten schildert sie detailiert das Geschehen aus ihrer Sicht und belastet Marco dabei angeblich schwer.
20. November: Prozessfortsetzung - das Gericht vertagt sich abermals auf den 14. Dezember, da Charlottes Aussage noch immer nicht vorliegt.
14. Dezember: Der Prozess wird fortgesetzt. Marco kommt nach acht Monaten aus der Untersuchungshaft frei und kehrt zurück nach Uelzen. Dennoch soll der Prozess weitergeführt werden.
28. Februar: Marco feiert seinen 18. Geburtstag.
1. April: Vorraussichtlich wird an diesem Tag der Prozess in Antalya fortgesetzt.
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