Mehr arme Rentner in Bayern und Baden-Württemberg
Ausgerechnet vor dem Winter der Energiekrise hat die Zahl der bedürftigen Senioren im wohlhabenden Süden Deutschlands zugenommen. Das zeigt eine Auswertung der Linkspartei.
Es sind raue Zeiten für Menschen, die jede Münze zweimal umdrehen müssen. Die Preise für Strom, Gas, Sprit und Brennholz steigen schneller als in der Ölkrise der 70er Jahre. Der Staat hilft mit Zuschüssen, Tankrabatt, dem 9-Euro-Ticket und will jetzt Strom und Gas mit einem 200-Milliarden-Wumms günstiger machen.
Dennoch ist die Verunsicherung groß, ob Heizen, Autofahren und Elektrizität bezahlbar bleiben. Rentner stehen nicht mehr im aktiven Berufsleben und haben deshalb in der Regel weniger im Portemonnaie als Beschäftigte. Für sie könnten die kommenden Monate besonders hart werden.
Fast jeder fünfte Rentner hat wirtschaftlich zu kämpfen
Dabei trifft die Energiekrise im Süden Deutschlands auf mehr Rentner, die ohnehin wenig haben. In Bayern hat die Altersarmut zugenommen, auch in Baden-Württemberg. Im vergangenen Jahr lag die Rente von 18,6 Prozent der Senioren im Freistaat unter der Armutsgrenze. Im Jahr 2020 waren es nur 16,4 Prozent, wie eine Auswertung offizieller Daten durch die Linkspartei zeigt, die unserer Redaktion vorliegt. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Damit liegt Bayern bei der Altersarmut über dem Bundesschnitt von 17,4 Prozent.
Auch im Südwesten haben mehr Ruheständler zu kämpfen. Der Anteil der Rentner mit zu kleiner Rente legte der Auswertung zufolge von 15,3 auf 16 Prozent zu. Schlechter als in den beiden süddeutschen Bundesländern sieht es aber beispielsweise in Bremen aus, wo mittlerweile über 20 Prozent der Rentner schwer um ihr Auskommen ringen. In den ostdeutschen Ländern ist die Altersarmut wegen anderer Erwerbsbiographien geringer.
Vor der Ministerpräsidentenkonferenz am Dienstag, die sich mit weiteren Entlastungen gegen den Energieschock befasst, kommt aus der Linkspartei scharfe Kritik an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Dass die Altersarmut in Bayern explodiert und einen neuen Rekord erreicht, sollte Markus Söder auf den Plan rufen. Inflation und Energiepreise könnten auch in Bayern eine Altersarmutslawine im Winter lostreten“, sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch unserer Redaktion. Er rief Söder auf, sich für einen Schutzschirm für Rentner einzusetzen. „Wir brauchen eine Anhebung des Rentenniveaus, die die Inflation ausgleicht, und eine Mindestrente in Höhe von 1200 Euro“, verlangte Bartsch.
Frauen häufiger armutsgefährdet als Männer
Die Analyse der Linken passen zu frischen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach hat mehr als ein Viertel der 17,5 Millionen Rentner weniger als 1000 Euro im Monat in der Tasche. Frauen sind im Alter viel häufiger armutsgefährdet als Männer. In den ersten beiden Entlastungspaketen hatte die Bundesregierung Rentner nicht berücksichtigt. Erst durch das zu beschließende dritte Paket sollen sie eine Energieprämie von 300 Euro erhalten.
Die Hilfe wird gebraucht, denn die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sagen auch für das nächste Jahr steil steigende Preise voraus. Die Inflationsrate wird laut Gemeinschaftsprognose knapp 9 Prozent erreichen, während die Konjunktur in den Abschwung rutscht.
Die Diskussion ist geschlossen.
@Wolfgang B.: Was verstehen Sie unter „die neidischen Deutschen“?
Insgesamt sind die Gesamt-Sozialversicherungsbeiträge in Deutschland höher als in Österreich mit folgenden Beitragssätzen:
Versicherung Gesamt davon Arbeitnehmer bzw. Arbeitgeber
Pensionsversicherung 22,80 % 10,25 % 12,55 %
Krankenversicherung 7,65 % 3,87 % 3,78 %
Arbeitslosenversicherung 6,00 % 3,00 % 3,00%
Es war doch nur von der Rente, also der Rentenversicherung die Rede. Und da beträgt der aktuelle Satz in Deutschland 18,6%.
Pensionsversicherung? Gibts die din Deutschland, m.w. doch nur in Österreich.
In Österreich heißen die Rentner Pensionisten.
Und wie heißt dann wohl die Rentenversicherung in Österreich?
Sie sprachen doch von den "neidischen Deutschen".
Wenn die deutschen Arbeitnehmer aber bereit sind, insgesamt höhere Sozialversicherungsbeiträge aufzubringen als die Kollegen aus Österreich, dann sollten Sie Österreich nicht als Beleg für Ihre Behauptung anführen.
Ich breche hier ab. Lesen Sie sich doch bitte alles mal im Kontext(Zusammenhang) durch.
Der kleine, aber feine Unterschied: In Österreich müssen ALLE (außer Beamte) in die Sozialversicherung zahlen, auch die Selbstständigen!
Ist mir schon bekannt. Aber wenn alle reinzahlen, bekommen auch alle was raus. Ich bin mir nicht sicher ob das unbedingt ein pekunärer Vorteil für das Versicherungssystem ist (wie oft bei uns zu lesen ist).
Die 700 € - so man liest und hört, die Rentner in Österreich - bei gleichen Kosten, aber gerechter aufgeteilt - mehr bekommen, wären genau das Poster, das millionen Rentner von der Armutgrenze retten würde.
Aber wer zu spät kommt - den erfassen mal die sozialen Unruhen ....
Alle Jahre wieder kommt der Ver4gleich mit Österreich... . Die Österreicher haben ein anderes Rentensystem UND sie zahlen auch mehr ein als die neidischen Deutschen.
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2018/heft/3/beitrag/ist-das-oesterreichische-rentensystem-nachhaltig.html
Da hilft aber auch nicht, wenn man mit anderen Märchen dagegen hält!
Es geht nicht um mehr oder weniger - sondern darum, wie der Wohlstand in einer Sozialgemeinschaft möglichst gerecht und menschenwürdig aufgeteilt ist.
Wenn ich unseren Bundeskanzler höre, dass alle, die jetzt zu uns kommen - "niemand auf der Straße gelassen wird" - dann frage ich mich, ob er noch nie von unseren tausenden Obdachlosen gehört hat?
Bald werden sie Ihm dann auch vor die Türe wachsen ...
@ WOLFGANG B.
"Die Österreicher haben ein anderes Rentensystem UND sie zahlen auch mehr ein als die neidischen Deutschen."
Das stimmt so nicht. Für die Versicherten sind die Beiträge nahezu gleich. Die Arbeitgeberanteile in Ö etwas höher.
Die Renten sind in Österreich deutlich höher.
Richtig krass wird es wenn man sich mit den Unterschieden bei der Pflegeversicherung befasst.
Ergänzung zum Link: Reicht die Rente bei zur der Deckung der Kosten einer Heimunterbringung nicht aus, gibt es in Österreich im Gegensatz zu Deutschland keinen Rückgriff das Vermögen.
"Seit 1. Jänner 2018 ist ein Zugriff auf Vermögen von in stationären Pflegeeinrichtungen aufgenommenen Personen, deren Angehörigen, Erbinnen/Erben sowie Geschenknehmerinnen/Geschenknehmern zur Abdeckung der Pflegekosten unzulässig."
https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/Wie-Oesterreich-die-Pflege-regelt-id42805121.html
https://www.oesterreich.gv.at/themen/soziales/pflege/2/Seite.360542.html
Völlig richtig.
Kappung am oberen Ende, Mindestrente am unteren und alle, auch Beamte und Selbstständige zahlen ein.
Eine Umverteilung der Renten und Pensionen wäre nötig. Wozu braucht z.B. ein ehemaliger Bundespräsident 18000€ "Ehrensold" pro Monat. Besser wäre es, alle staatlichen Altersbezüge bei 5000€ zu kappen. Im Falle des Bundespräsidenten könnte man 26 Rentnern, die am Existenzminimum leben, 500€ mehr im Monat geben. Das hat nichts mit Neid zu tun, sondern mit einer extremen gesellschaftlichen Verwerfung. Jemand, der 30 Jahre oder mehr gearbeitet hat, darf im Alter nicht zum Bettler werden.
Vielen Kleinrentnern und Kleinverdienern geht es immer schlechter und trotzdem möchte Finanzminister Lindner ( FDP ) den sog.
Mittelstand steuerlich entlasten. Dies sind aber meist Besserverdiener, die eine steuerliche Entlastung gar nicht brauchen, aber
wohl zur Klientel der Lindner-FDP gehören. Beim Tankrabatt von Lindner haben auch viele profitiert, die es gar nicht nötig hatten.
Gießkannenprinzip ist auch hier der falsche Weg.
Danke an Christian Grimm für den für alle verständlichen Artikel.