Kommentar zum TV-Duell: Schulz hat sich vergeblich abgemüht
Das TV-Duell war die letzte Chance für Martin Schulz, die Stimmung vor der Bundestagswahl zu drehen. Er konnte sie aber nicht nutzen. Ein Kommentar.
Schon in den vergangenen Wochen hatte Angela Merkel all seine Angriffe ins Leere laufen lassen. Auch am Sonntagabend setzte sie auf ihr bewährtes Rezept: Gut vorbereitet sein, nicht provozieren lassen. Schulz tat sich schwer damit. Der SPD-Kandidat attackierte, wo er konnte. Zu aggressiv wollte er aber auch nicht wirken. Und gerade in der Flüchtlingsfrage – dem heikelsten Punkt für Merkel – lieferte er keinen überzeugenden Gegenentwurf zur Ich-bereue-nichts-Kanzlerin. Sie appellierte an die Menschlichkeit. Was sollte er dem entgegensetzen?
Schulz wusste, wenn er beim emotionalsten Thema dieses Wahlkampfes nicht punktet, hat er keine Chance. Bei seinen Angriffen klang er dann aber eher wie der CSU-Chef und nicht wie der SPD-Kanzlerkandidat. Mit seiner klaren Kante gegen Erdogan zum Beispiel sprach er sicher vielen aus der Seele. Glaubwürdig wirkte das aber nicht, zumal auch er am Flüchtlingspakt mit der Türkei festhalten will. Schulz hat viel versucht, um die Kanzlerin an ihrem wunden Punkt zu treffen. Es blieb beim Versuch.
Die Diskussion ist geschlossen.
Schulz war souveräner und konkreter.
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Die Kanzlerin blieb fast gänzlich in der Nebelwand, die ihre Politik kennzeichnet.Mit anderen Worten: da begegnete sich ein Zwei-Gespann, das sich erstens nicht wehtun wollte, weil diese alte gestrige Politik ihre Wiederholung in einer weiteren GroKo finden soll und zweitens hat damit endgültig die Mär von Neuer Politik ihre Erledigung gefunden.
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Denn DAS war ja die Chance des Kandidaten Schulz: eine neue Politik und deren Inhalte zu fordern. Ein anderes Politikverständnis. Das aber scheitert an der SPD.
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Vielleicht auch an ihm. Denn dazu bedarf es Mut. Und wenn er, der insgesamt Bessere des Duells, praktisch in seinem Abschluss-Statement sich auf die Selbstverständlichkeit verbarrikadiert, dass er und die SPD Wahlkampf für sich selbst betreibe, dann ist damit eben keine glaubwürdige andere/neue Politik umrissen und seine angebliche Kanzlerambition endgültig demaskiert.
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12 Jahre Verballhornung des Publikums durch die Kanzlerin sollen also weitergehen. Weil die SPD sich derartig von ihrem ehemaligen politischen Kern dauerhaft entfernt hat, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte.
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>>>>>> Was den Faktenscheck im Stifter‘schen Kommentar betrifft:
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Es ist unsäglich, wenn die Aussage des Kandidaten Schulz zum Thema Innere Sicherheit eines bundesdeutschen Flächenlandes im Faktenscheck der AZ mit einer angeblichen Richtigstellung mittels Daten dreier Stadtstaaten erfolgt.
Das ist unseriös im Quadrat. Und hat Trumsches Niveau. Nein: die Behauptung des Martin Schulz ist schon zutreffend.