Der bundespolitische Einfluss mit Höhen und Tiefen
Der bundespolitische Einfluss der CSU hatte stets Höhen und Tiefen. Ihre Doppelrolle als bayerische Regionalpartei mit bundesweitem Anspruch war oft nicht frei von Konflikten mit der großen Schwesterpartei CDU.
1949: Nach der ersten Bundestagswahl konstituiert sich die CSU zunächst als eigenständige Fraktion, bildet jedoch bald eine gemeinsame Fraktion mit der CDU. Unter Konrad Adenauer und den späteren CDU-geführten Regierungen stellt die CSU meist mehr Minister als ihrem Anteil der Mandate entsprach.
1953: Die CSU kann ihr Bundestagswahlergebnis zweistellig verbessern. Franz Josef Strauß, bisheriger Chef der CSU-Landesgruppe, wird Sonderminister, zwei Jahre später Atomminister.
1962: Mit der "Spiegel"-Affäre stürzt Strauß, mittlerweile CSU- Chef und Verteidigungsminister, Adenauers Regierung aus Union und FDP in eine schwere Krise. Strauß verliert sein Ministeramt.
1966: In der ersten großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger wird Strauß Finanzminister. Mit SPD-Wirtschaftsminister Karl Schiller arbeitet er harmonisch zusammen ("Plisch und Plum").
1969: In der nachfolgenden 13-jährigen Opposition werden Strauß und die CSU zur Speerspitze der Kritik an der sozialliberalen Ostpolitik. Die Verträge mit Moskau, Warschau und der DDR kann die Union jedoch nicht stoppen.
1976: Nach der knapp verlorenen Bundestagswahl eskaliert der Machtkampf zwischen CDU-Chef Helmut Kohl und Strauß in Wildbad Kreuth, wo die CSU die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU vorübergehend aufkündigt. Zwei Jahre später zieht Strauß sich auf das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten zurück.
1980: Kohl überlässt Strauß die Kanzlerkandidatur, der die Wahl verliert. Kohl hat sich endgültig gegen seinen Rivalen durchgesetzt. 1982 wird Kohl durch ein Misstrauensvotum Kanzler. Ausgerechnet der DDR-Gegner Strauß besorgt der DDR 1983 einen Milliardenkredit.
1990: Mit der Wiedervereinigung verliert die CSU im größer gewordenen Deutschland an Gewicht. In der Bundestagsfraktion stellt sie nach 22 Prozent nur noch 16 Prozent der Abgeordneten.
1998: Die CDU/CSU muss nach der verlorenen Wahl wieder in die Opposition. 2002 kann sich CSU-Chef Edmund Stoiber gegen die CDU- Vorsitzende Angela Merkel als Kanzlerkandidat durchsetzen, verliert aber knapp die Bundestagswahl.
2005: Als Stoiber nach der Bundestagswahl überraschend seinen Einzug in das Kabinett der großen Koalition absagt, ist die gesamte Union irritiert. Der Autoritätsverlust wächst sich zur CSU- Führungskrise aus. 2007 verzichtet Stoiber auf alle Ämter.
2008: Seit der Ablösung Stoibers durch die Doppelspitze Günther Beckstein (Ministerpräsident) und Erwin Huber (Parteichef und Finanzminister) scheint die Durchsetzungsfähigkeit der CSU in der Bundespolitik weiter zu schwinden. So konnten sich Huber und Beckstein bislang mit ihrer Forderung nicht durchsetzen, die alte Pendlerpauschale wieder einzuführen. Auch die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag haben zu dem Bedeutungsschwund beigetragen: Theoretisch wäre die große Koalition von Angela Merkel (CDU) heute nicht auf die Stimmen der CSU angewiesen.
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