Impfmüdigkeit treibt vierte Welle massiv an
Bei der Corona-Immunisierung geht es nur noch in kleinen Schritten voran. Dabei steigt auch die Zahl der Krankenhaus-Einlieferungen. Was Experten dazu sagen.
Die Impfkampagne ist die große Hoffnung auf ein Ende der Pandemie. Doch genau die zeigt auch, wie labil die Situation ist: Weil sich unter den Menschen in Deutschland inzwischen eine Impfmüdigkeit breitmacht, nimmt die vierte Welle zunehmend an Fahrt auf. Der Anteil der vollständig immunisierten Bundesbürger stieg laut Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts mit rund 61 Prozent im Vergleich zur Vorwoche (59 Prozent) erneut nur langsam an. Deutlich schneller wächst die Zahl der Neuinfektionen.
„Wenn wir bis Oktober nicht die Impfquote deutlich nach oben bringen, bekommen wir im Herbst einen richtig starken Anstieg der Corona-Fälle auf den Intensivstationen“, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, im Interview mit unserer Redaktion. Besonders ab Oktober, November, wenn sich das Leben wieder mehr in die Innenräume verlagert, sei mit noch höheren Zahlen zu rechnen. Die Impfung mache dabei einen gewaltigen Unterschied. Bei einer Impfquote von 80 Prozent gibt es doppelt so viele Gefährdete wie bei einer Impfquote von 90 Prozent, bei einer Impfquote von 70 Prozent dreimal so viele.
Zahl der Intensiv-Patienten steigt
Für die Kliniken habe schon jetzt eine neue Phase der Pandemie begonnen. Das belegt auch der RKI-Bericht. Mit einer Covid-Infektion ins Krankenhaus kommen nun überwiegend Erwachsene zwischen 35 und 59 Jahren. Die Mehrheit von ihnen ist nicht geimpft. Der zuletzt abnehmende Trend der Klinikeinweisungen setze sich zurzeit nicht fort, heißt es beim RKI. Über 1000 Menschen liegen bereits wieder auf Intensivstationen.
Vor allem aber die steigenden Inzidenzen von Kindern und Jugendlichen bereiten dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek Sorgen. Gemeinsam mit Ärzteverbänden ruft er dazu auf, sich noch vor Ferienende gegen Corona impfen zu lassen. „Es gibt noch genug Zeit, um erstgeimpft in die erste Schulwoche zu starten“, sagt er. Geimpfte Kinder und Jugendliche müssten nicht mehr zum Corona-Test in der Schule. Derzeit sind in Bayern 29,8 Prozent der 12- bis 17-Jährigen erst-, und 21,9 Prozent zweitgeimpft.
Marburger Bund ist für Beibehaltung der Maskenpflicht
Auch bei der Ärztevereinigung Marburger Bund blickt man mit Sorge auf die aktuelle Entwicklung. „Ich fürchte, wir bekommen wieder erhebliche Probleme, wenn die Anzahl der ungeimpften Erwachsenen weiterhin auf dem derzeitigen Niveau verharrt“, sagt deren Vorsitzende Susanne Johna unserer Redaktion – und warnt eindringlich davor, die Situation zu unterschätzen. „Ich kann auch nicht ganz verstehen, wie sich manche so sicher sein können, dass wir im Herbst und Winter deutlich weniger schwere Erkrankungen zu befürchten haben und deshalb gelassener sein sollten“, sagt sie. Auch sie höre aus den Krankenhäusern, dass immer mehr Ungeimpfte intensivmedizinisch versorgt werden müssen.
Anders als im letzten Jahr, als reguläre Operationen ausgesetzt wurden, finde in den Kliniken wieder eine Regelversorgung in vollem Umfang statt. „Eine Entlastung des Personals ist weit und breit nicht in Sicht“, sagt Johna. „Auch deshalb darf es uns nicht gleichgültig sein, wenn die Anzahl der Neuinfektionen ungebremst steigt.“ Je mehr Menschen sich mit dem Virus anstecken, desto mehr würden auch ernsthaft erkranken.
Sie plädiert daher dafür, die Maskenpflicht in Innenräumen weiter beizubehalten und der Impfkampagne einen neuen Schub zu verleihen. „Nur wenn es jetzt gelingt, die Impfquote auf ein Niveau von etwa 85 Prozent zu bringen, wird die Belastung in den Krankenhäusern stark zurückgehen und wieder mehr Normalität möglich sein“, betont sie. Ein „Freedom Day“ nach englischem Vorbild, wie ihn unter anderem die Freien Wähler in Bayern fordern, ist für Johna keine Option. „Die höhere Immunität wurde in England mit sehr hohen Erkrankungszahlen und einer deutlich höheren Todesrate erkauft“, sagt sie. „Gut, dass wir diesem schlechten Beispiel nicht gefolgt sind. Großbritannien hat 40.000 Corona-Tote mehr zu beklagen als wir in Deutschland.“
Die Diskussion ist geschlossen.
Ja, auch ich glaube, dass es eine veirte Welle ist.
Nein, ich glaube nicht, dass es eine Welle der Ungeimpften ist, bzw. man kann das so sehen, ist aber irgendwie verkürzt gedacht.
Ja, auch Geimpfte können den Virus weitergeben und Ungeimpfte und Geimpfte anstecken, die Geimpften sind allerdings gegen schwere Verläufe geschützt.
Wenn man Abends durch die Straßen geht, sieht man an den Bars jede Menge Leute stehen, dicht an dicht, ohne Masken, ohne Abstand.
Wenn das alles Ungeimpfte wären, dann würde ich auch daran glauben, dass alle Gefahr von Ungeimpften ausgeht.
Bis dahin bin ich der Meinung, dass die Sicherheitsvorschriften von der Politik gemacht werden. Und seltsam erscheint mir, dass sobald es mit der Inzidenz rünter geht so viel gelockert wird, dass es bald wieder rauf geht.
Vielleicht sind die Corona-Einschränkungen von manchen Politikern gar nicht so ungern gesehen.
Immer amüsant zu lesen, daß Geimpfte gegenüber schweren Verläufen geschützt sind. Mag bei einigen sein - aber wie sieht es denn dann bei denen mit Long Covid aus? 10% aller Infizierten bekommen diese Krankheit von der man noch nicht allzu viel weiß, nur, daß sie u.U. auch lebens "long" sein kann. Geimpfte unterschätzen ein wenig ihr Risiko, insbesondere wenn der 2. Piks schon länger als 6 Monate zurückliegt....
Wenn eine Inzidenz von zwei plötzlich auf über hundert springt kann man durchaus von einer neuen Welle sprechen.
Allerdings ist diese Welle vorwiegend eine Welle der Ungeimpften.
Jeder soll selber entscheiden, sollte aber hinterher nicht jammern
Gäbe es wirklich eine "vierte Welle" dann würden nicht die ganzen Maßnahmen und Maskenpflicht gerade abgeschafft werden, nicht wahr? Oder will jemand ernsthaft behaupten, dass unsere Politiker gerade (wieder) Mist bauen?
"Mist" hängt doch immer von der Betrachtungsweise ab. Liberale sehen jede Pflicht als Mist an und setzten auf die Eigenverantwortung. Die "Gerne-Geführten" denken eben entgegengesetzt. Unstrittig ist wohl: die 4. Welle ist da. Nach über 18 Monaten Pandemie sollte wohl jede wissen wie er sich selbst zu verhalten hat.
Ja, wie Walter B. schreibt, tönen die Politiker zur Zeit, dass es keinen Lockdown mehr geben wird.
Warten wir doch mal nach der Wahl ab. Wie hat es damals Herr Müntefering umschrieben. Dass es ja schon fast eine Unverschämtheit wäre, wenn man sich darauf verlässt, dass die Versprechen der Politiker vor einer Wahl ernst gemeint sind.
Und mit der Solidarität ist das auch so eine Sache, die man am besten auch für sich selbst Bedenken sollte.
Die inzidenz der „Welle“ ist schon wieder stark am abklingen. Die Krankenhaus Einlieferungen finden um ein paar Tage verzögert statt.
Die Welle ist vorüber und wurde angeregt durch eine Erweiterung der testpflicht (insb. 3G und Reiserückkehrer).
Schluss mit der Panikmache!
Zitat:
"Die Impfkampagne ist die große Hoffnung auf ein Ende der Pandemie."
Geimpfte Personen übertragen das Virus nach wie vor. Also ist es NICHT MÖGLICH, damit die Pandemie zu beenden."
Es ist aber durch kompetente Ärzte nachgewiesen, dass Ungeimpfte einen schwereren Verlauf haben, wenn diese angesteckt werden. Somit ist es doch richtig, dass die Intensivstationen im Winter voller werden können, oder etwa nicht?
Kalifornien verzeichnet deutlichen Anstieg von Infektionen beim geimpften Personal... keine gute Nachricht!
"Die Impfkampagne ist die große Hoffnung auf ein Ende der Pandemie."
Geimpfte Personen übertragen das Virus nach wie vor. Also ist es NICHT MÖGLICH, damit die Pandemie zu beenden.
Der Krankheitsverlauf ist durch die Impfung im Regelfall nicht so stark, wie ohne Impfung.
Peter B,: das schreibt unsere Presse bzw. behaupten Politiker, stimmt aber leider nicht wie neueste israelische Studien mittlerweile aussagen.... Ein großer Teil der geimpften wird auch hierzulande auf der Intensivstation landen....
Nein. die Daten aus Israel unterstreichen die Wirksamkeit.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/israel-die-irrefuehrende-statistik-der-geimpften-krankenhauspatienten-a-f5ef9929-b187-4fd5-952d-f3df354f696a
Zudem zeigt auch die Drittimpfung in Israel Wirkung. Deswegen ist die Nachimpfung der Risikogruppen wichtig.
Ausserdem landete nicht der Großteil der Geimpften wie sie schreiben auf der Intensivstation. Der Anteil der Nichtgeimpften die auf Intensiv in Israel landen ist deutlich höher als der Anteil der Geimpften.
Viele Politiker tönen zur Zeit mit der Ankündigung, daß es keinen Lockdown unter Ihrer Führung nicht mehr gibt.
Was ist, wenn nach den Prognosen in diesem Bericht die Zahlen im Winter rasant steigen werden, weil nicht mehr Leute zum Impfen gehen, die könnten. Auf volle Intensivbetten wird sich das Klinikpersonal mit Sicherheit nicht freuen. Sollten doch mal alle die keine Vorerkrankungen haben hier Solidarität zeigen und sich impfen lassen, Kinder und andere Personen die keine Möglichkeit zum Impfen haben, sind da außen vor, die können ja nichts dafür.