"Heldenhafte Tat": Hamas feiert Anschlag auf Bus in Tel Aviv
Schwerer Rückschlag für die Bemühungen um ein Ende der Gewalt im Nahen Osten: In Tel Aviv wird ein Bombenanschlag auf einen Stadtbus verübt. Die Hamas feiert.
Bei dem Attentat im Zentrum von Tel Aviv sind am Mittwoch nach israelischen Polizeiangaben mindestens 17 Menschen verletzt worden. Die Bemühungen um eine Entschärfung des seit mehr als einer Woche wütenden Konflikts um den Gazastreifen dürften dadurch einen schweren Rückschlag erlitten haben. Mindestens ein Unbekannter schleuderte nach ersten Angaben einen Sprengsatz in den Bus und ergriff dann die Flucht. Ein zweiter Mann sei festgenommen worden, berichteten Medien.
Im Fernsehen war zu sehen, wie dichter Qualm aus dem Fahrzeug drang. Die Scheiben waren teilweise zersplittert. Der Ort des Anschlags wurde weiträumig abgeriegelt, Dutzende Krankenwagen rasten durch die Stadt und Hubschrauber überflogen die Gegend. Mindestens 17 Verletzte wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. In unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes befindet sich das israelische Verteidigungsministerium. In der Nähe liegt auch das Goethe-Institut.
Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas begrüßte den Anschlag. "Wir gratulieren unserem Volk zu dieser heldenhaften Tat", hieß es in einer Mitteilung, die am Mittwoch über die Lautsprecher von Moscheen im Gazastreifen verlesen wurde. Es handele sich um eine "natürliche Reaktion" auf die Tötung von Zivilisten durch die israelische Luftwaffe, hieß es im Hamas-Fernsehsender.
Isreal setzt Angriffe unvermindert fort
Bis zu dem Anschlag hatte es Hoffnungen gegeben, dass ein bereits am Vorabend erwarteter Durchbruch bei den Bemühungen um ein Ende der Gewalt doch noch zustande kommen könnte. Vermittler wie US-Außenministerin Hillary Clinton und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon versuchten, eine Feuerpause zwischen den verfeindeten Seiten auszuhandeln. Unterdessen gingen die israelischen Angriffe im Gazastreifen mit unverminderter Härte weiter. Auch militante Palästinenser feuerten wieder Raketen auf Israel ab.
Die Opferzahl stieg vor allem im Gazastreifen unterdessen weiter. Die Zahl der Toten in der abgeriegelten Enklave am Mittelmeer erhöhte sich um zehn auf rund 140. Mehr als 1000 Menschen erlitten seit Beginn der Feindseligkeiten am Mittwoch vergangener Woche Verletzungen. Medikamente in Krankenhäusern gingen zur Neige, die Preise für Lebensmittel stiegen schnell. In Israel starben durch palästinensische Raketen im gleichen Zeitraum fünf Menschen, 80 wurden verletzt.
Clinton hatte am Vorabend die Bedeutung einer für alle Seiten akzeptablen Lösung des Nahost-Konflikts hervorgehoben. "Das Ziel ist eine dauerhafte Regelung, die zur regionalen Stabilität beiträgt und den Sicherheitsinteressen und legitimen Forderungen Israels und der Palästinenser Rechnung trägt", sagte sie nach einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Clinton und Ban sprechen in Ramallah auch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.
Israel greift 100 Ziele im Gazastreifen an
In der Nacht zu Mittwoch und am Vormittag griffen die Israelis etwa 100 Ziele an. Unter anderem sei eine Einsatzzentrale der Hamas in einem Mediengebäude attackiert worden, hieß es. Außerdem hätten Kampfflugzeuge Raketenabschussanlagen, Waffenlager und -fabriken sowie Schmugglertunnel bombardiert.
Nach Angaben der israelischen Armee feuerten militante Palästinenser seit Mitternacht 29 Raketen in Richtung Israel, von denen zwölf von der Raketenabwehr noch in der Luft zerstört worden seien. Von Opfern wurde zunächst nichts bekannt.
Grundlage einer möglichen Vereinbarung über ein Ende der Kämpfe sollte nach Informationen des israelischen Rundfunks sein, dass Vertreter Israels, Ägyptens und der USA die Waffenruhe überwachen. Wie es unter Berufung auf die Regierung in Jerusalem hieß, soll die Vereinbarung den Menschen im Süden Israels zumindest ein bis zwei Jahre Sicherheit vor Angriffen garantieren. dpa, afp
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