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Gesellschaft
29.11.2011

Das Tier und sein Hausmensch

Foto: Fred Schöllhorn

Bald ist Weihnachten, und unter manchem Baum liegt ein Hündchen oder ein Kätzlein. Es gibt Fälle, da endet die Liebe im Tierheim. Andere Beziehungen halten ewig. Aber warum?

Graben Am Ende des Tages läuft das Dasein auf die eine entscheidende Frage hinaus: Komme ich in den Himmel? Und weiter gedacht: Gilt das auch für meine Liebsten? Und sollte mein Liebstes vier Beine und ein Fell haben und den Briefträger mit „Wuff“ begrüßen: Darf es, wenn es mal ausgeschnauft hat, dann auch ganz nach oben?

Bevor jetzt der eine oder andere die Keule schwingt: Mit Blasphemie hat das nichts zu tun. Zu viele schlaue Köpfe haben sich schon mit derlei Fragen beschäftigt. Und mit all dem anderen Erklärbaren und Unerklärlichen, was die Beziehung ausmacht zwischen dem Haustier und seinem Herrchen, Vermenschlicher, Gassibegleiter, Dosenöffner, Freund – was immer Sie wollen.

In deutschen Haushalten leben in etwa so viele Hunde und Katzen wie Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren. Jetzt zu Weihnachten wird sich das Verhältnis wieder in Richtung Tier verschieben, um sich einige Tage nach der Bescherung, wenn es in den Tierheimen rundgeht und herrenlose Welpen an Autobahn-Rastplätzen gefunden werden, zu „normalisieren“. Plötzlich wollen Leute dann festgestellt haben („Wie ist dies nur möglich?“), dass das Schmusetier nicht nur süß ist, sondern auch kratzen, kotzen und die Nachtruhe stören kann. Der Deutsche Tierschutzbund rät deshalb grundsätzlich von einem Tier als Weihnachtsgeschenk ab. Von einer so kurzen Liebe hat niemand etwas. Am wenigsten das Tier.

Andere Beziehungen dagegen halten ewig. Auch zwischen Mensch und Tier. Aber warum? Was ist das Haustier für uns? Was sind wir für das Haustier? Der Hausmensch? Gibt es so etwas wie eine gesellschaftliche Norm, einen Punkt, bei dem wir sagen sollten: Bis hierhin geht die Tierliebe und nicht weiter? Oder, ganz anders: Sind Tiere doch die besseren Menschen?

Manche Antworten wird die Wissenschaft vielleicht nie finden. Bei anderen glauben Professoren, in ihren Erkenntnissen schon ziemlich weit zu sein. Der Psychologe Erhard Olbrich etwa sagt: „Es ist uns angeboren, beim Anblick eines kleinen Tieres Betroffenheit zu empfinden.“ Die Achtung vor dem Tier, die emotionale Nähe sei beim Menschen genetisch bedingt. Wer Tieren Grausames zufüge, „tut das aus kulturellen oder kognitiven Gründen“, also, weil er es im Laufe des Lebens so kennengelernt oder erworben hat. Josef H. Reichholf, ein Zoologe, stellt fest: „Wir brauchen die Vermenschlichung von Tieren, aber auch die Vertierlichung von Menschen.“ Denn Tiere stünden „uns umso näher, je verwandter sie mit uns sind“. Das führt mitunter so weit, dass – kein Witz! – Tiere menschliches Verhalten annehmen.

Ein letzter Professor: Kurt Kotrschal, Biologe. Er sagt: „Mensch und Tier passen so gut zusammen, weil sie viele gemeinsame Organisationsstrukturen haben.“ Bei beiden Wesen könne durch Berührungen wie Streicheln die Abgabe von Oxytocin stimuliert werden. Das ist ein Hormon, auch Mütterlichkeits- oder Kuschelhormon genannt, das nicht nur Stress reduziert, sondern auch die Bereitschaft zur Fürsorge erhöhen kann. Drei Professoren, drei Erklärungen.

Gut möglich, dass sich die Herren bestätigt fühlten, unterzögen sie ihre Theorien einem Praxistest, sagen wir in Graben. Ein Ort zwischen Augsburg und Landsberg, 3450 registrierte Menschen, 221 registrierte Hunde, eine unbekannte Zahl an Katzen, streunend und nicht streunend, Wellensittiche, Hamster und, und, und. Der Gasthof an der Hauptstraße heißt „Zum Husaren“, und am Ende dieses nebligen Herbstabends weiß man nicht, wer dort im rustikalen Nebenzimmer, am Bauerntisch mit dem Schildchen „Stammtisch“ in der Mitte, soeben die Hauptdarsteller waren: Silvia Seifert, die resolute Wortführerin, ihr Mann Franz mit dem trockenen Humor, Sascha Schulze, der erzählt hat, wie es ist, blind zu sein – oder doch die Labrador-Rüden Jacky und Bruno, die wechselweise vor sich hingedöst und ihre menschlichen Stammtischbrüder und -schwestern umschwänzelt haben.

Wahrscheinlich die Hunde. Gäbe es sie und ihre Artgenossen nicht, hätten sich die Tierfreunde Graben vor knapp zwei Jahren auch nicht gegründet, als eine Art Informationsbörse für Haustierhalter, wenn man so will. Der gingen viele gemeinsame Hundespaziergänge, im Volksmund: Gassi, voraus.

Jetzt sitzen sie alle zwei Monate beim Bier zusammen, die Seiferts, Herr Schulze mit seinem Bruno, Ingrid Giehrl mit ihrem Jacky und bis zu einem Dutzend andere. Katzenbesitzer sind auch darunter. Regina Holzner-Räth etwa, deren Racker, eine Mischung aus Maine Coon und Ragdoll, mit seinen vier Monaten schon „ein mords Lackel“ ist. Mitgebracht hat sie ihn nicht. Die wenigsten Katzen mögen das. Es ist ja auch besser so, Hund und Katz in einem Raum, das kann man sich ausmalen.

Tierbesitzer unter sich sind im Regelfall anders. Das sollen ganz gesellige Menschen sein. Studien belegen das. Dies weiß aber auch jeder, der schon im Wald beobachtet hat, wie Leinenträger sich begegnen. Jedenfalls in den seltensten Fällen mit mürrischem Schweigen. Und wenn nur Sätze fallen wie „Rüde oder Hündin?“, „Wie alt ist er denn?“ oder „Mei, so ein Braver“. Da kann es Bindfäden regnen.

Es ist ja so: Wer ein Haustier sein Eigen nennt, darf nicht zimperlich sein. Der Haarballen aus dem Rachen der Katze landet schon mal, wenn es gut läuft, auf den Küchenfliesen, wenn es schlecht läuft, und es läuft fast immer schlecht, auf dem hellen Teppich. Gleiches gilt für die unverdaute Portion Chappi, Pedigree Pal oder wie Hundefutter sonst heißt. Selbst Kanarienvogel Hansi katapultiert die ausgepickten Körnerhülsen bevorzugt durch die Gitterstäbe hindurch aufs Sofa, statt sie, wie tausendmal gepredigt, in dosierten Häufchen auf dem Käfigboden zu sortieren. Das sind dann so Momente, wo Silvia Seifert ausruft: „Da kriegst einen Vogel mit dem Vieh“ – auch wenn der eigene Hund Gandhi gemeint ist. Aber heiß und innig lieben tut sie ihn doch.

Was, so viel Ehrlichkeit muss sein, nicht für jedermann gilt. Wo Haustier-Skeptiker beim Anblick eines Acht-Wochen-Welpen vielleicht noch verschämt den Kopf schief legen, ist für sie spätestens dann die Sympathie beendet, wenn ein ausgewachsener 90-Pfünder ohne Leine zum Sprung ansetzt oder der Gehweg mal wieder mit Hinterlassenschaften gesäumt ist. Ja, auch solche Momente gibt es im Spannungsfeld zwischen 80 Millionen Menschen im Land und gut 13 Millionen Hunden und Katzen. In vielen Fällen ist das nicht wirklich lustig. „Es reicht nicht, mit dem Hund nur Gassi zu gehen“, sagt Ingrid Giehrl. „Man muss Verantwortung übernehmen. Und Verantwortung heißt auch Erziehung.“

Um dem Unrat entgegenzuwirken, stellen immer mehr Städte und Gemeinden gerade an Grünanlagen kleine Behälter mit Tüten auf, verbunden mit der Aufforderung, das Hundegeschäft doch bitteschön selbst vom Rasen zu klauben. „Kotbeutelspender“ sagen die einen dazu, in Augsburg nennen sie es, in Anlehnung an den führenden Anbieter von Hundetoiletten, Robidog-Station. Und Silvia Seifert sagt, frei Schnauze: „Kackerboxen“.

Tierstammtisch ist auch so ein Begriff, der zeigt, wie sich Lebenswelten von Tier und Mensch vermischen. In der Praxis sieht das dann aber so aus: Das Tier harrt der Dinge, der Mensch trinkt und redet. Über den Notfall im Tierheim Landsberg und wie man ihm helfen kann, über den therapeutischen Einsatz von Schüssler-Salzen, schlechte Angewohnheiten und die Frage, wem man mit dem ersparten Geld etwas Gutes tun kann. Hin und wieder verschwindet eine Hand unter dem Tisch. Dann weiß man, dass Jacky oder Bruno einen Streichler abbekommt.

Tierprofis reden auch über solche Sachen. Manche Profis aber können mehr. Man sagt das zumindest. Es heißt, sie könnten „flüstern“. Gemeint ist dann so was wie Erziehung auf die sanfte Art. Monty Roberts ist weltbekannt dafür. Man nennt ihn den Pferdeflüsterer. Für Hunde gibt es in Deutschland auch so einen: Martin Rütter, eloquent, fernseherprobt, so was wie ein Star. Als in Graben jemand den Namen Rütter erwähnt, der komme doch im April nach Augsburg, ist das Hallo groß. „Gibt’s noch Karten?“ Sein Tournee-Programm heißt: Hund-Deutsch/Deutsch-Hund.

Kaum zu glauben: Ein Mensch, der über Hunde-Erziehung referiert – Hunde-Erziehung! – und Hallen mit 5000 Leuten füllt. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so seltsam. Bastian Sick hat das mit seinen Grammatik-Vorträgen auch geschafft. Und RTL-„Super Nanny“ Katharina Saalfrank wird sicherlich ähnlich viele Anhänger finden für ihre Eltern-Ratschläge auf offener Bühne. Angedroht hat sie das schon.

Wie war das jetzt mit Professor Kotrschal und dem Kuschelhormon? Die Tierfreunde Graben muss man da nicht fragen. Irgendwann legt Jacky den Kopf auf die Tischkante, setzt den Hundeblick auf und der Rest ergibt sich von selbst.

Aber damit macht man es sich zu einfach. Tiere können mehr. Sie haben erstaunliche therapeutische Fähigkeiten. Bringen Sie eine Katze in ein Altenheim, und die Senioren blühen auf. In der Wirtschaft würde man jetzt sagen: Das ist eine Win-win-Situation. Beide Seiten haben was davon. Kotrschal hat nachgewiesen, dass Hunde für extrem verschlossene Kinder hilfreiche Co-Therapeuten sein können. Und Sascha Schulze, der junge blinde Mann aus Graben, sagt über seinen Führhund: „Auch wenn Bruno nicht mehr arbeiten kann, kommt kein anderer Hund ins Haus, so lange, bis Bruno mal nicht mehr ist.“

So schließt sich der Kreis und man endet gezwungenermaßen wieder bei der Frage: Kommen Tiere in den Himmel? Das kann am besten ein Moraltheologe beantworten. Professor Michael Rosenberger sagt: „Um mit Paulus zu sprechen: selbstverständlich.“

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