Schlagabtausch um Sailers grünes S-Bahn-"S"
Landkreis Augsburg (wer) - Angriffslustig präsentierte sich in der letzten Kreistagssitzung vor der Kommunalwahl SPD-Fraktionschef Harald Güller - nicht nur beim Etat. Sondern auch beim Thema S-Bahn. Und zwar derart heftig, dass er von den CSU-Kollegen Salven an Buhrufen erntete und sich Landratskandidat Martin Sailer, sichtlich verdutzt, kaum zu erwehren wusste...
Was war geschehen? Schließlich hatte sich der Kreistag in der Vergangenheit des Öfteren mit dem Thema befasst - und stets einmütig gezeigt. Als nun die laufende Petition auf der Tagesordnung stand, war ebenso zu erwarten, dass sich das Plenum per einstimmigem Beschluss dahinterstellen würde - was auch geschah.
Bis es soweit war, sorgte eben jene Attacke Güllers für helle Aufregung. Den Anlass hatte CSU-Kreisrat und Landratskandidat Martin Sailer geliefert: Der hatte Prospekte verteilt, in der er für sich und für die Eintragung in die Petitionslisten warb. Den Anfangsbuchstaben seines Nachnamens hatte er durch das grüne S-Bahn-"S" ersetzt.
Dass auf der Rückseite gleich Spalten zum Unterschreiben abgedruckt waren, aber kein Wortlaut der Petition, brachte Güller auf die Palme. Das sei "skurril", wenn ein Abgeordneter so vorgehe. Mit Spott machte Güller Vorschläge für einen "besseren" Text: Sailer solle doch schreiben, dass er bisher "ohne jeden Erfolg in München" gewesen sei, und dass die Bürger ihm doch bitte per Unterschrift "die Ignoranz meiner CSU in München gegenüber den Problemen der Region" bestätigen mögen. "Und übrigens: Wählen Sie mich zu Ihrem Landrat, damit ich mein politisches Talent auf einem anderen Feld versuchen kann."
Nachdem Landrat Karl Vogele gewarnt hatte, auf "diesem Niveau" weiter zu machen, ergriff der Attackierte das Wort. Betont sachlich zeigte sich Sailer verwundert, "dass das Thema S-Bahn plötzlich zum Wahlkampf hochstilisiert wird". Er hielt Güller entgegen: "Wir sind doch näher beieinander als das, was uns trennt." Er verstehe nicht, woran Güller Anstoß nehme: "Die Grünen plakatieren, die Freien Wähler schalten Anzeigen, wir verteilen Unterschriftenlisten."
Sodann plänkelte die Debatte um die Frage, ob die dritten Gleise von der rot-grünen Bundesregierung damals abgelehnt oder von der schwarzen Staatsregierung "falsch" angemeldet wurden. Doch rasch überwogen die Appelle derer, die eine gemeinsame Strategie anmahnten: "Dem Bürger ist es wurscht, wer wann welchen Antrag stellen muss", so Johann Häusler. Und SPD-Landratskandidatin Dr. Simone Strohmayr: "Wir dürfen nach der Petitions-Übergabe nicht aufhören nachzuhaken." Dazu Sailers Antwort: Er habe für die Region bereits einen Termin bei Verkehrsministerin Emilia Müller angefordert.
So beruhigten sich die Gemüter rasch wieder, nicht zuletzt weil AVV-Chef Helmut Hofmann gewarnt hatte: "Wer zu viel Emotionen schürt, spielt mit dem Feuer." Was man am Bürgerentscheid in Augsburg gesehen habe. Und so wurde Max Strehles Appell an die Fuggerstadt, den Hauptbahnhof endlich "ohne Verzögerung" umzubauen, heftig beklatscht.
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