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Oberbayern
22.08.2014

G8-Gipfel 2015 im Schlosshotel Elmau: Anwohner haben Angst

In dem Schlosshotel Elmau in Krün wird im Sommer 2015 der geplante G8-Gipfel stattfinden. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Foto: Peter Kneffel (dpa)

In dem Luxushotel im Schloss Elmau wird im Sommer 2015 der G8-Gipfel stattfinden. Im Moment laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Anwohner befürchten die Aggression.

Kolonnen von Lkw rattern einen nur provisorisch mit Asphalt verbreiterten Bergweg rauf und runter. Staubfahnen wehen hinter ihnen her. Bauarbeiter drehen geduldig am Straßenrand Gewinde in Plastikrohre und legen eine Kanalisation vom oberbayerischen Touristenörtchen Krün hinauf ins gut 1000 Meter hoch gelegene Schlosshotel Elmau. Sie gehören zu den Vorboten des Gipfeltreffens der mächtigsten Staatenlenker der Welt im nächsten Jahr.

Laute Bagger stören die idyllische Landschaft

Die frühere Einöde Elmau liegt in einem abgelegenen Talkessel. Mittendrin ragt ein prächtiges Gebäude empor. Der Blick auf die herrschaftliche Unterkunft vor dem Wettersteinmassiv kann einem durchaus den Atem rauben. Majestätisch ist die Ansicht. Wuchtige Architektur trifft auf saftige Wiesen. Uralte Tannen erheben sich vor schroffen Felswänden – normalerweise wird die Stille nur vom Geläut der Kuhglocken gebrochen. So sieht Bilderbuch-Bayern aus.

Zurzeit ist es aber vorbei mit der beschaulichen Idylle. Denn rund um das Hotel herrscht reger Baubetrieb. Ein neuer Hoteltrakt ist im Entstehen, der Rohbau bereits hochgezogen. Weiter unten furchen Bagger eine Wiese auf. Für den Gipfel müssen auch die Zufahrtsstraßen erneuert und Glasfaserkabel für ein schnelles Internet gelegt werden.

Gipfeltreffen im kommenden Jahr - Vorbereitungen laufen

In Elmau treffen im Augenblick Wohn- und Lebensgegensätze aufeinander: auf der einen Seite dreistöckig geschichtete blaue Stahlcontainer, provisorische Unterkünfte für die Arbeiter, auf der anderen die im Bau befindlichen Nobelsuiten, die in Zukunft wohlhabenden Menschen als Refugium auf Zeit dienen sollen.

Und wenn man so will, ist dieser Kontrast auch ein Bild für die Verhältnisse in der Welt und das, was im kommenden Jahr hier los sein wird. Sieben Staats- und Regierungschefs werden zum zweitägigen Gipfeltreffen am 4. und 5. Juni 2015 erwartet, möglicherweise auch tausende von Demonstranten und 5000 Journalisten. Nur einer wird voraussichtlich fehlen: Russlands Präsident Wladimir Putin, der bisher nicht eingeladen ist. Wegen seiner Haltung in der Ukraine-Krise ist Russland derzeit aus dem Kreis der führenden Industrienationen ausgeschlossen, ist die G8 nur die G7.

43 Millionen Euro will der Freistaat allein für die Vorbereitungen der Mammutveranstaltung ausgeben. Auf den ersten Blick viel Geld, ein Klacks jedoch, wenn man bedenkt, dass in Elmau sozusagen die Welt gerettet werden soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Thema Klimaschutz ganz oben auf die Arbeitsagenda gesetzt.

Sicherheitskräfte stehen vor Herausforderung

Bevor die hochkarätigen Politiker eingeflogen werden, muss sichergestellt sein, dass sie auch ungestört tagen können. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bereitet das durchaus Kopfzerbrechen. Er hat den Schutz des Gipfels „eine Herausforderung“ genannt. Beim letzten Treffen der Mächtigen in Heiligendamm im Jahr 2007 waren bis zu 17000 Polizeibeamte im Einsatz. Auch Bayerns Ordnungshüter werden in Armeestärke antreten. Rund um Elmau sollen dem Vernehmen nach etwa zehntausend Betten für Beamte reserviert sein. Bereits jetzt streifen Polizisten durch die Wälder um Elmau, um ein Sicherheitskonzept zu erarbeiten.

Einer macht sich um das Wohl des Gipfels indes keine großen Sorgen: Dietmar Müller-Elmau, der das Schlosshotel in dritter Generation führt. „Für mich ist das eine Veranstaltung wie jede andere auch“, behauptet der Hotelier. Pünktlich zur vereinbarten Zeit ist der stattliche Mann in die Kaminbar zum Gespräch erschienen und wirkt angesichts seiner Aufgabe erstaunlich gelassen. Er hat schon viele Prominente ein und aus gehen sehen und jede Menge großer Events geschaukelt. Loriot war zeitlebens Stammgast. Auch Kanzlerin Angela Merkel logierte vor sieben Jahren in Elmau und war offenbar nachhaltig beeindruckt.

Schlosshotel in Elmau ist ein geeigneter Standort

Draußen geht ein sommerlicher Starkregen nieder. Im offenen Kamin züngelt das Feuer. Das Gespräch treibt auf die Frage zu: Wie kommt man zu der Ehre, einen Gipfel ausrichten zu dürfen? Der Hotelier nippt an seiner Teetasse und lächelt: „Das müssen Sie die Bundeskanzlerin fragen.“ Dann weist er darauf hin, dass es in Deutschland nicht viele Möglichkeiten gibt, ein derartiges Treffen in ruhiger Lage abzuhalten. Elmau mit seinen großzügigen Räumen, dem besonderen Komfort und seiner exponierten Lage würde sich geradezu anbieten. Und in der Tat gehört das Fünf-Sterne-Schloss zu den luxuriösesten Herbergen Europas: 320 Betten, fünf Swimmingpools, das größte Hamam außerhalb der Türkei und mehrere Bibliotheken. 250 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Mindestens jeden zweiten Tag gibt es Aufführungen mit Stars – acht Steinway-Flügel in zwei Konzertsälen inbegriffen. Tags zuvor spielte der international bekannte Jazz-Musiker Klaus Doldinger.

1916 hat Müller-Elmaus Großvater Johannes Müller, ein evangelischer Theologe aus Dresden, das Schloss mit dem „erklärten Willen, die Welt nach Elmau zu holen“, errichten lassen. Weil er später mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, wurde er nach dem Krieg zunächst verurteilt, bekam aber sein Eigentum wieder zurück. Bekannt wurde das Hotel wegen seiner besonderen Veranstaltungen. Philosophen, Künstler, Politiker und Reiche treffen sich hier seit Jahrzehnten, um in der bayerischen Bergwelt tiefschürfend auch politische Themen zu diskutieren.

Die Zimmerpreise liegen heute zwischen 180 und 1700 Euro pro Nacht. In welchen Suiten die Staatschefs untergebracht werden, weiß der Herbergswirt selbst noch nicht. Auch die Speisekarten stehen bisher nicht fest. Wo getagt wird, ist allerdings bekannt: Müller-Elmau stellt bei einem Gang durchs Schloss den großen Konzertsaal mit der auffallenden Holzdeckenkonstruktion vor, der als Konferenzraum dienen wird. In der Bibliothek „Silentium“, wo gerade eine Frau gemütlich im Internet surft, sollen sich die Staatschefs zu Vier-Augen-Gesprächen zurückziehen.

Gemeinde Krün profitiert enorm von Gelden

So souverän und auskunftsfreudig der Hotelier auch ist, außerhalb der Schlossmauern und unten im Tal, in der Gemeinde Krün, äußern sich die Menschen zum Thema Gipfel kaum. Keiner will sich offenbar verplappern. Arbeiter winken bei der Frage, woran sie gerade bauen, ab: „Wir können gar nichts sagen.“ Einer der Bauleiter weist wütend darauf hin: „Fotografieren verboten!“ Auskünfte geben will er ebenfalls nicht. Auch in der Touristeninformation von Krün, der Gemeinde, zu der Elmau gehört, schütteln zwei Damen im Dirndl freundlich den Kopf: „Zum Gipfel – nein, da wissen wir nichts.“

Glücklicherweise wird der Ort von einem Bürgermeister regiert, der nicht zu Geheimniskrämerei neigt. Seit zwölf Jahren leitet Thomas Schwarzenberger die Geschicke des pittoresken Fleckens mit der typischen kitschig-schönen Lüftlmalerei an den Bauernhäusern. 80-Stunden-Wochen sind für ihn die Regel, seit am 23. Januar von der Kanzlerin bei einer Pressekonferenz nebenbei verkündet wurde, dass in Elmau im kommenden Jahr ein Gipfeltreffen stattfinden wird.

Trotz der stressigen Vorbereitungen wirkt der Politiker, als würde er in sich ruhen. In seiner Gemeinde sei ebenso wie in den anderen betroffenen Kommunen Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen keine aggressive Gegenstimmung spürbar. Sagt er. Das liegt nicht zuletzt am Geldsegen. „Der Freistaat ist großzügig“, bestätigt Schwarzenberger. Eine Brücke wird erneuert, Straßen und der Bahnhof werden saniert, dazu das schnelle Internet verlegt – kurz und gut: Der halbe Ort wird auf den neuesten Stand gebracht. Die meisten Maßnahmen werden vom Land finanziert oder zumindest opulent bezuschusst – Größenordnung um die zehn Millionen Euro.

Und noch eines fällt Schwarzenberger auf: Weil die Zeit drängt und die hochklassige Veranstaltung oberste Priorität hat, werden selbst ansonsten eher penibler Bürokratie zugeneigte Beamte erstaunlich flexibel. Wegen des langen Winters müssen viele Bauarbeiten bereits bis Ende dieses Oktobers beendet sein. Schwarzenberger ist zuversichtlich, dass alles rechtzeitig fertig wird. Seine Gemeinde profitiere enorm. „Was bei uns jetzt binnen eines Jahres gebaut wird, dafür hätten wir sonst mindestens ein Jahrzehnt benötigt. Das ist ein richtiges Glück für uns“, erklärt er.

Anwohner fürchten sich vor Aggression

Das sehen allerdings neben dem Bund Naturschutz und den Grünen insbesondere die Bewohner des Krüner Ortsteils Krain anders. Schwarzenberger weiß, dass sie „Höchstbelastungen“, wie er es formuliert, zu ertragen haben. Denn Krain liegt eingekeilt zwischen der viel befahrenen Bundesstraße und der Zufahrt nach Elmau mit dem schier unaufhörlichen Baustellen-Schwerverkehr. Eine Anliegerin, die wie andere auch ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, stört aber weniger der Lärm: „Ich habe entsetzliche Angst vor der Aggression“, klagt sie. Im Dorf geht die Furcht vor Randale um: „Das sind wir hier auf dem Land nicht gewohnt. Chaoten kennen wir nur aus dem Fernsehen.“ Trotzdem will sie während des Gipfels nicht flüchten. „Der Papa hat gesagt, wir müssen bleiben und aufs Haus aufpassen.“

Oben im Schlosshotel kann Müller-Elmau solche Schwarzmalerei nicht verstehen. Dabei hat er durchaus eigene Erfahrung mit Katastrophen. Im August 2005 zerstörten ein Großbrand und in dessen Folge große Mengen von Löschwasser zwei Flügel und zwei Drittel aller Zimmer des Schlosses, das zur NS-Zeit als Fronterholungsheim an die Wehrmacht verpachtet war, nach Kriegsende beschlagnahmt wurde und kurze Zeit der US-Armee als Lazarett diente. Doch einen vom Schlage Müller-Elmau können derlei Geschehnisse nicht umwerfen. Er ließ das Schloss und Badehaus von April 2006 bis Juni 2007 wiederaufbauen.

Der spezielle Geist, der im Hotel herrscht, ist weltweit berühmt. Mit seinem Optimismus und Lebensmut ist sich Dietmar Müller-Elmau sicher: „Wir bieten die Grundvoraussetzung für positive Gespräche.“ Und natürlich ist er zuversichtlich, dass Merkel, Obama und Co. im kommenden Jahr bei den Klimaschutzgesprächen einen Durchbruch erreichen werden. Wenn irgendwo die Welt gerettet werden kann, dann hier, könnte das Credo des Gastgebers lauten. (AZ)

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