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Porträt
11.05.2011

Hildegard Hamm-Brücher wird 90 Jahre alt: Das Gesuch der alten Dame

Hildegard Hamm-Brücher sitzt am Donnerstag (05.05.2011) in München (Oberbayern) im Wohnzimmer ihrer Wohnung. Hamm-Brücher feiert am 11. Mai 2011 ihren 90. Geburtstag. Foto: Peter Kneffel dpa/lby (zu lby am 06.05.2011) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Foto: Peter Kneffel

Hildegard Hamm-Brücher war Abgeordnete, Staatsministerin und Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten. Trotz aller Distanz leidet sie mit der FDP mit.

Augsburg Wo soll man bei dieser Frau anfangen? Bei der damals knapp 27-jährigen Journalistin und promovierten Chemikerin, die 1948 in den Münchner Stadtrat gewählt wurde? Bei der FDP-Landtagsabgeordneten, die in den 50er Jahren mit ihrer „Aufmüpfigkeit in Sachen Gleichberechtigung und Demokratie“, wie sie über sich selbst schreibt, der allmächtigen CSU nicht nur gelegentlich ein Dorn im Auge war? Bei Noch-FDP-Chef Guido Westerwelle, dem sie am Wahlsonntag 2002 nach dem Spaßwahlkampf (18-Prozent-Schuh, Guidomobil) per Einschreibebrief – aufgegeben um 14 Uhr im Postamt auf dem Münchner Hauptbahnhof – schweren Herzens ihren Parteiaustritt erklärte? Oder bei der Bundespräsidentenkandidatin, die 1994 auch deshalb scheitern musste, weil ihre eigene Partei am Ende der Koalitionsräson geschuldet den CDU-Bewerber Roman Herzog vorzog?

Das politische Leben dieser Hildegard Hamm-Brücher ist so facettenreich, dass diese Beispiele nur einen Bruchteil dessen wiedergeben, was mit ihr verbunden werden kann. Vor 20 Jahren hat sie sich aus der aktiven Politik verabschiedet, jetzt versteht sie sich als „unverbesserliche, freischaffende Liberale“. Heute wird sie 90 Jahre alt und findet, es sei an der Zeit, ihre „politische Lebensbilanz abzuschließen“. Sie hofft auf die „endgültige Rente“. Wer sie kennt, weiß, dass sie ihre mahnende Stimme erheben wird, solange es nur geht.

Will man in diesen Tagen mit ihr ins Gespräch kommen, zeigt sich, wie begehrt sie nach wie vor ist. Ein Journalistenkollege von einer Agentur sei gerade bei ihr, sagt Hildegard Hamm-Brücher am Telefon und fragt, ob der Anrufer bereits ihre noch druckfrische Autobiografie „Und dennoch...“ (Siedler-Verlag) kenne. Später wird der dpa-Reporter schreiben: „Der Rummel vor ihrem Geburtstag ist ihr nicht mehr ganz geheuer. ,Das ist mir alles zu viel, dauernd klingelt das Telefon.‘“

Und dennoch stellt sie sich dem Interview-Marathon und bietet an, man möge nach Lektüre des Buches wieder anrufen. Wegen eines Oberschenkelbruchs vor erst sechs Wochen sei sie noch nicht so beweglich und deshalb immer daheim in ihrer Wohnung im Münchner Stadtteil Harlaching erreichbar. Bei einem Fahrradausflug mit ihrer Tochter ist sie gestürzt. Rollator und Krücken braucht sie schon nicht mehr. Ein Stock reicht. Am Montagabend zeigt sie sich wieder in der Öffentlichkeit bei der erstmaligen Verleihung des von ihr gestifteten „Münchner Bürgerpreises gegen Vergessen – für Demokratie“ an drei Jugendgruppen und den früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel.

Das Vermächtnis einer quer denkenden Frau

Das Buch erweist sich als das lesenswerte Vermächtnis einer großen, gerne quer denkenden Frau, für die Demokratiepolitik von Anfang an ein zentrales Thema war. „Wir müssen uns immer wieder von Neuem bewusst werden, wie schwer es nach der Nazi-Diktatur und dem totalen Obrigkeitsstaat war, eine freiheitliche Staats- und Gesellschaftsform einzuführen“, mahnt sie.

Ihre Biografie macht deutlich, wie wichtig ihr die Überwindung der Hitler-Diktatur in der Nachkriegszeit war. Ihre Eltern sterben früh (1931 und 1932), sie wächst bei ihren Großeltern – getauften Juden – auf. Ihrem Doktorvater an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, dem Chemie-Nobelpreisträger Heinrich Wieland, verdankt sie es, trotz Zwangsexmatrikulation durch die Nazis ihre Doktorarbeit fortsetzen zu können. Auch vor Verhören nach der Verhaftung der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ bewahrt er sie. An die nachfolgenden Generationen richtet Hildegard Hamm-Brücher heute den Appell, nicht müde zu werden in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und „wieder aufkeimendem Rassismus“. Wenn dies von den jungen Menschen erwartet werde, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung, „dann können sie das nur tun, wenn sie unsere Geschichte kennen“.

Als die 26-jährige Hildegard Brücher 1948 mit dem Segen von Theodor Heuss („Mädle, Sie müsset in die Politik“), den sie für die Neue Zeitung interviewt hat, erstmals für den Münchner Stadtrat kandidiert, spricht alles gegen sie. Sie ist jung, sie ist eine „Preußin“, sie ist eine Frau – und eine Protestantin mit jüdischen Wurzeln. Noch dazu hat sie einen eher aussichtslosen Listenplatz bei der FDP. Die junge Journalistin kämpft für ihren ersten politischen Erfolg, wie sie es ihr ganzes Leben tun wird, steckt die Flegeleien von CSU-Männern weg und macht die Erfahrung, dass Frauen in der Politik von den Männern meist nicht ernst genommen werden und auch nicht auf Solidarität der Frauen untereinander vertrauen können.

Die rühmliche Ausnahme in dieser Männerwelt heißt Erwin Hamm, ein promovierter Jurist. Der katholische CSU-Stadtrat nimmt sie in Schutz und sie gehen 1956 eine Ehe ein, die durchaus die Gemüter bewegt. Hildegard Hamm-Brücher, wie sie nun heißt, berichtet von Schnüffeleien im Privatleben bis hin zu der Frage an die Zugehfrau, ob das eine christliche Familie sei. Deren Antwort: „Herr Doktor ist in der CSU und Frau Doktor geht in die Kirche.“

Leidenschaft für die Bildung

Nach einem USA-Aufenthalt, bei dem sie lernt, was Demokratie alles bedeuten kann, beginnt 1950 im Bayerischen Landtag Hamm-Brüchers Aufstieg zu einer der renommiertesten Bildungspolitikerinnen Deutschlands. Ihrem Beharrungsvermögen ist es zu verdanken, dass 1964 der damalige Kultusminister und frühere Staatsrechtler Theodor Maunz (CSU) aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit zurücktreten muss. Mit dem ersten Volksbegehren in Bayern überhaupt legt sie die Grundlagen für die Abschaffung der Konfessionsschulen. Zuvor ist es ihr schon gelungen, als FDP-Politikerin aus der Opposition heraus die staatlichen Gymnasien für Mädchen zu öffnen. Heute sieht sie sich bestätigt: Die Bildungspolitik trage erst jetzt Früchte durch die Pisa-Ergebnisse. „Was dort festgestellt wurde an Versäumnissen und Fehlentwicklungen, das habe ich seit Jahrzehnten versucht, klarzumachen.“

Ihrem bildungspolitischen Ansehen und persönlichen Einsatz haben es die Liberalen zu verdanken, dass sie 1970 nach vierjähriger Abstinenz in den Landtag zurückkehren. Ach ja, ihre Partei, der sie seit acht Jahren nicht mehr angehört. Darüber muss natürlich gesprochen werden. Hamm-Brücher äußert ihre Kritik präzise und wohl formuliert. Dabei rutscht ihr gerne auch ein „Wir“ heraus. „Das rührt daher“, sagt sie, „dass ich eine unverbesserliche Liberale bin, nicht a priori alles ablehne, was die FDP macht.“

Dazu steht die bekennende Wechselwählerin genauso wie zu ihren Sympathien für die Grünen, deren erstmaliges Auftreten im Bundestag 1983 so erfrischend anders ist als das bis dahin Gewohnte. Gerne hätte sie noch das Parlament reformiert. Letztendlich scheitert die Demokratiepolitikerin am überparteilichen Desinteresse der Abgeordnetenkollegen.

Hildegard Hamm-Brücher leidet selbst heute noch trotz aller Distanz mit der FDP, analysiert aber auch die Ursachen für deren rapiden Absturz seit den Bundestagswahlen 2009. Vom Engagement für eine „umfassende liberale Gesellschafts- und Staatspolitik bleiben eine Steuersenkungspartei, Wirtschaftsliberalismus und Neoliberalismus übrig“, sagt sie. Der FDP fehlten „vor allem Persönlichkeiten, die durch Lebensleistung und innere und äußere Unabhängigkeit überzeugend und eigenständig sind“, schreibt die bekennende Sozialliberale Hamm-Brücher im Buch. „Ein Christian Lindner allein macht noch keine neue FDP.“

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