Söder findet bei Buchvorstellung sanfte Worte für Laschet
Markus Söder stellt die Biographie von Armin Laschet vor, der sein Konkurrent um das Kanzleramt werden könnte. Beide unterscheidet nicht nur die Schreibtischordnung.
Zwei Männer, zwei Stile. Auf der einen Seite der markige Markus, der ganz nach oben will mit aller Kraft. Dort der abwartende Armin, der zaudert und zögert. Beide haben es weit nach oben gebracht. So weit, dass Biographien zu Lebzeiten erscheinen. Doch ganz oben ist nur Platz für einen von beiden. Armin Laschet will CDU-Chef und dann Kanzler werden. Doch Söder hätte derzeit die besseren Karten, die Wähler von sich zu überzeugen. Die Verlagsbranche hat es so eingerichtet, dass pünktlich zum Machtkampf um das Erbe Angela Merkels die Bücher über beide Politiker parallel erscheinen.
Söder und Laschet machen sich einen Spaß daraus. Zunächst präsentiert der CSU-Vorsitzende die Biographie über den Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, Anfang November kehrt sich das Spiel um. Söder gibt sich am Mittwoch in Berlin alle Mühe, keine Spitzen abzufeuern. Laschet ist da gerade auf dem Weg zur Audienz beim Papst. Natürlich hat er „den Armin“ angerufen, um zu fragen, ob es in Ordnung geht, dass er das Buch vorstellt. „Er sagte, das findet er gut. Ich soll auch was Gutes sagen.“
Markus Söder habe Armin Laschet nie unterschätzt, sagt dieser bei der Buchvorstellung
Söder bleibt bei seiner Zusage und hat sich den Gang auf Samtpfoten verordnet im Meistersaal, einem historischen Konzerthaus. Unterschätzt habe er Laschet nie, erzählt er unter Kronleuchtern und Kassettendecke. Die Wahl in NRW, dem Stammland der SPD, müsse man erstmal gewinnen.
Diesen Sieg hatten dem Mann aus Aachen nur wenige zugetraut. Die Biographie kreist darum, dass es bei Laschet immer so war. Stets galt er als zu weich, zu liberal, zu vorsichtig, um am Ende der Sieger zu sein. Er wartete ab und wird schließlich zum Kandidaten des Kompromisses, des kleinsten gemeinsamen Nenners. Das Buch von Tobias Blasius und Moritz Küpper trägt den Titel der “Machtmenschliche“.
Macht und Menschlichkeit werden als Begriffspaar selten zusammengedacht. Schon gar nicht bei Markus Söder. Der grenzenlose Ehrgeiz des Nürnbergers macht ihn verdächtig und unbeliebt. „Bei mir war es so, dass alle dagegen waren“, erzählt er. Das sei so gewesen in der Jungen Union und bei seinem ersten Landtagsmandat. Sein Vorgänger wollte nicht, dass ihm Söder nachfolgt. Der Moderator legt es darauf an, den Spalt zwischen den beiden Politikern zu finden. So passiert es, dass bei der Vorstellung der Lebensgeschichte Laschets mindestens genauso viel über Söder gesprochen wird.
Schreibtische von Laschet und Söder spiegeln unterschiedlichen Charaktere wider
Überdeutlich wird, dass die zwei sehr verschiedene Typen sind. Laschets Schreibtisch, schreiben die Autoren, quillt über vor Papieren, Büchern und Ordnern. Wird das Ladekabel für das Handy gebraucht oder die Zigarillo-Packung gesucht, macht das umfangreiche Wühlarbeiten nötig. Söder sagt dagegen von sich: „Ich ordne dann schon gerne die Dinge.“ Auf seinem Schreibtisch regiert das Gesetz des rechten Winkels. Mit einem lauten Lachen pickt sich der CSU-Vorsitzende eine Stelle aus dem Buch heraus, in dem berichtet wird, dass die Referenten Laschets häufig bis acht Uhr abends in der Staatskanzlei schuften müssen. „8 Uhr - das ist schon sehr früh“, beschreibt Söder den Arbeitsalltag seiner Mitarbeiter.
Die beiden Männer verbindet eine Schwäche für ungesundes Schnellessen. Laschet lässt sich manchmal dreimal die Woche von seinem Lieblingsgriechen Gyros und Fritten für sieben Euro bringen, Söder lässt seine Fahrer häufiger an Autobahnraststätten bei Mc Donald‘s einen Stopp einlegen. „Salat, Salat, Salat sagt der Kopf“, sagt Söder, um sich am Ende für den Bauch und damit für Hamburger zu entscheiden.
Sonstige Gemeinsamkeiten gibt es nicht so viele. In der Bekämpfung des Coronavirus galten Söder und Laschet als Antipoden, der strenge Landesvater aus Bayern gegen den Lockerer vom Rhein. „Mmmm, neee“, meint Söder auf die Frage, ob sie nicht doch näher beisammen sind als allgemeinhin angenommen.
Er lässt sich natürlich nicht herauslocken, ob er es nicht doch wissen will. Dem Zögerer zuvorkommen und Zugriff auf die höchste Macht in Deutschland zu erlangen. „Natürlich ist der Platz in Bayern“. Aber will es „der Armin“ wirklich, oder lässt er „dem Markus“ wegen besserer Umfragewerte den Vortritt? Die Biographen lassen Laschets Pfarrer zu Wort kommen, zu dem er ein enges Verhältnis pflegt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass so jemand, der aus Fleisch und Blut Politiker ist, an der letzten und größten Herausforderung stehen bleibt.“
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