Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordert Auffrischungsimpfungen für alle und handelt damit gegen den Rat der Stiko. Dahinter steckt Kalkül.
Noch nie in der Corona-Pandemie war die Kritik von Ärzten und Wissenschaft an der Politik und namentlich an Gesundheitsminister Jens Spahn so scharf wie in diesen Tagen. Bisher hielt man sich rücksichtsvoll zurück, um dem Kampf gegen das Virus nicht zu schaden. Doch nun haben die Experten den Burgfrieden aufgekündigt, denn es geht nicht mehr. Das Hickhack bei den Verantwortlichen in Bund und Land gefährdet die Gesundheit der Menschen.
Es macht sich gerade sprichwörtlich schmerzhaft bemerkbar, dass die alte Regierung insgesamt nicht mehr arbeiten will und die neue noch nicht arbeiten kann. Schon längst hätte es wieder ein Corona-Treffen im Kanzleramt geben müssen, eine Bundestagsdebatte ist überfällig. Stattdessen wird der alte Flickenteppich weiter ausgelatscht und jedes Bundesland zieht sein eigenes Ding durch.
Spahn will Booster-Impfungen für alle anbieten
Dabei sind die Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Feldzug gegen das Virus gegeben. Es ist genug Impfstoff da, es gibt ausreichend Erfahrungswerte, die Infrastruktur steht. Man müsste die Fachleute einfach nur mal in Ruhe ihre Arbeit machen lassen, dann wäre schon viel gewonnen. Diese Botschaft der Experten ist eindeutig, bei Jens Spahn kam sie nicht an.
Der Gesundheitsminister will, entgegen den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, Auffrischungsimpfungen für alle anbieten. Mal abgesehen davon, dass es das beispielsweise in Berlin schon längst gibt, handelt der Politiker damit gegen den Rat der Mediziner. Die empfehlen die sogenannten Booster-Impfungen lediglich für Über-70-Jährige.
Spahn will CDU-Vorsitzender werden
Spahns Vorgehen soll einerseits Regierungsversagen übertünchen. Union und SPD haben sich, schon weit vor den Wahlen, damit abgefunden, dass gut ein Drittel der Bevölkerung ungeimpft ist und es wohl auch bleibt. Andere Länder hatten Ideen und sind weiter, die Bundesregierung hingegen hat resigniert.
Spahn kann das im Moment andererseits nicht auf sich sitzen lassen. Er will CDU-Parteivorsitzender werden, und da machen sich Minuspunkte in der Leistungsbilanz nicht gut. Man würde sich allerdings wünschen, er hätte es geschickter angestellt und sich ein anderes Betätigungsfeld gesucht. So jedoch entlarvt sich sein populistischer Ruf nach Auffrischungsimpfungen als Versuch, die eigene Karriere zu boostern.
Die Diskussion ist geschlossen.
Was hat denn Versagen mit Karriere zu tun?
Nichts!
Bestes Beispiel: Andy Scheuer, Totalversager bleibt Minister!
Israel macht sehr gute Erfahrungen mit der Booster-Impfung für alle:
https://www.nature.com/articles/d41586-021-02516-4
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)02249-2/fulltext
https://www.theguardian.com/commentisfree/2021/sep/27/data-israel-covid-booster-shots-standard
Warum die StIKo solche Erfahrungen nicht anerkennen will, ist wohl nur ihrer Selbstgefälligkeit und Arroganz zuzuschreiben.
"Kaum noch Corona-Infektionen
Israel boostert sich zum Impfvorbild"
(https://www.tagesspiegel.de/politik/kaum-noch-corona-infektionen-israel-boostert-sich-zum-impfvorbild/27758526.html)
Nur unsere StIKo hält sich in ihrer Überheblichkeit für was besseres. Weitere Wochen ziehen ungenutzt ins Land, in denen die Pandemie weiter wütet. Kann man den dicken Mertens dafür nicht zur Rechenschaft ziehen?
Die Stiko ist mit sehr guten Fachleuten besetzt, die gewissenhaft vor einer Entscheidung das Für uns Wider abwägen. Das ist kein Akt von Minuten. Es geht um komplexe Zusammenhänge. Arrogant ist es allenfalls, wenn ein Held in Pantoffeln die Fachleute der Stiko vom Sofa aus herabwürdigt.
"Gottes Mühlen mahlen langsam und gründlich". Aber hoffentlich wird die gesamte Spreu getrennt und verbrennt.
Der Herr Spahn hinterlässt ein gut bestellte Haus aus seiner Sicht und der der üblichen Klatschhasen. Sein Agieren passt doch wunderbar in den aktuellen Zeitgeist von mehr Schein als Sein. Recht hat heutzutage, wer laut ist, seine Ansicht rücksichtslos durchsetzt und als alternativlos darstellt, während jede abweichende Meinung mit persönlichen Angriffen auf deren Vertreter diskreditiert wird.
Deutschland hat schon seit einiger Zeit keinerlei Debatten Kultur mehr. Es geht seit einiger Zeit rückwärts in der gesellschaftlichen Entwicklung.
TJa, wer immer wieder an der Impfkommission vorbei Empfehlungen macht und entsprechende Verfügungen erlässt, ist in meinen Augen mehr als unglaubwürdig.
Gemeldete Daten zur Impfmenge falsch, die Stiko unter Druck setzen und dann noch Märchen erzählen: Hand in Hand mit Wieler und RKI: für mich gehören solche Menschen zzgl Warnmännchen Klabautermann weg von ihren Posten...
Er könnte ja vielleicht noch Vorsitzender der Stiko werden - um diese Institution noch weiter abzuwerten :-)
ES ist wohl beim Versuch geblieben. Ich habe nicht den Eindruck, daß die Stiko nicht aufgrund der Datenlage argumentiert hat.