US-Regierung bietet Hilfe im Fall Demjanjuk an
Washington/München (dpa) - Nach dem Haftbefehl des Amtsgerichts München gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher Iwan Demjanjuk haben die USA Deutschland ihre Zusammenarbeit angeboten. US-Justiz- und Außenministerium stünden in dem Fall in engem Kontakt mit den deutschen Stellen.
DIes sagte eine Sprecherin des Justizministeriums am Mittwoch in Washington auf Anfrage. "Wir werden weiterhin unsere Unterstützung und Hilfe anbieten", sagte sie.
Laut Staatsanwaltschaft München I ist der im US-Staat Ohio lebende 88-Jährige dringend verdächtig, von März bis Ende September 1943 als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor im besetzten Polen Beihilfe zum Mord an mindestens 29 000 Menschen jüdischen Glaubens geleistet zu habe. Demjanjuk war in einem NS-Prozess in Israel bereits zum Tode verurteilt, dann aber freigesprochen worden. Sobald der Beschuldigte in Deutschland sei, werde voraussichtlich Anklage vor dem Schwurgericht des Landgerichts München II erhoben, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Manfred Nötzel.
Die Münchner Strafverfolgungsbehörde beantragte den Haftbefehl, nachdem ein Gutachten des Bayerischen Landeskriminalamtes die Echtheit des SS-Dienstausweises des gebürtigen Ukrainers bestätigt hatte, den US-Behörden übermittelt hatten. Demjanjuk, der sich in Amerika den Vornamen "John" gab, halte sich weiter in den USA auf.
Das Simon Wiesenthal Center in Jerusalem äußert in einer Mitteilung "tiefe Besorgnis wegen der andauernden Verzögerungen beim Auslieferungsverfahren". Der Nazijäger und Direktor des Wiesenthal Centers in Jerusalem, Efraim Zuroff, erinnerte in einem Brief an Bayerns Staatsregierung und Justizbehörden, die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg habe ihre Voruntersuchungen schon vor Monaten abgeschlossen.
Demjanjuk war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Flüchtlingslager bei München untergetaucht und 1952 in die USA ausgewandert. Als seine Mitwirkung am Holocaust Ende der 1970er Jahre bekannt wurde, lieferten ihn die USA 1986 an Israel aus. Dort wurde er wegen seiner angeblichen Tätigkeit als grausamer Wachmann "Iwan der Schreckliche" im Vernichtungslager Treblinka angeklagt und zum Tode verurteilt. Der Oberste Gerichtshof Israels sprach Demjanjuk aber 1993 frei, da seine Identität nicht einwandfrei geklärt werden konnte.
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