Die kleine Republik Moldau und ihre große Angst vor Russland
Plus Gehört Moldau in die EU? Bald entscheidet Brüssel über die nächsten Schritte im Beitrittsprozess. Doch hier geht es um mehr als das Land im Schatten der Ukraine.
Olga hat den russischen Panzern einen lächelnden Mund unter das Kanonenrohr gestickt. Ein gehäkeltes Kriegsgerät fürs Kind zwischen all den Puppen und Stofftieren, die sie an ihrem kleinen Stand zum Kauf anbietet. Die 60-Jährige mit den kurzen, weiß-blond gefärbten Haaren und dem Pailletten-T-Shirt reagiert verlegen, wenn Kunden sie auf die Plüsch-Panzer oder den handgearbeiteten Sowjet-Soldaten mit dem roten Stern auf der Mütze ansprechen, der mit seiner Uniform aus der Kuschelsammlung herausragt. Gut fürs Geschäft sei das, aber über Politik reden, nein, das will sie nicht. Nur der Krieg, ja, schlimme Sache. Dass der plötzlich so nahekommt, das mache ihr doch Angst. In zwei Autostunden wäre Olga in der ukrainischen Hafenstadt Odessa.
Die Hobby-Häklerin bessert mit dem Verkauf der Nadelarbeiten ihre niedrige Rente auf, die sie aus Russland überwiesen bekommt – wie fast jeden Samstagmittag auf dem Markt im Zentrum Tiraspols, der selbsternannten Hauptstadt des selbsternannten Landes Transnistrien. Es herrscht Volksfeststimmung bei Sonnenschein auf dem Suworow-Platz. Doch während hier Familien durch den mit Blumen geschmückten Park flanieren, wehrt sich nur wenige Kilometer entfernt die Ukraine seit mehr als eineinhalb Jahren gegen die russische Invasion. Die Menschen in Transnistrien stehen irgendwo dazwischen. Es ist das Land, das es eigentlich nicht gibt und das doch irgendwie existiert mit eigener Flagge, Hauptstadt, Hymne, Währung, Armee – und Grenze. Wer die passieren will, muss in einem der grauen Schalter darauf warten, von einem Uniformierten einen Stempel auf ein Stück Papier gedrückt zu bekommen. Den Pass darf er nicht stempeln, man verlässt ja nicht Moldau, bevor man nach Transnistrien einreist. Das Gebiet gehört völkerrechtlich zur Republik.
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