Grüne stellen sich vor die Bauern – und gegen Habeck
Der Haushaltskompromiss der Ampel ist noch keine Woche alt – und schon rumort es in der Koalition wieder. Bayerns Grüne fordern ein Umdenken von Kanzler Scholz.
Im Streit um die Kürzung von Subventionen für die Landwirtschaft formiert sich bei den Grünen Widerstand gegen Wirtschaftsminister Robert Habeck. So setzen sich die bayerischen Grünen vom Haushaltskompromiss der Ampelregierung und ihres Parteifreundes ab und fordern Nachbesserungen.
"Derzeit stehen viele bäuerliche Betriebe stark unter Druck. Die Streichung der Agrardiesel-Beihilfe und der KfZ-Steuer-Befreiung für landwirtschaftliche Maschinen sind deshalb zum aktuellen Zeitpunkt schwer verständlich", heißt es in einem Brief der Fraktionsvorsitzenden der bayerischen Grünen, Katharina Schulze, und weiterer Spitzen-Grüner an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der unserer Redaktion vorliegt. "Wir bitten Sie inständig, die angedachten Streichungen im landwirtschaftlichen Bereich zu überdenken und den Haushalt 2024 über andere Maßnahmen mit weniger schwerwiegenden Folgen zu konsolidieren", heißt es weiter. "Die Landwirtinnen und Landwirte zahlen einen zu hohen Preis für die voraussichtliche Einsparung von rund 920 Millionen Euro."
Haushaltskompromiss: Cem Özdemir kritisiert Habecks Pläne
Zuvor hatte auch Agrarminister Cem Özdemir bereits davor gewarnt, die Dieselbeihilfe zu streichen und die Landwirtschaft damit überproportional zu belasten. Als alternative Finanzierung bringen die bayerischen Grünen eine Anpassung des Dienstwagenprivilegs ins Spiel. Eine Besteuerung auf Basis des CO2-Ausstoßes oder durch eine pauschale Erhöhung der bisherigen Sätze hätte einen mehrfachen Mehrwert, so Schulze. "Erstens eingespartes Steuergeld, zweitens weniger klimaschädliche Abgase. Und drittens stimmt auch die soziale Komponente. Vom Dienstwagenprivileg profitieren vor allem die Einkommensstärksten, die Verringerung des Steuervorteils können sie deutlich besser schultern."
Habeck hatte Änderungen am Haushaltskompromiss zuvor mehr oder weniger ausgeschlossen. "Wenn jetzt einzelne Streben herausgezogen werden ohne neue einzusetzen, fällt die Gesamtlösung in sich zusammen", sagte er. "Das heißt, wer an einer Stelle Änderungen wünscht, muss eine abgestimmte und für alle Seiten tragfähige Gegenfinanzierung anbieten." Er selbst, Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hätten drei Wochen intensiv verhandelt, um ein Sparpaket zu erarbeiten, das weiter Investitionen möglich mache, Arbeitsplätze sichere und die soziale Balance halte. Auch Regierungssprecher Steffen Hebestreit betonte, er sehe wenig Änderungswillen innerhalb der Bundesregierung." Die allgemeine Einigung und auch die grundsätzliche Stoßrichtung bleiben."
Großkundgebung des Bauernverbandes am Brandenburger Tor in Berlin
Allerdings werden auch in der SPD Stimmen laut, die den Haushaltskompromiss kritisch hinterfragen. Fraktionsvize Dirk Wiese etwa möchte noch einmal nachverhandeln. Dabei geht es vor allem um das abrupte Ende der E-Auto-Kaufförderung und die Steuervergünstigung für Agrardiesel. "Hier wollen wir noch mal hinschauen", sagte Wiese im Deutschlandfunk und warnte vor einem Vertrauensverlust. Klar sei aber auch: "Wenn wir jetzt etwas rückgängig machen, dann muss das an anderer Stelle gekürzt werden." Bei der E-Auto-Prämie schlug er vor, sie auslaufen zu lassen und denjenigen noch die Möglichkeit zu geben, die bereits die Anträge gestellt hätten.
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Bei einer Großkundgebung des Bauernverbandes am Brandenburger Tor in Berlin wurde Özdemir am Montag ausgepfiffen. Er sagte den Bauern allerdings zu, sich dafür einzusetzen, dass zumindest ein Teil der Subventionen erhalten bleibt. Er wolle aber nicht das Blaue vom Himmel versprechen. Bauernpräsident Joachim Rukwied musste die Landwirte während der Rede Özdemirs zur Mäßigung aufrufen, weil seine Worte kaum zu verstehen waren. In der Sache war Rukwied auf Konfrontationskurs mit dem Minister. "Es reicht", sagte Rukwied. "Entweder die Regierung ändert ihren Kurs, oder es muss einen Regierungswechsel geben."
Die Diskussion ist geschlossen.
Lindner und seine FDP demontieren die Ampel-Regierung von innen heraus, als Opposition. Dies schadet nicht nur der Scholz-Ampel,
sondern vor allem auch der FDP selbst, ist sie doch von 11,5 % bei der letzten Bundestagswahl auf jetzt 5 % abgestürzt, was mehr als
eine Halbierung bedeutet. Lauter Niederlagen bei den letzten Landtagswahlen deuten darauf hin, dass die FDP im nächsten Bundes-
tag nicht mehr vertreten sein wird, d.h. als Koalitionspartner ausfällt. Das gleiche Schicksal könnte der CSU widerfahren aufgrund der Wahlrechtsänderung, die eigentlich gegen die Linkspartei gerichtet war. Gefahr droht der CSU in Bayern auch von Seiten der Freien Wähler, die ihr die entscheidenden Stimmen abnehmen könnten aufgrund der Beliebtheit von Aiwanger. Wenn nun FDP, Linkspartei
und CSU nicht mehr im Bundestag vertreten wären, würden die Karten neu gemischt werden, zumal die neue Wagenknecht-Partei
allen anderen Parteien, vor allem aber der AfD, Stimmen abjagen könnten. Außerdem schrecken Merz und Söder viele ehemalige
Merkel-Wähler ab, was bei Hendrik Wüst nicht der Fall wäre, der für viele der Geheimfavorit als nächster Kanzler ist.
Am ehesten kann man kürzen im Entwicklungshilfe-Ministerium, wer würde schon demonstrieren? Entwicklungshilfe ist, den Armen in in Ländern mit Wohlstand (z.B. Deutschland) Geld wegzunehmen und es den Reichen in armen Ländern zu geben. Die Armen in Entwicklungsländern haben von den Milliarden aus Deutschland am wenigsten. Die FDP hatte schon mal, unter Westerwelle, das Konzept, das Entwicklungshilfe-Ministerium aufzulösen.
Was hat Habeck damit zu tun? Die Zuständigkeit für die Steuersubventionen für die Landwirte liegt allein im Finanzministerium. Und das wird von Herrn Lindner (FDP) geführt. Wenn er etwas ändern will, muss er es gegenfinanzieren.
Herr Grimm, Her Müller, was soll diese Verdrehung der Tatsachen?
K. Brenner
Auch ich, Herr Wolfgang L., frage mich, warum der kompromissbereiteste Verhandler wieder als Zielscheibe der Kritik gewählt wird. Die Ecken und Kanten des Ergebnisses gehen meines Erachtens zu Lasten des Kanzlers, der für mich aufgrund seiner Richtlinienkompetenz die Hauptverantwortung trägt, sowie der Finanzminister, dem die obere Mittelschicht und Oberschicht als Wählerpotenzial näher liegt als unsere Landwirte und deshalb Steuererhöhungen ausgeschlossen hat.
Herr Brenner, die Antwort ist einfach. Die Grünen sind für die Konservativen nach wie vor der Hauptgegner, weil natürlich allen klar ist, dass der Klimawandel das absolute Zukunftsthema bleiben wird und die Grünen die einzige Partei sind, die darauf Antworten hat. Habeck als ihr profiliertester Vertreter muss als inkompetent und unglaubwürdig dargestellt werden, egal bei welchem Thema.
Finanzminister Linder mit seiner FDP, die für den Haushaltsschlamassel zuständig und für die Streitereien verantwortlich sind, werden geschont, weil man sie als Mehrheitsbeschaffer noch braucht.
Derzeit dient die FDP praktischerweise als trojanisches Pferd, mit dessen Hilfe die Ampel-Regierung von Innen heraus demontiert werden soll.
K. Brenner
Schön, Herr Wolfgang L., wie sie das auf den Punkt bringen.