Ulm sehnt sich nach einem Titel
Dafür hat der Basketball-Bundesligist aufgerüstet. Die besten Chancen auf einen Pokal hat Ulm auf internationalem Parkett. In Deutschland haben Bayern und Bamberg die Nase vorn.
Die Konkurrenz bekundet ihren Respekt. Meistertrainer Svetislav Pesic vom FC Bayern München zählt ebenso wie sein Spieler Bryce Taylor die Ulmer Basketballer in der neuen Bundesligasaison sogar zum Kreis der Titelanwärter. Der Berliner Geschäftsführer Marco Baldi urteilt: „Ein Boris Savovic in Ulm wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen.“
Der serbische 2,10-Meter-Mann kommt von den Bayern und ist nur einer von mehreren Basketball-Promis, die Ulm im Sommer zugekauft hat. Der Amerikaner Maarten Leunen hat zuvor fünf Jahre lang in der ersten italienischen Liga für Cantu gespielt, sein Landsmann CJ Harris kommt aus Ludwigsburg und hat in der vergangenen Saison beim Allstar-Spiel den Dreierwettbewerb gewonnen. Der deutsche Nationalspieler Tim Ohlbrecht hat bei den Houston Rockets sogar rudimentäre NBA-Erfahrung gesammelt und der slowenische Nationalspieler Jaka Klobucar im Sommer bei der WM in Spanien gegen das amerikanische Dream Team gespielt.
"Andere Clubs haben mehr Geld. Wir wissen, wie man es klug ausgibt."
All diese Deals haben die Ulmer mit ihrem Etat von gut fünf Millionen Euro hin bekommen, der für Bundesliga-Verhältnisse nur gehobenes Mittelmaß darstellt. Trainer Thorsten Leibenath sagt: „Andere Vereine haben mehr Geld. Wir wissen, wie man es klug ausgibt.“
Der Basketball-Appetit in und um Ulm ist jedenfalls ungebrochen. Erneut wurden 4500 Dauerkarten für die 6000 Besucher fassende und seit drei Jahren stets ausverkaufte Ratiopharm-Arena verkauft, 2000 Fans hatten sich in eine Warteliste eintragen lassen.
Dabei war nach der vergangenen Saison nicht auszuschließen, dass der Hype ein wenig nachlässt. Die Mannschaft wurde einmal mehr Zweiter im Pokal und sie scheiterte in der Bundesliga im Viertelfinale der Play-offs an Alba Berlin. Eine ordentliche, aber eben keine überragende Bilanz nach der deutschen Vizemeisterschaft zwei Jahre zuvor und der Halbfinalserie gegen Oldenburg in der Saison 2012/2013. Die Sehnsucht der Fans nach dem zweiten Titel der Vereinsgeschichte blieb unerfüllt, an den ersten können sich ohnehin nur noch Basketball-Veteranen erinnern: Vor 18 Jahren sicherte sich Ulm in Berlin durch einen Finalsieg gegen Bayer Leverkusen den Pokal. Leibenath sagt: „Die Fans haben es verdient, dass man einmal etwas in die Luft recken kann, was wie ein Pokal aussieht.“
Das wird in der kommenden Saison am ehesten im internationalen Geschäft klappen. Der europäische Basketball leistet sich drei Wettbewerbe, Ulm spielt in der Eurochallenge – dem unbedeutendsten – zunächst gegen Mannschaften aus Basketball-Entwicklungsländern wie Schweden oder den Niederlanden. Spielmacher Per Günther sagt unumwunden: „Wir wollen die Eurochallenge gewinnen.“ Auf ganz hoher nationaler Ebene dürfte die Luft ungeachtet der Lobeshymnen aus München und Berlin für die Ulmer deutlich dünner werden.
Bamberg brennt auf Wiedergutmachung
Da ist ja nicht nur der Branchenkrösus Bayern München, der nach der ersten Meisterschaft in der vergangenen Saison mit einer jetzt stark serbokroatisch geprägten Mannschaft den Titel verteidigen will. Da ist vor allem auch und wieder Bamberg. Der Serienmeister der Jahre 2010 bis 2013 flog im Frühjahr schon im Viertelfinale aus den Play-offs und diese Schmach wollen die gedemütigten Franken unbedingt tilgen. Trainer Chris Fleming wurde nach sechs Jahren an die Luft gesetzt und durch den Italiener Andrea Trinchieri ersetzt, auch beim spielenden Personal wurde in „Freak City“ geklotzt. Neben mehreren Amerikanern aus den stärksten europäischen Ligen kam auch Daniel Theis aus Ulm. Dessen früherer Teamkollege Per Günther sagt anerkennend: „Mit jeder weiteren Verpflichtung ist mein Respekt vor den Bambergern gewachsen. Sie werden noch eine ganze Ecke stärker sein als München.“
Das ist neu in der Bundesliga:
TV-Übertragung: Die Basketball-Bundesliga (BBL) feiert ihren VierJahres-Vertrag mit der Telekom. Von dieser Saison an sind alle Spiele live bei Entertain oder als Internet-Stream zu sehen. Der Ulmer Manager Thomas Stoll ist allerdings skeptisch: „Eine tolle Sache für Hardcore-Fans. Die Frage ist, ob man damit die breite Masse zum Basketball kriegt.“
Videobeweis: Hängt eng mit dem Fernsehdeal zusammen. Da sowieso gefilmt wird, können und dürfen die Schiedsrichter Entscheidungen sogar während der Spiele anhand von Bewegtbildern überprüfen. Dabei geht es dann beispielsweise um die Frage, ob es für einen Korb zwei oder drei Punkte gibt. Nur die Schiedsrichter selber entscheiden, ob und wann sie davon Gebrauch machen.
Regeländerung: Kaum eine Saison ohne Modifikation des sowieso umfangreichen Regelwerks. Künftig beträgt die Angriffszeit nach einem Offensivrebound nur noch 14 statt wie bisher 24 Sekunden. Das Spiel soll dadurch noch schneller werden.
Die Diskussion ist geschlossen.