FC Bayern: Der Absturz
Der FC Bayern scheitert im Halbfinale mit 0:1 am FC Schalke 04. Für Münchens Trainer Louis van Gaal könnte es jetzt ungemütlich werden.
München Bittere Tage für den FC Bayern: die Meisterschaft verspielt, der DFB-Pokal verloren. Am 21. Mai stehen nicht die Münchner, sondern der FC Schalke im Finale von Berlin, wo sie auf den MSV Duisburg treffen. Die Duisburger haben das Zweitliga-Duell gegen Cottbus am Dienstag 2:1 gewonnen, die Münchner dagegen haben gestern gegen Schalke mit 0:1 (0:1) den Kürzeren gezogen, weil sie aus ihrer Überlegenheit in der zweiten Halbzeit kein Kapital schlagen konnten.
Es war nur ein Halbfinale, eines aber, das alle Voraussetzungen für ein Endspiel mitbrachte. Für den Tabellenzehnten aus Gelsenkirchen bot sich die wohl letzte Chance, nächstes Jahr international zu spielen. Für die Bayern drohte der Halbfinal-K.-o. nach dem Dortmund-Desaster jene Sogwirkung zu verstärken, die den Branchenprimus immer weiter von einem Champions-League-Platz wegspült.
Entsprechend begannen die Gastgeber. Louis van Gaal war dem Ende der Meisterschaftsträume überraschend offensiv begegnet („Wir können noch viel gewinnen in dieser Saison“). Das Pokal-Halbfinale sollte dazugehören. Schalke zog sich zurück, ließ die Bayern gewähren und zeigte zunächst wenig Lust, sich am Spiel zu beteiligen.
Van Gaal war mit jener Elf angetreten, die gegen Dortmund ihren Meister gefunden hatte. Lediglich der zuletzt unsichere Holger Badstuber hatte von Beginn an für Breno weichen müssen. Wenn nicht der inzwischen berüchtigte Münchner Mittelfeld-Schlendrian die Gäste mit Zuspielen belieferte, hatte Breno anfangs wenig zu tun.
Die Münchner schienen darüber in einen leichten Schlaf zu sinken. Nach einer Viertelstunde blockte Gomez einen Raúl-Schuss auf der Torlinie. Keine 60 Sekunden später fehlte Gomez an jener Stelle, an der ein Kopfball des Spaniers die Torlinie passierte. Weil Thomas Kraft chancenlos war, stand es im Torhüterduell mit Manuel Neuer weiter null-null. Neuer, so Pläne in der Vorstandsetage des Rekordmeisters, könnte 2012 neuer Bayern-Torhüter werden – die Fans halten davon nichts. Für den Schalker gab es Pfiffe, für Kraft Zuspruch.
Schalke nahm mit dem Treffer im Rücken etwas Fahrt auf, die Bayern dagegen verloren ihre Linie. Wie schon gegen Dortmund brachte Robben gegen die königsblaue Übermacht lange Zeit gar nichts zustande und Ribéry nicht viel. Stattdessen hatte Benedikt Höwedes, der schon den ersten Treffer vorbereitet hatte, das 2:0 vor der Stirn, was Thomas Müller ebenfalls per Kopf für seinen bereits geschlagenen Torhüter verhinderte. Bei Standards waren die Gastgeber anfällig.
Die 69000 im Stadion, die dem eisigen Wind trotzten, pfiffen zur Pause. Das schien die Münchner aus ihrem Trott zu reißen. Zunächst verpasste der nun stärker werdende Robben um Zentimeter den Ausgleich, dann scheiterte Schweinsteiger per Kopf an Neuer, der inzwischen klar vor Kraft lag, anschließend haben Gomez und Gustavo den Treffer vor dem Fuß. Später aber auch Farfán, weil sich Kraft einen Hackentrick gönnt, mit dem er gleich drei seiner Kollegen überrascht. Den Rest ihrer Energie verwenden die Königsblauen darauf, gegen die nun entfesselt anstürmenden Bayern das 1:0 zu verteidigen. Weil ihnen das mit ein wenig Glück, viel Geschick und einem bärenstarken Manuel Neuer bis zur 90. Minute gelingt, fahren sie am 21. Mai zum Pokalfinale nach Berlin.
Die Bayern dagegen fahren erst mal nach Hannover. Auch eine Art Endspiel. Verlieren sie dort, wird es allmählich ungemütlich für den Trainer Louis van Gaal.
München Kraft – Lahm, Timoschtschuk (59. Kroos), Breno, Pranjic – Luiz Gustavo (82. van Buyten), Schweinsteiger – Robben, Müller (77. Klose), Ribéry – Gomez
Schalke Neuer – Uchida, Höwedes, Metzelder, Sarpei (82. Schmitz) – Kluge, Matip, Annan (89. Papadopoulos) – Farfán, Jurado (61. Draxler) – Raúl
Tor 0:1 Raúl (15.) Zuschauer 69000 (ausverkauft)
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