Heynckes empfiehlt Bewegung
Der Trainer fürchtet eher Witterung denn Gegner. Nach den Partien gegen Dortmund und in der Champions League steht nun das Pflichtprogramm an
München Fast eine halbe Stunde lang schilderte Jupp Heynckes den Medienvertretern seine Sicht der Dinge. Einen Tag vor der Partie beim FC Augsburg referierte der Trainer der Münchner ausgiebig. Manchmal gewitzt. Dauer der Antworten zum FCA: handgestoppte 56 Sekunden.
Augsburg mag vor den Toren Münchens liegen. Für die Berichterstatter aus der Landeshauptstadt sind die Schwaben allerdings weit weg. Tabellen-17. Abstiegskandidat.
Innerhalb der vergangenen sieben Tage gastierte im sogenannten Gigantenduell Borussia Dortmund in München, erklang am Mittwoch mal wieder die Champions-League-Melodie in der Allianz-Arena. Flutlichtspiele. Große Gefühle. Und nun eines der Kellerkinder. Pflichtaufgabe.
Heynckes antwortete freundlich auf die Fragen zum FC Augsburg. „Eine kämpferisch starke Mannschaft“ sei das. Nur mit Mühe habe sein Team vor einem Jahr in Augsburg gewonnen. Das solle jedem Warnung genug sein. Und, nein, man werde den Gegner natürlich trotz dessen Tabellenplatzes nicht unterschätzen. Was man eben so sagt, vor einem Spiel, dessen Gewinner bereits vor dem Anpfiff klar zu sein scheint.
Heynckes hat einen anderen Gegner als die mögliche Selbstgefälligkeit der Münchner als härtesten Widersacher ausgemacht. Noch mehr fürchtet Heynckes „Kälte, Schnee und Eis“. Gegen den Unbill des Wetters hat er seinem Team aber schon die passende Handlungsanweisung mit auf den Weg gegeben. „Bewegung, dann wird’s einem schon warm.“
Robben, Boateng, EM 2020 – alles ist wichtiger als der FCA
Die Journalisten wollen aber sowieso lieber vom Trainer wissen, wie er auf die kommenden Monate und Jahre schaut. Ob man denn nach der Sperre für Jérôme Boateng in der Champions League noch einen Innenverteidiger verpflichte (eher nicht). Was er denn von der Idee halte, die EM 2020 auf dem ganzen Kontinent austragen zu lassen („Warum nicht“). Wann Arjen Robben in die Mannschaft zurückkehre („Keine Ahnung, aber es geht ihm ganz gut“). Oder auch seine Meinung dazu, dass sein Verein in Kooperation mit der Bayerischen Akademie der Werbung den Studiengang Sportmarketing anbietet („Noch gar nicht mitbekommen“).
Dass der Trainer der Partie beim FC Augsburg mehr Bedeutung beimisst als die lokale Presse, zeigte aber schon seine Aufstellung gegen Borissow am Mittwoch. Die dort geschonten Lahm, Dante, Alaba, Martinez und Ribéry werden beim FCA wohl wieder von Beginn an auf dem Rasen stehen. Für die Augsburger mag das keine gute Nachricht sein.
Eine noch größere Respektsbekundung kann der Trainer des FC Bayern aber immerhin nicht abgeben.
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