Marco Reus: Vom Pechvogel zum Hoffnungsträger
Nach vielen Verletzungen ist der Dortmunder jetzt gesund und soll gegen Schweden den Unterschied ausmachen. Seinen Platz in der Startelf hat er so gut wie sicher.
Es ist ein bekanntes Phänomen der jüngeren deutschen Fußballgeschichte. Ausgerechnet die Talentiertesten ihrer Zeit können sich nicht auf ihren Körper verlassen. Sind sie am Ball, zeigt sich die Magie des Spiels. Streikende Fasern und reißende Muskeln aber verhindern dauerhafte Zauberei. Mehmet Scholl und Sebastian Deisler hatten das Potenzial, Aufnahme in den Kreis der Besten zu erfahren. Körper und Geist aber waren den Belastungen des Hochleistungssports nur in Etappen gewachsen. Beiden war es verwehrt, ihre Könnerschaft dem Weltpublikum zu zeigen.
Nun also Marco Reus. Schnell, technisch versiert, kombinationssicher, abschlussstark – ein Paket, das Spieler normalerweise zu europäischen Top-Vereinen führt. Marco Reus aber spielt für Borussia Dortmund. Weil er sich dort wohlfühlt und weil Real, Barcelona und Manchester sich nie trauten, mit der letzten Intensität um ihn zu werben.
Kaum zu glauben: Die WM 2018 ist Reus`erstes Turnier
Reus ist mittlerweile 29 Jahre alt. Für ihn notiert sind bislang eine EM-Partie und ein 30-minütiger Einsatz im ersten deutschen Spiel dieser Weltmeisterschaft gegen Mexiko. Er darf sich nur nicht amtierender Weltmeister nennen, weil er sich im letzten Testspiel vor der Abreise nach Brasilien die Syndesmose riss. Zwei Jahre später sollte er zum Star der EM werden, musste die Mannschaft aber kurz vor dem Turnier in Frankreich wegen einer Schambeinreizung verlassen. Sein einziger Titel bislang: deutscher Pokalsieger 2017. Dem gegenüber stehen drei verlorene Endspiele, drei Vizemeisterschaften und das verlorene Champions-League-Finale 2013 gegen den FC Bayern.
Und nun liegen die Hoffnungen deutscher Fans auf ihm. Er soll die deutsche Mannschaft vor dem Vorrunden-Aus dieser Weltmeisterschaft bewahren. Bisher tat er sich oft schwer, die Erwartungshaltung zu bestätigen. Reus muss sich wohlfühlen, um Außergewöhnliches zu leisten. Er tat das beispielsweise unter Jürgen Klopp in Dortmund. In der abgelaufenen Saison zwang ihn ein Kreuzbandriss in der Vorrunde zum Zuschauen. Er sah ein planloses Team, das Gefahr lief, die Qualifikation zur Champions League zu verspielen.
Der Mittelfeldspieler scheint nun gereift zu sein
Reus kehrte zurück – und schien gereift. Eine unstrukturiert auftretende Mannschaft konnte einzig auf den 29-Jährigen aufbauen. Sieben Tore in elf Spielen sind eine Bilanz, die dem BVB letztlich doch die Champions-League-Teilnahme sicherte und ihm einen Platz im WM-Kader.
Joachim Löw erklärte ihm bereits vor dem Turnier, dass er auf ihn setzt. Nicht schon im ersten Spiel. Er solle sorgsam aufgebaut werden. Nun aber ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Löw den Spieler mit den wohl außergewöhnlichsten Fähigkeiten seines Kaders von Beginn an einsetzt. Es gilt als sicher, dass Reus gegen Schweden am Samstag (20 Uhr, ARD) in der Startelf steht. Wo er auflaufen wird, ist allerdings nicht klar. „Auf welcher Position ist mir eigentlich egal. Das hängt auch vom Gegner ab“, sagte er dazu auf der Pressekonferenz des DFB am Mittwoch.
Reus redet nicht gerne in der Öffentlichkeit. Aussagekräftiges steht später selten im Notizblock, wenn er Medientermine wahrnimmt. Sein Spiel allerdings hat so gar nichts Vorgestanztes. Nach seiner Einwechslung gegen Mexiko nahm sogar diese wenig erbauliche Partie beinahe noch ein versöhnliches Ende für das deutsche Team. Gegen Schweden hat er nun mehr Zeit, seine Fähigkeiten zu zeigen.
Hier finden Sie den kompletten Spielplan zur WM, den Sie über diesen Link auch im PDF-Format zum Ausdrucken finden: Spielplan zum Herunterladen und Ausdrucken.
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