Neid auf Peps Trainerstuhl
Letzter EM-Testder Fußballerinnen
München Nur der Stuhl, auf dem vor drei Tagen Pep Guardiola seine ersten deutschen Worte sprach und auf dem Silvia Neid nun Platz genommen hatte, lenkte die sonst so gefasste Bundestrainerin kurzzeitig von ihrer eigentlichen Mission ab. „Der Pep ist ein toller Mann, der hervorragende Arbeit macht“, schweifte sie bei ihrer Pressekonferenz verzückt ab, als sie auf ihren berühmten „Vorsitzer“ angesprochen wurde, „ich würde ihm gern mal beim Training zuschauen“.
An Guardiolas neuem Arbeitsplatz auf der Trainerbank in der Münchner Allianz Arena wird Silvia Neid am heutigen Samstagabend Platz nehmen, wenn die deutschen Fußballerinnen um 18 Uhr (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) auf Weltmeister Japan treffen. Es ist das letzte Vorbereitungsspiel vor der Europameisterschaft in Schweden (10. bis 28. Juli) und wird vor einer Rekordkulisse von mehr als 45000 Zuschauern stattfinden. Noch nie wurden so viele Tickets für ein Freundschafts-Länderspiel der deutschen Frauen verkauft. Umso mehr hofft die Bundestrainerin, dass sich ihr Team mit so vielen Fans im Rücken den letzten Kick für eine erfolgreiche Titelverteidigung in Schweden holen kann. Ob sich dafür aber ausgerechnet Japan eignet? Schließlich ist mit den Asiatinnen auf ewig die Schmach der Heim-WM 2011 verbunden, als die deutschen Frauen im Viertelfinale gegen Japan enttäuscht ausschieden. „Diese Gespenster kommen nicht mehr“, will Silvia Neid von dunklen Erinnerungen nichts wissen, „wir haben seitdem schon zweimal im Algarve-Cup gegen Japan gespielt und zweimal gewonnen“.
Allerdings mit einer routinierteren Besetzung, als sie ihr heute Abend und für die EM zur Verfügung stehen wird. Verletzungsbedingt muss sie auf fünf Stammspielerinnen (Alexandra Popp, Linda Bresonik, Kim Kulig, Viola Odebrecht, Verena Faißt) verzichten, gegen Japan wird zudem die angeschlagene Innenverteidigerin Annike Krahn (Oberschenkelverhärtung) geschont. So bleibt Neid eine Mannschaft aus „jungen Wilden“, die mit einem Durchschnittsalter von 23,5 Jahren die jüngste ist, die der DFB bisher zu einem solchen Turnier geschickt hat. Nur im Tor, da ist weiterhin die dienstälteste Nationalspielerin und Mannschaftsführerin für die Kommandos zuständig: die 34-jährige Nadine Angerer.
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