Turner verunglücken vor Wettkampf
Monheim/Kempten Als am Samstag gegen 14 Uhr das Handy von Ulrich Benker klingelte, war für den Kapitän der Allgäuer Zweitliga-Turner die Welt noch in Ordnung. Der 25-Jährige wartete vor der Turnhalle in Monheim (Landkreis Donau-Ries) auf seine Allgäuer Teamgefährten.
Von Tobias Schuhwerk und Wolfgang Widemann
Monheim/Kempten. Als am Samstag gegen 14 Uhr das Handy von Ulrich Benker klingelte, war für den Kapitän der Allgäuer Zweitliga-Turner die Welt noch in Ordnung. Der 25-Jährige wartete vor der Turnhalle in Monheim (Landkreis Donau-Ries) auf seine Allgäuer Teamgefährten.
Um 15 Uhr sollten sie in ihrem zweiten Saisoneinsatz gegen den TSV Monheim antreten. Doch nach dem Anruf dachte Ulrich Benker keine Sekunde mehr an das sportliche Kräftemessen, sondern nur noch an eines: "Hoffentlich haben alle überlebt." Vier seiner Teamkollegen und die Freundin eines Turners sind bei der Fahrt zum Wettkampf auf der Staatsstraße Richtung Monheim verunglückt. Eine 20-jährige VW-Polo-Fahrerin hatte den Allgäuern - offenbar von der Sonne geblendet - die Vorfahrt genommen. Durch die Wucht des Aufpralls wurden beide Autos über die Kreuzung in den Straßengraben geschleudert. Die junge Polo-Fahrerin wurde mit schwersten Verletzungen ins Zentralklinikum nach Augsburg geflogen. Die Turner im Alter von 18 bis 27 Jahren und ihre 20-jährige Fahrerin wurden mit Platzwunden, Prellungen und Gehirnerschütterungen in die Krankenhäuser nach Donauwörth, Nördlingen und Ulm gebracht.
Turner leistet Erstversorgung
"Wir stehen noch immer unter Schock. Das waren dramatische Stunden. So wie es momentan aussieht, hatten wir Glück im Unglück", sagte Uli Benker am gestrigen Sonntag. Die Nachricht vom Unfall hatte ihm am Samstag Teamkollege Andreas Ledermüller direkt vom Unfallort telefonisch übermittelt. Ledermüller - ein ausgebildeter Johanniter - war im verunglückten Wagen gesessen und versuchte nach dem Zusammenstoß seinen Kollegen zu helfen, bis den verletzten Studenten schließlich selbst die Kräfte verließen.
Ein Teil der verunglückten Turner und die TGA-Fahrerin konnten sich selbst befreien. Sie bangten jedoch um den 27-jährigen Timur Tokat aus Sonthofen, der im Wagen eingeklemmt blieb. Ein herbeieilender Landwirt half ihnen, mit einer Eisenstange die Tür aufzubrechen und den Kameraden zu befreien. Dass alle Beteiligten den Unfall überlebten, grenzt nach Ansicht der Rettungskräfte an ein Wunder. "Hätte den Renault ein größeres Auto erwischt, hätte es wohl mehrere Tote gegeben", sagte ein Polizist. Als unschätzbarer Vorteil erwies sich zudem, dass die Turner allesamt angegurtet waren.
Durch den Unfall steht die TG Allgäu vor einer ungewissen sportlichen Zukunft. Zehn Athleten umfasste der Kader der Allgäuer zu Beginn ihrer zweiten Zweitliga-Saison. Ob und wann die vier Verletzten wieder an die Geräte gehen können, ist nicht absehbar. "Wir wissen nicht, ob wir die nächsten Wettkämpfe bestreiten können", sagte Benker. Zuspruch erhielten die verunglückten Turner Andreas Ledermüller (23), Johannes Wenzel (18), Timur Tokat (27) und Michael Läufle (22) sowie ihre Fahrerin von den Monheimern: Trainer Bernd Lill bedauerte den Unfall zutiefst und wünscht den Allgäuern eine schnelle Genesung. "Wir hoffen, Euch bald gesund in Monheim willkommen zu heißen", schrieb er dem Team.
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