Kaum da, schon wieder weg
Neuzugang Jordan George hat bereits nach wenigen Tagen um Auflösung seines Vertrages gebeten. Vor dem Auftaktspiel beim Gäuboden-Cup in Straubing gegen Wolfsburg herrscht „Stürmer-Notstand“
Die Gruppe, mit der Doug Shedden am Donnerstagvormittag in der Saturn-Arena trainieren ließ, sah durchaus übersichtlich aus. Gerade einmal fünf Tage stehen die Profis des ERC Ingolstadt auf dem Eis – und schon hat sich der Kader – zumindest vorübergehend – ausgedünnt. Während Vili Sopanen (muskuläre Probleme) und Brett Olson (zog sich eine nicht näher definierte Knieverletzung zu) das Treiben ihrer Kollegen von außerhalb beobachteten, drehte zwar Laurin Braun seine Runden und nahm auch komplett an der schweißtreibenden Übungseinheit teil. Ein Einsatz beim Gäuboden-Cup an diesem Wochenende in Straubing, bei dem die Schanzer am Freitag (14.30 Uhr) auf die Grizzlys Wolfsburg sowie am Sonntag (Uhrzeit noch offen) entweder auf die heimischen Tigers oder Nürnberg Ice Tigers treffen, kommt für den ehemaligen Berliner nach seiner überstandenen Fingerverletzung jedoch noch zu früh.
Und wäre der Ausfall von drei Angreifern nicht schon genug, kam in dieser Woche auch noch der „Fall Jordan George“ hinzu. Der 27-jährige Deutsch-Kanadier, der erst im Sommer vom Liga-Konkurrenten Fishtown Penguins aus Bremerhaven verpflichtet worden war, bat bereits nach wenigen Tagen um die Auflösung seines Vertrags. Um so überraschender, da George noch am Samstag während der offiziellen Saisoneröffnungsfeier gegenüber unserer Zeitung erklärt hatte, wie sehr er sich über die neue Herausforderung beim ERC Ingolstadt freue. Das ist ein weiterer Schritt in meiner Karriere. Das geht überhaupt nicht gegen Bremerhaven, aber die Panther sind eine Organisation, die schon lange in der DEL spielt und etliche Erfolge wie den Gewinn der Meisterschaft im Jahr 2014 eingefahren hat. Von dem her musste ich nicht lange überlegen, als das Angebot von Sportdirektor Larry Mitchell kam“, meinte George.
Über die Gründe für seinen kurzfristigen Sinneswandel konnte auch Shedden nur rätseln. „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was genau dahintersteckt. Vielleicht ist kurzfristig in seinem Leben etwas Bestimmtes passiert, dass er sich nun dafür entscheiden hat, nicht für uns zu spielen“, so der Panther-Cheftrainer, dessen ursprünglichen Trainingspläne somit bereits in der ersten Woche gehörig durcheinandergewirbelt wurden. „Aufgrund der neuen Situation mit den zahlreichen Ausfällen ist man natürlich gezwungen, die Belastung etwas anders zu steuern und seine geplanten Übungen entsprechend anzupassen“, sagt Shedden.
Dementsprechend ist der 57-jährige Kanadier auch an diesem Wochenende beim Gäuboden-Cup zum Experimentieren gezwungen. Aus der ursprünglich geplanten Paradereihe mit Jerry D’Amigo, Thomas Greilinger und Center Pat Cannone wird zunächst einmal nichts. Stattdessen bekommen Greilinger und Cannone nun Mike Collins an die Seite gestellt, während D’Amigo gemeinsam mit Darin Olver und Tyler Kelleher eine Formation bildet. Darüber hinaus gehen Petr Taticek, David Elsner und Joachim Ramoser gemeinsam auf Torjagd. Um überhaupt vier Sturmreihen zusammenzubekommen, erhält DNL-Akteur Samir Kharboutli eine Gastspiel-Genehmigung (diese ist unter anderem nötig, da er über keinen deutschen Pass verfügt) beziehungsweise rückt der etatmäßige Verteidiger und letztjährige Straubinger Colton Jobke zu Kharboutli und Tim Wohlgemuth in den Angriff.
Was Panther-Coach im heutigen ersten Testspiel seiner Schützlinge gegen Wolfsburg erwartet? „Jede Menge Über- und Unterzahl-Situationen“, lacht der erfahrene Übungsleiter und zielt damit auf eine kleine, aber feine Regeländerung in dieser Saison ab. „Man möchte künftig wesentlich härter und konsequenter gegen Stockschläge vorgehen und hat sich diesbezüglich an die NHL-Regeln angelehnt“, erklärt Shedden und fügt hinzu: „Persönlich halte ich jetzt nicht so viel von dieser Umstellung. Aber wir werden uns gerade am Anfang daran gewöhnen müssen, dass bei den Schiedsrichter in diesen Fällen der Arm extrem schnell nach oben geht.“ In der Regel würde sich das jedoch während der Saison wieder etwas relativieren.
Stichwort Veränderungen: Gut möglich, dass die Panther nach dem überraschenden Abgang von Jordan George nochmals auf dem Transfermarkt zuschlagen. Wie der Verein via Pressemitteilung erklärte, beobachte Larry Mitchell fortwährend den Spielermarkt. Letztlich tun sich für den ERCI-Sportdirektor vor allem zwei Möglichkeiten auf: Entweder man besetzt schon jetzt die neunte Ausländerstelle oder man findet einen „deutschen Ersatz“ für George. Ein Kandidat hierfür wäre unter anderem Ex-Panther Jean-Francois Boucher. Der 32-jährige Deutsch-Kanadier, der mit einer Ingolstädterin verheiratet ist, steht momentan ohnehin ohne Verein da, da die Kölner Haie seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängert haben.
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