Stefan Reuter: Realist mit Visionen
Gestern hat Stefan Reuter der Redaktion dieser Zeitung einen Besuch abgestattet. Der Manager des FC Augsburg zeigte sich geerdet, offen und optimistisch.
Stefan Reuter ist Realist. Ihm eilt nicht der Ruf eines Träumers voraus. Wenn man sich mit ihm, dem neuen Manager des FC Augsburg, über die kurz-, aber auch mittelfristigen Ziele des Bundesligisten unterhält, kommt er freundlich und schnell auf den Punkt. Absolute Priorität genießt beim Weltmeister von 1990 und Champions-League-Sieger mit Borussia Dortmund am Saisonende der Klassenerhalt in der Bundesliga. Stefan Reuter ist überzeugt, dass dies gelingt. In fünf Jahren soll der FCA ein „stabiler Bestandteil“ des bundesdeutschen Fußball-Oberhauses sein. „Auch wenn wir zwischendurch mal absteigen sollten“, sagte der 46-jährige gebürtige Mittelfranke gestern als Gast unserer Redaktion. Keine Frage, Stefan Reuter plant in Augsburg seine berufliche Zukunft über einen längeren Zeitraum, obwohl er weiß, „dass die Mittel hier doch sehr begrenzt sind“. Zumindest im Vergleich mit finanzstarken Konkurrenten.
Managerstuhl ein Schleuderstuhl in Augsburg
Es war wenige Tage vor Weihnachten, als der Anruf vom abstiegsgefährdeten Bundesligisten kam. Der Managerstuhl beim FC Augsburg war im Herbst zum Schleudersitz mutiert, nach Manfred Paula musste auch Jürgen Rollmann gehen. Für Stefan Reuter, der von 2006 bis 2009 als sportlicher Leiter beim TSV 1860 München arbeitete, die zweite Chance in dieser Branche.
Vorher arbeitete Reuter für eine Firma, die in München und Zürich ihren Sitz hat, und verkaufte ein neuartiges Rasensystem, das aus mit Kunstrasenfasern verstärktem Naturgras besteht. Reuter ist noch Gesellschafter bei diesem Unternehmen, aus dem operativen Geschäft hat er sich nach seiner Vertragsunterschrift in Augsburg zurückgezogen. Übrigens: In der Wolfsburger Arena, in der die Augsburger am vergangenen Samstag ein respektables 1:1-Unentschieden erreichten, liegt solch ein Fußballrasen.
Reuter: Von der Champions League zum FCA
Als erfolgreicher Spieler lernte Reuter hauptsächlich die Sonnenseiten des Geschäftes kennen, kickte bei den Bayern, Dortmund oder Juventus Turin vorwiegend um Titel. Doch vor der schwierigen Aufgabe in Augsburg mit dem Kampf um den Klassenerhalt scheut er sich nicht. Im Gegenteil. Er schwärmt von seinem neuen Arbeitgeber. Die Mannschaft sei intakt und mache einen sympathischen Eindruck, das Stadion traumhaft, der Verein stehe wirtschaftlich gut da. Der ehemalige Profi, verheiratet und Vater von drei Kindern, räumt aber auch ein, dass der Einstieg in sein neues Arbeitsfeld während der Saison grundsätzlich nicht einfach ist.
„Dass wir zu Beginn des Jahres gleich ins Trainingslager in die Türkei geflogen sind, hat mir die Arbeit erleichtert“, bestätigte Reuter. Im Süden konnte er sich ein Bild vom Trainerteam und seinen Spielern machen, diese näher kennenlernen und erste Vertragsgespräche führen. In der Türkei habe sich auch der gute Eindruck, den er vor seinem Amtsantritt aus der Distanz und nach den ersten persönlichen Gesprächen von Markus Weinzierl hatte, verstärkt. Reuter beendete deshalb schnell die Diskussion um den Trainer. Weinzierl habe allerdings auch erkannt, dass er bei der Mannschaft die Zügel etwas anziehen müsse. Zudem müssen die Profis immer spüren, dass Trainer und Manager „eine Einheit sind und immer geschlossen auftreten“.
Reuter heute in Italien
Doch der Franke, kein Mann der lauten Töne, weiß auch, dass im Verein einiges im Argen liegt. Und denkt an die Zukunft. „Die Verzahnung zwischen Profis und Nachwuchsbereich muss besser werden, mit einem guten Unterbau könnten wir den Kader der ersten Mannschaft kleiner halten und dafür Talente aus der Jugend oder der U 23 nachziehen.“ Da bleibt der Geschäftsführer Sport selbst am Ball. Heute fliegt er nach Italien und beobachtet dort die drei DFB-Juniorenteams, die in der Nähe von Bari zu Länderspielen antreten. Diesen Termin hat Reuter zur Chefsache erklärt, zumal in der U 21 (Vogt und Ostrzolek) und U 19 (Strohmaier) auch drei Augsburger Talente am Ball sein werden.
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