FCA-Gegner: Dortmund ist erstarkt - doch der FCA hat einen Vorteil

Es ist gerade einmal acht Monate her, dass der FC Augsburg Borussia Dortmund in eine tiefe Sinnkrise stürzte. Es war ein kalter Mittwochabend im Februar im Signal-Iduna-Park, die Borussia wollte sich mit einem Heimsieg gegen den FCA endlich auf den Weg aus der schon die ganze Saison anhaltenden Formkrise machen. Doch es kam alles ganz anders. Der FCA gewann durch ein Tor von Raul Bobadilla in der 50. Minute mit 1:0 (0:0). Der FCA stand plötzlich auf Platz vier, Borussia Dortmund war Tabellenletzter. Am Ende der Saison hatte sich der FCA als Fünfter direkt für die Europa League qualifiziert, Dortmund schafft es als Siebter gerade noch in die Europa-League-Qualifikation.

Doch wenn sich am Sonntag (15.30 Uhr) Borussia Dortmund und der FC Augsburg wiedersehen, dann hat sich die Lage zumindest in der Bundesliga schon längst wieder den gängigen Vorstellungen angeglichen. Dortmund ist nach zehn Spieltagen Tabellenzweiter, der FCA Letzter. Die Wiederauferstehung der Borussia ist mit einem Namen verknüpft: Thomas Tuchel.

Tuchel war Leiter des FCA-Nachwuchsleistungszentrums

Der 42-jährige gebürtige Krumbacher hat das Traineramt in Dortmund im Sommer von Jürgen Klopp übernommen. Der hatte sich nach sieben Jahren in Dortmund mit seiner Art abgenützt und war zurückgetreten. Tuchel hingegen, war nach einem Sabbatjahr voller Tatendrang. Ein Jahr hatte er pausiert, nachdem er beim FSV Mainz 05 plötzlich sein Amt zur Verfügung gestellt hatte. „Wie sollen wir uns noch mal neu erfinden“, hatte er nach fünf erfolgreichen Jahren gefragt und die Mainzer Verantwortloch ratlos zurückgelassen. Tuchel sah keine Möglichkeit mehr, sich in Mainz weiterzuentwickeln. Er zog ohne Emotionen seine Konsequenzen.

Ähnliches hatte der FCA mit Tuchel auch schon erlebt. Vier Jahre hatte Tuchel beim FCA in der Jugend gespielt, 1991 und 1992 mit den A-Junioren den DFB-Vereinspokal gewonnen. 2006 war er zum FCA als Trainer und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums zurückgekehrt. Doch nach drei Jahren war Schluss. Dem ehrgeizigen Tuchel war die Unterstützung durch die FCA-Chefetage für das Projekt Jugend damals zu wenig.

Angriff auf den FC Bayern misslang gründlich

Er ging nach Mainz. Der Rest der Geschichte ist bekannt. Tuchel brachte das stagnierende Dortmund wieder in Bewegung. Der Angriff auf die Bayern mißlang zwar gründlich, doch ansonsten hat Tuchel die Borussia weiterentwickelt. Zum wilden Klopp-Stil mit Balleroberung, Tempospiel und Konterattacken, hat er jetzt noch den Umgang mit viel Ballbesitz hinzugefügt.

Kein guten Voraussetzungen also für den FCA? Abwarten. Der Eurpa-League-Abend mit dem 1:0-Erfolg beim AZ Alkmaar hat dem FCA wieder Mut gemacht. Erstmals nach fünf Partien spielte Augsburg wieder zu null. Das Mini-Trainingslager in Nord-Holland soll auch am Sonntag Früchte tragen. Der FCA blieb gleich vor Ort und reist erst heute mit dem Bus weiter nach Dortmund.

Der BVB hatte da schon eine beschwerlicherer Heimreise aus dem 3500 Kilometer entfernten Aserbaidschan. Lange dort aufhalten wollten sich die Dortmunder nicht. Gleich nach Spielschluss in der Hauptstadt Baku ging es im Flieger zurück in die Heimat. Mit drei Punkten im Gepäck. Die hatte sich Dortmund beim 3:1 gegen FK Qäbälä mit halber Kraft erspielt. Überragender Mann war der dreifache Torschütze Pierre-Emerick Aubameyang (31., 38., 72.).

Dennoch war Thomas Tuchel nicht zufrieden, weil seine Spieler in der Anfangsphase in der Defensive schliefen. „Die Leistung hat unseren Ansprüchen, die wir haben, nicht entsprochen“, mäkelte Tuchel. In Dortmund sind die Ansprüche schon längst wieder gestiegen. Der FCA soll das am Sonntag spüren.