Neues Mitglied im FCB-Vorstand: Der neue Oliver Kahn mit alter DNA
Oliver Kahn präsentiert sich umgänglicher als zu seiner aktiven Zeit. Das täuscht aber nicht über seine ehrgeizigen Ziele hinweg.
Elf Jahre genügen jedenfalls nicht. Elf Jahre dauert in etwa der Karriere eines professionellen Fußballspielers. Oliver Kahn hat sich zeitlich also eine Karriere lang vom FC Bayern entfernt. Es hat nicht gereicht. „Die DNA steckt so tief in einem drin, dass man diesen Verein nie verlassen kann“, sagte der ehemalige Welttorhüter, Kapitän, Anführer und Eigenbrötler, als er am Dienstag der Öffentlichkeit als populärster Praktikant Deutschlands vorgestellt wurde. Selbstverständlich hat der FC Bayern einen anderen Titel für den 50-Jährigen gefunden. Oliver Kahn firmiert die kommenden beiden Jahre als „Mitglied des Vorstands“.
In jenen 24 Monaten soll sich der Mann, den Fußballdeutschland zeitweise nur „Titan“ nannte, in sämtliche operativen Bereiche des FC Bayern eingearbeitet werden. Es ist die Ausbildung zum Vorstandsvorsitzenden der Münchner. Diesen Job übernimmt er anschließend von Karl-Heinz Rummenigge. Der Bayern-Boss sollte ursprünglich auch bei der Pressekonferenz lobende Worte zu Kahn finden, musste aber kurzfristig krankheitsbedingt absagen.
So fiel es dem neuen Präsidenten Herbert Hainer zu, die Vorzüge Kahns herauszustreichen. Er vereine die drei zentralen Kriterien auf sich, „absolute Fußballkompetenz, das Bayern-Gen und wirtschaftliche Kompetenz“, sagte der Nachfolger von Uli Hoeneß: „Oliver Kahn ist der richtige Mann für diesen Job.“
Oliver Kahn und die Bayern-DNA: Bescheidenheit gehörte nie dazu
Für Kahn ging es auch nach seiner sportlichen Laufbahn weiter, immer weiter. Das Studium an einer Privat-Uni berechtigt ihn den akademischen Grad Master of Business Administration (Nebenfach: Sportmanagement) zu tragen. Mit Goalplay gründete er eine Firma, die Torhüter online schulen soll.
Für finanzielle Expertisen aber haben die Bayern im Zweifelsfall fleißige Betriebswirtschaftler in ihren Reihen. Kahn soll nicht oberster Bilanzanalyst werden. „Hochklassiger Weltklasse-Fußball und den Anspruch zu haben, in allen Bereichen die Nummer eins zu sein: Das schwebt mir und uns allen vor. Das ist der Anspruch des FC Bayern“, umschreibt Kahn seine Ziele. Bescheidenheit gehörte noch nie zur Bayern-DNA.
Die hat Kahn in 14 Jahren als Torwart der Münchner angenommen, gelebt und geprägt. Auf Pleiten reagierte die Nummer eins gekränkt, bisweilen jähzornig. Auf einen um sich wütenden Vorstands-Boss müssen sich die Angestellten an der Säbener Straße allerdings nicht einstellen. Er werde „nicht durch Meeting-Räume grätschen“. Beruhigend.
Ehe Kahn sich als vollwertiges Mitglied der Führungsmannschaft einbringt, werden Wochen vergehen. Noch am Dienstag reiste er ins Trainingslager nach Katar, um sich ein Bild von Mannschaftsatmosphäre zu machen. Anschließend sind Einblicke in sämtliche Tätigkeitsfelder geplant, „um dann sinnvolle Aussagen zu treffen“.
Keine Zeit aber benötigt Kahn, um die aus Münchner Sicht einzig logische Zielsetzung für die laufende Saison zu formulieren: „Wir wollen uns nicht erlauben, die Meisterschaft abzugeben. Unsere Serie ist unglaublich, sieben Mal in Folge Meister. Das ist für die Ewigkeit – achtmal allerdings auch!“
Kahn hat den FC Bayern nie wirklich verlassen
So energisch die Wortwahl, so verbindlich der Auftritt Kahns. Wo der Torhüter früher kiefermalmend über Reporter hinwegblickte und im Zweifelsfall etwas von „Druck“ kahnte, lächelt er mittlerweile, hört zu und antwortet derart entspannt, dass ihn der Oliver Kahn vor elf Jahren durch den Pressesaal geschüttelt hätte wie weiland Andreas Herzog durch den Strafraum.
Sein Ziel an der Spitze des Klubs sei es, „die Erfolgsgeschichte des Vereins fortzuschreiben“, erklärte Kahn. „Das ist schon ziemlich reizvoll – und vielleicht noch eine Schippe draufzulegen. Das entspricht mir selbst und meinem Charakter.“ Noch erfolgreicher also soll der erfolgreichste Klub Deutschlands werden. Oliver Kahn trägt die Bayern-DNA nicht nur in sich, er steht sinnbildlich für sie.
Auch deshalb sieht Hainer den Vorstandschef in spe als „idealen“ Nachfolger für Karl-Heinz Rummenigge. Was dieses Lob für Kahn bedeutet? „Druck.“ Dabei allerdings muss er lachen. Am Ende wird die Bayern-DNA noch um eine Prise Humor ergänzt.
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Die Diskussion ist geschlossen.
Naja, neben der unbestrittenen sportlichen Kompetenz bringt er ja durchaus für die FCB-Führung übliche Voraussetzungen mit. Zoll- und Steuerhinterziehung (rund 2.400 Euro) mit 50 Tagessätzen sanktioniert, Werbung für Glücksspiele und damit entsprechende "Vorbild"wirkung.
Aber - ein jeder möge seine 2. Chance bekommen und hoffentlich nutzen.
Oliver Kahn wird zurecht dafür kritisiert, dass er Werbung für Glücksspiele macht und damit mitwirkt vorwiegend Jugendliche in die Sucht zu treiben.