Ist Borussia Mönchengladbach schon titelreif?
Borussia Mönchengladbach führt die Bundesliga an. Das ist ein Verdienst des neuen Trainers Marco Rose. Aber kann die Borussia auch deutscher Meister werden?
Es gibt einige Vorbilder. Beste Beispiele, wie der ganz große Triumph möglich ist. So völlig aus dem Nichts heraus. 1998 holte sich der 1.FC Kaiserslautern den Meistertitel in der Fußball-Bundesliga. Otto Rehhagel hatte den damaligen Aufsteiger nach ganz oben geführt. 2009 krönte sich der VfL Wolfsburg zum deutschen Meister, was auch nicht unbedingt zu erwarten war.
In den vergangenen Jahren hat der FC Bayern München die Liga allerdings so sehr dominiert, dass an Überraschungsmeister keiner mehr so recht glauben mag. In Mönchengladbach aber hat das Träumen begonnen. Nach elf Spieltagen führt die Borussia mit vier Punkten Vorsprung die Liga an, ihr letzter Titel datiert aus dem Jahr 1977. Aber hat sie auch das Zeug dazu, Meister zu werden?
Borussia Mönchengladbach punktet mit Trainer Marco Rose
Der Trainer Marco Rose war der Wunschkandidat einiger Bundesligisten. In Salzburg hat der 43-Jährige schon zwei Titel gewonnen – obwohl er erst seit 2017 Profitrainer ist. Manager Max Eberl hatte alles auf die Karte Rose gesetzt. Im Laufe der vergangenen Saison kündigte der Borussen-Manager dem damaligen Trainer Dieter Hecking das bevorstehende Aus zum Saisonende an. Hecking hatte zwar auch sehr gute Arbeit geleistet, aber irgendwie waren die Gladbacher Bosse mit der Entwicklung nicht rundum zufrieden.
Neuer Schwung schien ihnen nötig – und den bringt Rose mit seiner auf Tempo und Gegenpressing ausgerichteten Spielweise zweifelsfrei mit. Zu Saisonbeginn taten sich seine Spieler mit der Umgewöhnung noch schwer, was in einer 0:4-Heimniederlage in der Europa League gegen Wolfsberg gipfelte. In der Liga aber punkteten die Gladbacher von Beginn an konstant, selbst als die Automatismen noch nicht griffen wie jetzt. Eberl jedenfalls kann sich mit seiner Wahl auf Rose voll bestätigt fühlen.
Borussia Mönchengladbach fühlt sich wie FC Bayern auf Platz eins wohl
Das Selbstvertrauen Auf Platz eins zu stehen, ist für die Gladbacher ähnlich ungewohnt wie für Bayern München der dritte Tabellenplatz. Kein Wunder also, dass sich die Gladbacher dort oben recht wohlfühlen. Angenehmer Nebeneffekt: Je länger Platz eins verteidigt wird, desto stärker wächst das Selbstvertrauen. Weiterer Vorteil für die Gladbacher: Der Druck, Meister werden zu müssen, lastet auf den Rivalen aus München und Dortmund. Am Niederrhein lässt es sich so lockerer und angenehmer spielen.
Gladbacher siegen in Europa League zweimal gegen AS Rom
Das Glück Gerne wird ja dem FC Bayern ein gewisser Dusel nachgesagt. Wenn den Münchnern mal wieder späte Tore gelingen oder die Schiedsrichter besonders zugeneigt scheinen. Doch auch Gladbach kann sich in dieser Saison auf den ein oder anderen Glücksmoment verlassen. In erster Linie in der Europa League, als zweimal gegen den AS Rom in letzter Minute Treffer gelangen. Das lässt den Gladbachern auf europäischem Boden noch alle Möglichkeiten. Nur im DFB-Pokal sind sie bereits raus durch ein 1:2 in Dortmund. Aber wer weiß: Vielleicht hilft die Konzentration auf zwei Wettbewerbe im Endeffekt. Zumindest kostet es weniger Kraft.
Das Personal Yann Sommer zeigt seit vielen Jahren, dass gute Torhüter nicht unbedingt den deutschen Pass haben müssen. Der Schweizer ist zwar einer der kleineren Torhüter der Liga, das hindert ihn aber nicht, große Paraden zu zeigen. Wie beim 3:1 gegen Bremen, als er mehrfach spektakulär rettete. Und im Angriff haben die Borussen mit Marcus Thuram, Alassane Plea und Breel Embolo drei Garanten für zahlreiche Tore. Vor allem Thuram, Sohn des französischen Weltmeisters Lilian Thuram, passt perfekt ins Rose-System. Vor neun Millionen Euro kam der 22-Jährige von EA Guingamp und beweist, dass Top-Transfers auch mit eher kleinem Geld möglich sind. Ist das der Titel auch? Gladbach zumindest scheint bereit – auch vom Kopf her.
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