Furioses Finale
Eintracht Braunschweig gewinnt beim FC Ingolstadt 04 durch einen Freistoßtreffer von Damir Vrancic in der 92. Minute mit 1:0 und steigt damit in die Bundesliga auf
„Solche Geschichten schreibt eben nur der Fußball“ (Ingolstadts Torhüter Ramazan Özcan nach dem Schlusspfiff
Hätte es einen Autor für das gestrige Zweitliga-Duell zwischen dem FC Ingolstadt 04 und Eintracht Braunschweig gegeben, er wäre zweifelsohne in dem erlesenen Kreis von Deutschlands größten Dramaturgen aufgerückt. 91 Minuten lang hatten sich die Akteure im Audi-Sportpark ein durchaus interessantes, wenn auch nicht hochklassiges Kräftemessen „auf Augenhöhe“ (FC 04-Trainer Tomas Oral) geliefert, bei dem es bis dahin keinem Team gelungen war, einen entscheidenden Nadelstich in Form eines Treffers zu setzen. Während die Hausherren mit der „Nullnummer“ gegen den Tabellenzweiten „durchaus hätten leben können“ (Ingolstadts Kapitän Stefan Leitl), wäre die Punkteteilung für die Gäste zu wenig gewesen, um ihr großes Ziel – der vorzeitige Aufstieg in die Fußball-Bundesliga – zu verwirklichen.
Hätte, wäre, wenn. Als Schiedsrichter Martin Petersen in der 92. Minute nach einer harten Abwehraktion von FC 04-Innenverteidiger André Mijatovic vor dem eigenen Strafraum auf Freistoß für Braunschweig entschied, war schnell klar: Würde der Ball im Ingolstädter Gehäuse landen, stünden die Niedersachsen nach 28-jähriger Abstinenz wieder im Fußball-Oberhaus. Bei einem Fehlversuch hätte die Lieberknecht-Truppe auf einen Ausrutscher des 1. FC Kaiserslautern am Montag in Cottbus hoffen beziehungsweise auf das eigene Heimspiel eine Woche später, ebenfalls gegen Energie Cottbus, warten müssen. Eintracht-Mittelfeldstratege Damir Vrancic entschied sich dabei für die erste Lösung: Sein Schuss aus 22 Metern fand nicht nur den Weg über die Ingolstädter Mauer, sondern auch ins Tor – und damit in die Braunschweiger Glückseligkeit! „Als ich den Ball im gegnerischen Netz zappeln sah, bin ich einfach losgerannt. Das war eine Mischung aus Erleichterung und Freude. Zudem musste die ganze Anspannung einfach raus“, berichtete der Sieg- und Aufstiegstorschütze.
Während nach dem Schlusspfiff vor der gegnerischen Fankurve (rund 2500 Anhänger hatten ihr Team nach Oberbayern begleitet) zahlreiche Bierduschen verteilt beziehungsweise kräftig gefeiert und gejubelt wurde, hatten die unterlegenen Akteure des FC Ingolstadt 04 den Innenraum des Audi-Sportparks bereits längst in Richtung Katakomben verlassen – und das sichtlich enttäuscht. „Natürlich ist es eine blöde Situation, wenn der Gegner ausgerechnet in deinem Stadion den Aufstieg feiert. Das wollten wir eigentlich vermeiden“, resümierte Spielführer Stefan Leitl, der trotz dieses „sehr bitteren Endes“ auch positive Dinge sah: „Eigentlich haben wir heute viele Dinge richtig gemacht. Das sollte uns Mut für die drei noch ausstehenden Begegnungen geben, damit wir in Sachen Klassenerhalt endgültig den Deckel drauf machen.“
Als fairer Verlierer zeigte sich bei der anschließenden Pressekonferenz, die zwischenzeitig von der kompletten Braunschweiger Truppe gestürmt wurde, FC 04-Trainer Oral: „Auch wenn ich angesichts der Niederlage einen richtig dicken Hals habe, gratuliere ich der Eintracht und ihrem Trainer Torsten Lieberknecht zum hochverdienten Aufstieg in die Bundesliga.“
FC Ingolstadt 04: Özcan – da Costa, Mijatovic, Gunesch, Jessen – Heller (64. Micanski), Leitl (88. Roger), Korkmaz, Matip – Hartmann (64. Eigler), Caiuby.
Eintracht Braunschweig: Petkovic – Kessel, Bicakcic, Dogan, Correia (76. Petersch) – Elabdellaoui, Kratz, Vrancic, Bohl – Kumbela (83. Gianluca Korte), Ademi (76. Merkel).
Tor: 0:1 Vrancic (90.+2). – Schiedsrichter: Petersen (Stuttgart). – Zu.: 9471.
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