
FCI-Trainer Oral: „Es wäre ein Wunder, keine Frage“


Der FC Ingolstadt steht nach dem 0:2 im Relegationshinspiel in Nürnberg mit dem Rücken zur Wand. Was Tomas Oral Hoffnung macht, noch in die 2. Liga aufzusteigen.
„Ein Wunder ist ein außergewöhnliches, den Naturgesetzen oder aller Erfahrung widersprechendes und deshalb der unmittelbaren Einwirkung einer göttlichen Macht oder übernatürlichen Kräften zugeschriebenes Geschehen, Ereignis, das Staunen erregt.“
Eine göttliche Macht oder übernatürliche Kräfte spielen im Fußball kaum eine Rolle. Ein Staunen hat so manches Ergebnis in der Vergangenheit hingegen hervorgerufen. Wenn der Letzte den Ersten besiegt oder Mannschaften nach großen Aufholjagden zurückkommen. In der Geschichte des Fußballs gibt es einige Spiele, die noch Jahre später als „Fußball-Wunder“ bezeichnet werden.
Nun wird dieser Begriff, der dem Fußball eigentlich so fern und doch so nah ist, in Ingolstadt bemüht. Der 1. FC Nürnberg habe natürlich einen „riesen Vorteil“, sagte Ingolstadts Trainer Tomas Oral, „wenn wir es irgendwie hinkriegen würden, wäre es ein Wunder, keine Frage.“
FC Ingolstadt: Lange Mängelliste im Hinspiel
Mit 0:2 hat der FC Ingolstadt das Hinspiel in der Relegation um die 2. Liga am Dienstag beim Club verloren. Auf den ersten Blick ein Resultat, das eine Aufholjagd realistisch erscheinen lässt. Doch die Unterschiede zwischen den Mannschaften waren schlicht zu gravierend, das Ergebnis noch schmeichelhaft aus Ingolstädter Sicht. Die Mängelliste im Spiel der Schanzer war lang. Die Offensive fand praktisch nicht statt, die Doppelspitze hing in der Luft, es gab keine Kreativität oder Ideen aus dem Mittelfeld. Auch einige Zahlen waren miserabel. So hatte FCI-Innenverteidiger Tobias Schröck – eigentlich eine wichtige Stütze – eine Zweikampfquote von erschreckenden neun Prozent. Dazu kommt, dass der Club individuell über mehr Qualität im Kader verfügt und diese auf den Rasen brachte. Als Bundesligaabsteiger war die Zielsetzung vor der Saison ohnehin eine ganz andere, als in der Relegation gegen den Abstieg in die 3. Liga zu kämpfen.
Doch auch nach dem Gruselspiel der Ingolstädter stellt sich Oral hinter sein Team. „Ich war stolz. Wenn es eine Mannschaft gewesen wäre, die sich aufgibt und deren Charakter nicht sauber wäre, hätte es einen richtigen Riss gegeben.“ Den gab es nicht, weil die Schanzer bei zwei Aluminiumtreffern und zwei Abseitstoren des Clubs das Glück auf ihrer Seite wussten. Oral: „Wir haben in der ersten Halbzeit an Kompaktheit viel vermissen lassen. Der Ansatz muss sein, als Verbund wieder stark zu sein und nach vorne und hinten gemeinsam wirklich intensiver zu arbeiten.“
FC Ingolstadt hofft auf Stefan Kutschke
Was also tun, um am Samstag (18.15 Uhr) irgendwie noch eine Wende herbeizuführen? „Das Ah und Oh wird sein, das Spiel 100-prozentig sauber anzugehen und, dass wir mit einem Tag mehr Pause hoffentlich etwas frischer sind als am Dienstag“, so Oral. Der FCI werde versuchen, sich „mit aller Gewalt in das Spiel zu kämpfen“. Man wisse, so Oral weiter, „dass wir eine geringe Chance haben und die Ausgangslage brutal schwer ist“. Der Club habe „ein Zeichen gesetzt“. Aber: „Jeder, der den Fußball kennt, weiß, dass es in viele Richtungen immer wieder Sensationen gibt.“
Hoffnung auf eine Überraschung macht die mögliche Rückkehr von Stefan Kutschke, der im Hinspiel schmerzlich vermisst wurde, weil dessen körperliche Präsenz bei lang geschlagenen Bällen fehlte. Der Kapitän, den Oberschenkelprobleme plagten, habe wieder mittrainiert, meinte Oral. Definitiv ausfallen werde hingegen Maximilian Beister, der im Hinspiel früh ausgewechselt werden musste. Ein Grund, „nur“ mit 0:2 verloren zu haben, war Torhüter Marco Knaller, der erneut das Vertrauen erhalten wird. Oral: „Knaxi hat komplett seine Aufgabe erfüllt und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Es gibt überhaupt keinen Grund, etwas zu verändern.“
Auch auf Knaller wird es ankommen, Orals erstes Ziel für das Rückspiel zu erreichen. Auch wenn sein Team „Vollgas“ geben und „alles abrufen“ werde, ist zunächst nicht von einem bedingungslosen Sturmlauf auszugehen. „Wir wollen auf gar keinen Fall ein Gegentor kassieren“, so Oral. Denn in der Relegation findet die aus dem Europapokal bekannte Auswärtstorregel Anwendung. Erzielt der Club also einen Treffer, brauchen die Schanzer deren vier, um sich durchzusetzen „Wir müssen auch nicht unbedingt 3:0 gewinnen“, weiß Oral. Ein 2:0 würde den FCI in die Verlängerung und danach möglicherweise in ein Elfmeterschießen bringen. Dieses habe er „im Vorfeld nicht speziell“ trainieren lassen, aber in den vergangenen Wochen die ein oder andere Situation kreiert, so Oral. „Ich weiß, dass wir herausragende Schützen in unseren Reihen haben.“
Würde es tatsächlich zu einem Elfmeterschießen kommen, wäre der FC Ingolstadt dem (Fußball-) Wunder zumindest bereits sehr nahe gekommen.
Mögliche Aufstellungen
FC Ingolstadt Knaller – Paulsen, Antonitsch, Schröck, Gaus – Krauße, Thalhammer – Bilbija, Elva - Kutschke, Eckert Ayensa.
1. FC Nürnberg Mathenia – Valentini, Sörensen, Mavropanos, Handwerker – Erras, H. Behrens – Hack, Nürnberger – Zrelak, Ishak.
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