Tennis: Zverev verabschiedet sich früh aus ATP-Turnier
Deutschlands bester Tennisspieler Alexander Zverev scheitert im Achtelfinale des ATP-Turniers in München. Hinter ihm liegen abwechslungsreiche Tage.
Zumindest sportlich war es nur ein Kurzauftritt von Alexander Zverev im nasskalten München. Wie schon vergangenes Jahr verabschiedete sich Deutschlands bester Tennisspieler nach dem Achtelfinale des traditionsreichen Turniers in der Landeshauptstadt. Das ist zum einen enttäuschend für Zverev, der sich seinen 26. Geburtstag wohl etwas freudvoller erhofft hatte. Es ist aber auch für das Turnier eine Enttäuschung, denn dort wird man ab sofort ohne deutsche Beteiligung auskommen müssen. Neben Zverev schieden auch Oscar Otte, Daniel Altmaier und Yannick Hanfmann aus.
Organisatoren des ATP-Turniers hatten eifrig mit Tennisspieler Alexander Zverev geworben
Von Zverev hatten sich die Organisatoren am meisten erhofft und im Vorfeld eifrig mit ihm geworben. Die Ränge waren dann auch voll, als er sich dem groß aufspielenden Australier Christopher O'Connell mit 6:7 und 4:6 geschlagen geben musste. Doch neben sportlicher Klasse bringt Zverev auch den Glamour aus der großen weiten Tennis-Welt ins diesbezüglich eher bescheidene München. Immer wenn Zverev in den vergangenen Tagen irgendwo auftauchte, war ihm die Aufmerksamkeit sicher. Trainierte er auf einem der Nebenplätze, drängelten sich die Zuschauer auf den grasbewachsenen Erdwällen drumherum. Die wenigen Holzbänke ächzten unter dem Gewicht derer, die auf ihnen standen, um ein bisschen besser zu sehen, wie der schlaksige Tennis-Profi Bälle übers Netz drosch.
Tennisspieler Alexander Zverev traf sich mit an Diabetes erkrankten Kindern
Die "Players Night" am Anfang der Turnierwoche besuchte der zu diesem Zeitpunkt noch 25-Jährige in Kombination mit seiner Lebensabschnittsgefährtin Sophia Thomalla. Auch wenn das Glitzer-Pärchen des deutschen Sports nicht allzu lange blieb: Es reichte, um Zverev auch ein paar Sätze zum FC Bayern zu entlocken, dessen Champions-League-Spiel gegen Manchester City er am Mittwochabend live im Stadion verfolgte. Den Rekordmeister habe er schon immer gemocht (als gebürtiger Hamburger zudem natürlich auch den HSV), dessen aktuellen Trainer Thomas Tuchel sowieso, obgleich er die Trennung von Julian Nagelsmann etwas überhastet gefunden habe.
Wohltuend in all dem Trubel, dass sich Zverev auch Zeit nahm für ein Thema, das nicht ganz so glamourös daherkommt. Der Tennisprofi hat vor einiger Zeit bekannt gemacht, dass er an Diabetes leidet. Als Kind habe man ihm deshalb gesagt, dass Leistungssport für ihn nicht möglich sei. Er habe seitdem immer zeigen wollen, dass das nicht stimmt. Das ist ihm gelungen und mit seiner Stiftung will er jetzt vor allem jungen Diabetikern Mut machen. In München traf er sich mit an Diabetes erkrankten Kindern, schrieb Autogramme, unterhielt sich, lachte, war nahbar.
Zu großer Druck für Alexander Zverev, in Deutschland Tennis zu spielen
Tennis gespielt hat Zverev dann in München zwar auch noch, allerdings nur knapp zwei Stunden. Dann schnappte er sich seine Taschen und marschierte mit hängendem Kopf vom Centre-Court, winkte zweimal verhalten ins Publikum und verschwand im Kabinentrakt. Hinter ihm lag eine Achterbahnfahrt, denn das Duell mit O'Connell war ein einziges Auf und Ab. Der Australier spielte mutig und hatte oft die besseren Antworten. Zverev ließ zu selten seine außergewöhnliche Klasse aufblitzen, was auch an den Rahmenbedingungen lag. Bei nasskalten fünf Grad kam der Deutsche kaum auf Betriebstemperatur. Wundersamerweise hatte der Mann aus dem hitzeverwöhnten Australien damit keine Probleme, auch wenn er danach sagte, dass er auf das bayerische Frühlingswetter überhaupt nicht vorbereitet gewesen sei. Den "größten Sieg" seiner Karriere genoss er mit breitem Grinsen und einem dicken Handtuch über den Schultern.
Und Zverev? Sagte auf der Pressekonferenz, dass er nur schwer mit dem Druck klarkomme, in Deutschland zu spielen. "Ich bin unfassbar nervös", befand der Olympiasieger von Tokio. "Ich zeige im Match nicht annähernd das Niveau, das ich im Training zeige." Zverev wirkte konsterniert und angefressen gleichermaßen. "Ich mache mir den Druck schon selber. Jetzt gerade habe ich keine Lust auf irgendetwas." Auch nicht darauf, sich Gedanken über den weiteren Verlauf der Sandplatzsaison zu machen, deren Höhepunkt die French Open Ende Mai sind. Stattdessen: "Ich muss zu mir kommen und nachdenken."
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