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Südamerika-Reise
07.06.2023

Baerbock und Heil: Auf Fachkräfte-Mission in Brasilien

Hubertus Heil (SPD) und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), besuchen das Deutsche Krankenhaus Oswaldo Cruz in Sao Paulo. Sie wollen Pflegekräfte anwerben.
Foto: Annette Riedl, dpa

Fachkräfte gibt es in Deutschland zu wenige, in Brasilien zu viele. Eine Kooperation könnte junge Menschen nach Deutschland holen. Doch auch andere Länder rekrutieren.

Herzstillstand - es geht um Leben oder Tod des „Patienten“, darum gibt Paulo Cesar Teixeiera da Silva bei der Druckmassage alles. Kraftvoll und in schneller Folge presst der muskulöse Brasilianer mit ausgestreckten Armen den Brustkorb nach unten. Doch ein schriller Piepton signalisiert, dass die Gefahr noch nicht vorüber ist. Texeira da Silva pumpt weiter, kommt ins Schwitzen, gibt nicht auf. Bis, endlich, ein regelmäßiger Summton signalisiert: Geschafft, das Herz schlägt wieder. Hubertus Heil, der zugeschaut hat, atmet hörbar auf – auch wenn es sich nur um eine Übung an einer Simulationspuppe aus Gummi gehandelt hat. „Gut gemacht“, sagt er, „in Deutschland suchen wir gerade händeringend qualifizierte Kräfte wie sie“.

Wegen Leuten wie dem jungen Krankenpflege-Studenten von der Katholischen Universität Brasilia ist der deutsche Arbeitsminister nach Brasilien gekommen. Zusammen mit Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen will der SPD-Politiker im größten Land Lateinamerikas um Fachkräfte werben, die den wachsenden Personalmangel in deutschen Pflegeeinrichtungen lindern sollen. Doch die Mission ist heikel: Deutschland ist nicht das einzige Land, das händeringend Pflegekräfte sucht und schon allein die komplizierte, weltweit wenig verbreitete Sprache ist ein Hindernis. Die USA, Kanada oder Australien, wo Englisch gesprochen wird, tun sich schon allein deshalb bei der Rekrutierung leichter.

Brasilianische Pflegekräfte: Wer sein Glück in der Ferne suchen will, hat fast freie Auswahl

Weltweit haben sich zudem viele Staaten, darunter Deutschland, Zurückhaltung auferlegt. Sie verpflichten sich, medizinisches Personal nicht aus Ländern abzuwerben, in denen selbst ein Mangel an Kräften herrscht. Doch Brasilien steht auf der so genannten Grünen Liste der Weltgesundheitsorganisation WHO. Jede zehnte brasilianische Pflegekraft hat keine Stelle, es gibt mehr Bewerber als offene Stellen, viele Menschen, die angesichts hoher Jugendarbeitslosigkeit in die medizinischen Berufe drängen, die an zahlreichen Pflegeeinrichtungen, Instituten und Hochschulen gelehrt werden. Doch die jungen Frauen und Männer, die sich an der renommierten Katholischen Universität der Hauptstadt Brasilia ausbilden lassen, sind in vielen Ländern gefragt. Wer sein Glück in der Ferne suchen will, hat fast freie Auswahl.

Als Baerbock und Heil der Hochschule einen Besuch abstatten, hält sich das Interesse in Grenzen. Studentinnen und Studenten, die in einer Freiluft-Cafeteria den ersten „Cafezinho“ genießen, den kleinen süßen Espresso, mustern den deutschen Besuch nur mit einem coolen Seitenblick. Der Student Arthur Guimaraes, der seine fünfjährige Ausbildung fast beendet hat, sagt, er kann sich vorstellen, einmal in Deutschland zu arbeiten. „Ich sehe da viele Möglichkeiten für meine berufliche Zukunft“, sagt er. Faire Arbeitsbedingungen und die Sicherheit im Land seien die Faktoren, die für Deutschland sprächen. Doch Deutsch müsse er erst noch lernen. Heil berichtet, dass die Uniklinik in Göttingen ihr Interesse an einer Kooperation mit der brasilianischen Hochschule bekundet habe.

Ortswechsel. Deutsche Einwanderer waren es, die im Jahr 1897 das Im Oswaldo-Cruz-Krankenhaus in Sao Paolo gegründet haben, das heute als eines der besten in ganz Brasilien gilt. Auch dort berichtet Heil vor jungen Pflegekräften, wie Deutschland sein Einwanderungsrecht modernisieren, ausländische Berufsabschlüsse schneller anerkennen und Visa schneller erteilen will. Die 18-jährige Amanda berichtet stolz, sie werde bald ihre Ausbildung beginnen – an der berühmten Berliner Charité. Sie stammt aus dem Süden, hat deutsche Vorfahren und die notwendige Sprachprüfung bereits bestanden. „Es ist ein Traum, nach Deutschland zu kommen“, sagt sie.

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Ein Zehntel der Wertschöpfung der brasilianischen Industrie machen deutsche Firmen aus

Junge Menschen aus Brasilien könnten auch in anderen Sparten der deutschen Wirtschaft helfen, den heraufziehenden Fachkräftemangel zu lindern. Denn mit seinen rund 215 Millionen Einwohnern ist das Land nicht nur Deutschlands wichtigster Handelspartner in Südamerika. Zahlreiche deutsche Firmen sind hier vertreten, die Wirtschaftsmetropole Sao Paolo gilt mit mehr als 1000 Unternehmen aus der Bundesrepublik als größter Standort der deutschen Wirtschaft außerhalb Europas. Ähnlich wichtig ist nur noch das chinesische Shanghai. 

Ein Zehntel der gesamten Wertschöpfung der brasilianischen Industrie geht auf das Konto deutscher Firmen. Mercedes-Benz zum Beispiel ist schon seit 1956 in Brasilien vertreten. In Sao Bernardo do Campo, etwas außerhalb von Sao Paolo, steht einer der modernsten Werke des schwäbischen Konzerns, wären nicht die Palmen und Tropenbäume zwischen den blitzsauberen Montagehallen, könnte es auch in Stuttgart oder Mannheim stehen. Hier entstehen Lastwagen und Busse, die in alle Teile der Welt verkauft werden, mit Ausnahme Europas. Die Linienbusse der neuesten Generation fahren elektrisch, in der Batterie-Montage ist Präzision gefragt. Jeder Handgriff muss sitzen im Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschinen, es geht ebenso hochautomatisiert zu, wie in den Daimler-Werken in Deutschland.

Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin des Auswärtigen, sitzen in einem E-Omnibus im Werk von Mercedes-Benz do Brasil.
Foto: Annette Riedl, dpa

Eine Frau im schwarzen Poloshirt mit dem berühmten Stern-Logo, seit mehr als 20 Jahren im Betrieb und eigentlich studierte Mathematikerin, führt vor, wie ein Chassis aufgebaut ist. Ein Bus mit Elektroantrieb wird in hunderten weiteren Arbeitsschritten daraus werden, viele davon fahren schon in Brasilien, vor allem in Sao Paolo, das bis im kommenden Jahr einen Großteil seiner Flotte auf die emissionsfreie Technik umgestellt haben will. Mercedes rechnet nach eigenen Angaben damit, dass sich die Nachfrage von derzeit 1000 Elektro-Bussen jährlich bald verdreifachen wird. Die Mitarbeitenden, die sie mithilfe von meist aus deutscher Produktion stammenden Präzisionsmaschinen montieren, sind hoch qualifiziert. Eine Zahl lässt den Bundesarbeitsminister aufhorchen, die bei der Führung durch das Werk fällt: 48 Lehrlinge werden pro Jahr eingestellt, die sich die Personalverantwortlichen unter 1200 Bewerbern aussuchen können. 

Circa sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen Deutschland in den kommenden Jahren

Die Botschaft, auf die es Heil und Baerbock ankommt: Der Pflegebereich ist nur der Anfang, die Fachkräfte-Kooperation könnte auf andere Bereiche ausgedehnt werden. Doch angesichts der bis zu sieben Millionen Arbeitskräfte, die Deutschland perspektivisch in den kommenden Jahrzehnten fehlen, wirken die wenigen Brasilianer, die bislang kommen, eher wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Pflegekräfte etwa sind bislang erst rund 200 da, so die Bundesanstalt für Arbeit, Heil sieht ein Potenzial von 700 – pro Jahr. „Wir müssen damit anfangen, in Brasilien und anderen Ländern bekannt zu machen, dass Deutschland ein modernes Einwanderungsland ist“, sagt er.

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08.06.2023

Heil und Baerbock geben sich Mühe, und das ist auch gut so. ABER: Eigentlich ist die Anwerbung für Deutsche Träger gar kein Problem! Dafür gibt es bereits heute internationale Agenturen, die ihre Arbeit machen. Das eigentliche Problem bei der Fachkräftemigration liegt hier bei uns im Land: bei der vollkommen unnötigen, unerträglichen Bürokratie bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse, im generell zu strengen Aufenthaltsrecht, und dann auch noch in der Wohnungsnot; in München bauen Pflegeträger schon eigene Wohnanlagen, um überhaupt die dringendst benötigten Migrant*innen beschäftigen zu können. Das ist absurd, wenn die wenige Energie die noch übrig ist, in die Schaffung von Wohnangeboten statt in die Schaffung von Pflege- und Betreuungsangeboten fließen muss, weil hier der Staat viel zu wenig tut, um die katastrophale Zerstörung des sozialen Wohnbaus durch Bundes- und Staatsregierung in den 90er und 2000er Jahren wieder zu heilen.