Spargelbauern hoffen auf Erntehelfer aus Rumänien und Polen
Obwohl für die Spargelsaison viele Corona-Auflagen gelten, setzen die Betriebe im Wittelsbacher Land auf ausländische Helfer. 2020 halfen Soldaten und Bedienungen aus.
Seit 1984 baut die Familie Kügle in Froschham nahe dem Aichacher Stadtteil Oberbernbach Spargel an. So bunt wie im vergangenen Jahr dürften die Erntehelfer aber noch nie zusammengewürfelt gewesen sein. Neben Familie Kügle und drei Arbeitern aus Rumänien halfen auch ein Bundeswehrsoldat, ein Fitnesstrainer, eine Bedienung und ein Geschäftsinhaber beim Spargelstechen. Wegen der Corona-Beschränkungen hatten viele ausländische Helfer nicht anreisen können, sodass inländische Aushilfen versuchten, diese Lücken zu füllen.
In diesem Jahr sollen wieder mehr Erntehelfer aus dem Ausland eingesetzt werden. Claudia Westner aus dem Kühbacher Ortsteil Haslangkreit ist Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Südbayern mit Sitz in Schrobenhausen. Die derzeit geltenden Auflagen sind aus ihrer Sicht zwar sehr aufwendig für die Spargelbetriebe, aber machbar.
Demnach müssen Erntehelfer bei der Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter ist als zwei Tage und unter anderem beim Gesundheitsamt angemeldet sein. Nach der Einreise ist eine sogenannte Arbeitsquarantäne vorgeschrieben. Das heißt, die Arbeiter sollen in möglichst kleine Gruppen eingeteilt werden, die zusammenarbeiten und -wohnen und ansonsten für - in der Regel zehn Tage - keine anderen Kontakte haben.
Rund 1500 Erntehelfer sind in den Unternehmen des Spargelerzeugerverbands im Einsatz
Westner hofft, dass ihre 16 Erntehelfer aus Polen diesmal wieder alle anreisten. Insgesamt setzen die 65 Unternehmen des Spargelerzeugerverbands in normalen Jahren rund 1500 Erntehelfer ein. Der Großteil davon kommt aus Rumänien. Weil die Durchfahrt durch Ungarn und Österreich im Vorjahr kaum möglich war, mussten viele Rumänen mit dem Flugzeug reisen. Josef Kügle bräuchte für seine Ernte sechs oder sieben Arbeiter aus Rumänien. Er hofft, dass die Grenzen weiter offen blieben und die Helfer diesmal wieder mit dem Auto anreisen könnten.
Mit seinen Aushilfskräften im Vorjahr war der 49-Jährige aus Froschham übrigens nicht unzufrieden. Die Arbeitszeiten seien zwar flexibler gehandhabt worden als sonst und nicht alle Helfer blieben bis zum Saisonende, aber grundsätzlich habe alles geklappt. Auch Peter Strobl findet es lobenswert, dass so viele Einheimische eingesprungen seien.
Der Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands berichtet aber, dass nur wenige dieser Helfer bis zum Ende der Saison durchgehalten hätten. Die meisten seien diese schwere Arbeit nicht gewohnt und hätten nicht zuletzt aufgrund erheblicher Rückenschmerzen aufgegeben. Für die Erntehelfer aus Rumänien oder Polen ist die Arbeit zwar genauso schwer, sagt Strobl, aber für sie sei der Lohn "verhältnismäßig hoch" und stelle daher eine größere Motivation dar.
Die Spargelerzeuger aus Schrobenhausen haben weniger Spargel geerntet
Trotz aller Turbulenzen ist die vergangene Saison für die meisten Spargelbauern sehr gut gelaufen. Das lag laut Strobl in erster Linie daran, dass nicht auf allen Feldern geerntet oder manche Flächen früher stillgelegt wurden. Etwa 25 Prozent der circa 600 Hektar großen Anbaufläche der Schrobenhausener Spargelerzeuger seien nicht abgeerntet worden, erklärt Strobl. So gab es weniger Spargel auf dem Markt, und der Preis blieb stabil.
Zudem hätten die Privatleute an den Verkaufsständen oder ab Hof mehr Spargel gekauft als sonst. Nichtsdestotrotz hoffen die Betriebe, dass die Gastronomie in diesem Jahr wieder mehr Spargel abnehmen könnten. In normalen Jahren gehen etwa 30 Prozent der Ernte an die Gastronomie.
Prognosen für dieses Spargeljahr traut sich kaum jemand abzugeben. Auf jeden Fall sieht Claudia Westner die Unternehmen besser gegen Corona gerüstet als noch vor einem Jahr. Ihr ist nicht bekannt, dass einer der Betriebe aus dem Verband im vergangenen Jahr mit einem Corona-Ausbruch zu kämpfen hatte. Der Marktführer in der Region, der Spargelhof Lohner aus Inchenhofen, ist kein Verbandsmitglied. Dort waren im Juni 96 von 525 Mitarbeitern positiv auf Corona getestet worden. Dieser Ausbruch machte bundesweit Schlagzeilen, weil der Landkreis Aichach-Friedberg durch die hohe Zahl an Infizierten damals kurzzeitig zum bundesweit einzigen Corona-Hotspot wurde.
Der Spargelpreis hängt von vielen Faktoren ab
Die derzeit vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen sind laut Westner auch mit höheren Kosten verbunden. Allein für die Unterbringung und den Transport rechnet sie mit Mehrkosten von 50 Prozent. Schließlich seien nicht nur mehr Zimmer nötig - die Leitlinie der Berufsgenossenschaft empfiehlt Ein- oder Zweibettzimmer -, sondern auch mehr Sanitär- und Aufenthaltsräume sowie Transportautos.
Ob sich all das auf den Preis auswirken wird, ist derzeit noch offen. Dieser hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt auch vom Wetter. So ist Dauerfrost im Februar kein Freund des Spargels, weil er die jetzt nötigen Arbeiten an den Tunneln verzögern könnte. Auf Westners Hof kostete das Kilo Spargel 2020 in der Hochsaison zwischen acht und zwölf Euro. Ziel vieler Spargelbauern ist es, bis Ostern Anfang April Spargel anbieten zu können.
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