Gewerbesteuer sprudelt vielerorts kräftiger als erhofft
Aichach-Friedberg Wie ein Damoklesschwert schwebte während der Finanz- und Wirtschaftskrise der Einbruch der Gewerbesteuer über den Kommunen. Auftragsrückgänge und Insolvenzen machten den Kämmerern Sorgen. Doch nun scheinen die Konsequenzen nicht ganz so drastisch auszufallen: In vielen Gemeinden sprudelt die Gewerbesteuer heuer üppiger als erwartet, wie einige Kämmerer aus dem Wittelsbacher Land bestätigen.
Von Evelin Grauer und Claudia Bammer
Die Stadt Aichach hat Einnahmen von 5,7 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer eingeplant - der zweitgrößte Posten nach dem Einkommensteueranteil. Wilhelm Rottenkolber, Leiter der Finanzverwaltung, sagt: "Das werden wir auf jeden Fall überschreiten." Er freut sich darüber, allerdings nur sehr vorsichtig: "Das kann sich immer noch ändern." Das liegt daran, dass es sich um Vorauszahlungen der Betriebe handelt. Wenn die tatsächliche Steuerschuld feststeht, kann die Kommune Nachzahlungen bekommen. Es kann aber auch sein, dass sie Geld zurückzahlen muss.
Dass mehr Geld in die Kasse kommt, liegt laut Rottenkolber zum Einen daran, dass es den Betrieben besser geht als erwartet. Zum Anderen hätten viele Unternehmen ihre Vorauszahlungen herabstufen lassen und müssten jetzt nachzahlen. Die Mehreinnahmen kommen sehr gelegen. Wenn weniger Kredite aufgenommen werden müssen, spart die Stadt Geld für Zinsen.
Dieses Ziel hat auch Alois Helfer, Kämmerer in Pöttmes, vor Augen. Etwa ein Drittel der eingeplanten Kredite hat die Marktgemeinde noch nicht in Anspruch genommen. Helfer hofft, dass es dabei bleibt: "Das tut uns nächstes Jahr gut." Wenn alles gut geht, nimmt Pöttmes statt der eingeplanten 850 000 Euro rund 1,2 Millionen Euro ein. Helfer führt das auch auf die Struktur in Pöttmes zurück, mit vielen kleinen und mittelständischen Betrieben. "Wir sind nicht von einem Großbetrieb abhängig." Damit schwankt die Gewerbesteuer, auch hier die zweitgrößte Einnahmequelle, nicht so stark.
In Hollenbach dagegen macht die Gewerbesteuer nur etwa ein Zehntel aus, wie Kämmerer Richard Baur berichtet. 250 000 Euro hat er erwartet, über 300 000 Euro sind es nach momentanem Stand. Doch auch die Einkommensteuer, in Hollenbach ein weit größerer Posten, wird mehr Geld als erwartet in die Kasse bringen, so Baur: "Das macht die Kommunen glücklich."
Wenig erfreulich sieht es dagegen mit den Gewerbesteuereinnahmen wohl heuer in Aindling aus. Im Haushalt waren 600 000 Euro veranschlagt, laut Verwaltungschef Walter Krenz dürften es bis Jahresende jedoch nur rund 360 000 Euro werden. Woran das genau liegt, konnte auf die Schnelle gestern niemand sagen; die Kämmerin ist derzeit im Urlaub. Krenz schätzt jedoch, dass Einnahmeausfälle bei Firmen oder Berechnungsänderungen bei der Steuerschuld für die hohe Differenz verantwortlich sind. Zudem komme der wirtschaftliche Aufschwung bei kleineren Betrieben nicht immer an.
Auch Affings Bürgermeister Rudi Fuchs sagt: "Der große Aufschwung spiegelt sich bei uns nicht wider." In Affing wurden im Etat 1,7 Millionen Euro angesetzt, eingegangen sind bisher 1,2 Millionen Euro. "Wir müssen froh sein, wenn wir das Jahresziel erreichen", betont Fuchs. Dabei sei der Ansatz, der sich nach dem Rechnungsergebnis aus 2009 gerichtet habe, bereits ein sehr vorsichtiger gewesen. In guten Jahren liegen die Gewerbesteuereinnahmen bei drei Millionen Euro.
Hoch erfreut ist dagegen Kühbachs Bürgermeister Hans Lotterschmid. 500 000 Euro wollte die Marktgemeinde heuer einnehmen, schon jetzt sind es 700 000 Euro. Bis Jahresende könnten es 900 000 Euro sein. Die Mehrausgaben würden in die beiden großen Investitionen für 2011 gesteckt, die neue Sporthalle und die Brücke in Großhausen. "So müssen wir vielleicht keine oder weniger Schulden machen", sagt Lotterschmid.
In Petersdorf dürfte sich die sehr vorsichtige Gewerbesteuer-Planung von 25 000 Euro bis Jahresende vervierfachen und auf rund 100 000 Euro anwachsen.
Auch in Todtenweis dürfte das Ergebnis besser ausfallen als erwartet. Statt 420 000 Euro stehen knapp 550 000 Euro in Aussicht.
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