Seitenwechsel: "Justiziar" der Schrottmafia vor Gericht
Augsburg/Aichach-Friedberg Im Mafiafilm-Klassiker "Der Pate" spielt der "Conciliere" eine Hauptrolle. Der gewiefte Rechtsanwalt berät die Familie Corleone, um organisiertes Verbrechen sozusagen als "legales" Geschäftsmodell zu betreiben und vor allem, um durch die Maschen der Justiz zu schlüpfen. So ein "Justiziar" einer bundesweit agierenden Schrott-Mafia sitzt laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft heute auf der Anklagebank des Schöffengerichts Augsburg. Dabei befand sich der Jurist, der im Kreis Aichach-Friedberg wohnte, noch vor wenigen Jahren auf der genau anderen Seite - als Staatsanwalt verfolgte er Wirtschaftskriminelle auf der ganzen Welt. Dann wechselte er die Seiten: Vor drei Jahren wurde er wegen Geldwäsche und Vorteilsnahme verurteilt, saß bis Anfang 2009 im Gefängnis und lernte dort die kriminellen Schrott-Schieber kennen. Seit mehreren Jahren läuft in Augsburg eine ganze Reihe von Prozessen gegen Mitglieder eines Clans aus dem Großraum und deren Mittelsmänner, die als Zwischenhändler die Steuerhinterziehung erst möglich machten.
In der Anklageschrift wird dem Ex-Staatsanwalt jetzt vorgeworfen, der Bande bei der groß angelegten Hinterziehung der Umsatzsteuer geholfen und einen Kriminalkommissar bestochen zu haben. Für inhaftierte Bandenmitglieder stimmte der 49-jährige Familienvater die Verteidigungsstrategie als "Chefberater" mit deren Rechtsanwälten ab, so die Augsburger Staatsanwälte über ihren Ex-Kollegen.
Der Prozess heute ist der Auftakt für eine Reihe weiterer Strafverfahren gegen Bandenmitglieder. Sie flogen bei einer deutschlandweiten Razzia Mitte Januar dieses Jahres auf. 600 Polizisten und Steuerfahnder durchsuchten rund 90 Büros, Wohnungen und Schrottbetriebe und nahmen rund 40 Personen fest. Im Wittelsbacher Land schlug die Polizei dabei gleich dreimal zu. Unter anderem hat die Bande in Aindling einen Wohnwagen offenbar als Schwarzgeldbunker genutzt. In Aichach wurde ein Verdächtiger von einem Sonderkommando verhaftet. Der Zugriff der mit schwarzen Sturmhauben maskierten Polizeibeamten in einer Wohnung in der Aichacher Innenstadt auf ein mutmaßliches Clanmitglied dauerte damals nur wenige Minuten und erregte kaum Aufsehen. Am gleichen Tag wurde dann auch im südlichen Landkreis der frühere Staatsanwalt festgenommen.
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