Wohnstraßen werden zum Tatort: Mann erschießt in Langweid drei Nachbarn
Die Bluttat eines 64-Jährigen in Langweid löst einen Polizei-Großeinsatz aus. In den Stunden nach der Tat laufen die Ermittlungen sehr still – und fördern erste Hinweise zum Motiv zutage.
In den Stunden nach der Tat ist es ruhig in der Schubertstraße in Langweid. Blaulicht und Martinshorn an den Einsatzfahrzeugen sind jetzt aus. Polizisten, Sanitäter und Mitglieder des Kriseninterventionsdienstes sprechen leise miteinander. Die Nachbarn bleiben in ihren Häusern, einige sehen fern. Nur einige Jugendliche stehen etwas abseits und beobachten das Geschehen. Die Polizei hat die Straße direkt vor einem Mehrfamilienhaus abgesperrt, Ermittler in weißen Schutzanzügen gehen durch die Haustür ein und aus. Aus einer ruhigen Wohnstraße in dem 9000-Einwohner-Ort im Kreis Augsburg ist am Freitagabend binnen Sekunden ein Tatort geworden. In dem Haus sind zwei Frauen und ein Mann erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, 64, lebte im selben Haus. Er soll in einem anderen Haus im Ort auch noch auf zwei weitere Menschen geschossen haben, diese wurden schwer verletzt. Auf den Straßen des Ortes herrscht jetzt Ruhe, nur wenige sind draußen unterwegs, aber die Menschen dürften aufgewühlt sein. Die Ermittlungen schreiten indes voran.
Der Einsatz der Polizei beginnt am Freitagabend gegen 19.20 Uhr. Es ist offenbar ein Zeuge, der den Notruf absetzt. Schnell wird aus dem Notruf ein Großeinsatz. Alle verfügbaren Polizeikräfte des Augsburger Präsidiums werden nach Langweid beordert, dazu ein großes Aufgebot an Rettungskräften, auch ein Polizeihubschrauber kreist über Langweid und der Umgebung. Anfangs herrscht bei den Menschen Unsicherheit, sie fragen sich, was in ihrem Ort los ist. Ein Mann schreibt auf Facebook, er habe sich große Sorgen gemacht und Angst gehabt. Um kurz nach 22 Uhr verschickt die Polizei dann eine erste Meldung, die das Ausmaß der Tat bekannt macht. Später folgen dann, nach den ersten Ermittlungen, weitere Erkenntnisse.
Tat von Langweid: Es gab offenbar einen Nachbarschaftsstreit
In dem Mehrfamilienhaus in der Schubertstraße, die relativ zentral liegt, beginnt demnach die Bluttat. Dort soll der 64-Jährige drei seiner Nachbarn erschossen haben. Bei den Toten handelt es sich offenbar um ein Paar, die Frau 49 und der Mann 52 Jahre alt, sowie um eine 72-jährige Frau. Das Paar hat ein minderjährigen Sohn, er verliert durch die Tat seine Eltern. Zur Tatzeit war der Teenager nicht zuhause. Er ist laut Polizei bei Familienangehörigen untergebracht und werde professionell betreut.
Wie und wo im Haus die tödlichen Schüsse genau abgefeuert wurden, dazu äußert sich die Polizei am Freitagabend noch nicht. Am Samstag teilt die Polizei dann mit, dass der Täter auch durch eine Wohnungstür gefeuert und so die 72-Jährigen getötet habe. Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass der 64-jährige Deutsche mit den getöteten Nachbarn offensichtlich im Clinch lag. Ein Polizeisprecher spricht von Hinweisen auf einen vorangegangenen „Nachbarschaftsstreit“.
Nach den Schüssen in der Schubertstraße hört der Verdächtige aber nicht auf. Er begibt sich laut Polizei zu einem einige hundert Meter entfernten Haus in der Hochvogelstraße und schießt dort, ebenfalls durch eine Wohnungstür, auf zwei weitere Menschen – eine 32-jährige Frau und einen 44-jährigen Mann, die offenbar ein Paar sind. Auch zu diesen Opfern gebe es eine Vorbeziehung, heißt es von der Polizei. Sie überleben schwer verletzt, ihr Zustand ist laut Polizei stabil. Der 44-jährige Verletzte ist der Sohn der 72-jährigen Getöteten. Täter und Opfer sind den Angaben zufolge aber nicht miteinander verwandt.
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In der Schubertstraße befragen Ermittler der Kriminalpolizei am Freitagabend Zeugen – darunter offensichtlich auch Bewohner. Denen ist anzusehen, dass sie das Geschehen schwer mitgenommen hat. Sanitäter und Krisenhelfer stehen den Betroffenen zur Seite. „Ich wünsche Ihnen alles Gute“, sagt eine Frau vom Kriseninterventionsdienst zu einem älteren Mann, der zuvor in einem Rettungswagen von Kripobeamten befragt wurde. Der Mann würde gerne noch ein paar Sachen für die Nacht aus dem Haus holen. Doch das geht nicht – dort sind die Spurensicherer zugange, auch ein Rechtsmediziner kommt später noch hinzu.
Gewalttat mit drei Toten: Nachbar hört Schüsse in Langweid
Ein ähnliches Bild ergibt sich am zweiten Tatort. Etwa ein Dutzend Polizisten stehen vor dem dreistöckigen Haus. Die kurze Straße ist abgesperrt, die meisten Nachbarn haben ihre Jalousien heruntergelassen. Draußen ist außer den Polizisten kaum jemand zu sehen. Ein Nachbar erzählt, er habe gesehen, wie die beiden Verletzten am Freitagabend gegen 19.30 Uhr blutend auf einer Trage vom Rettungsdienst aus der Wohnung in einen Rettungswagen getragen wurden. Kurz zuvor seien die beiden noch mit ihrem Hund spazieren gegangen, erzählt der Mann. Dann habe er Schüsse gehört. Gegen Mitternacht wird der etwa kniehohe, schwarze Hund des verletzten Paars abgeholt.
Etwas entfernt vom Blaulicht der Einsatzwagen streifen zwei junge Männer durch die Nachbarschaft. Sie seien auf dem Weg zu Verwandten, erzählen die beiden Augsburger am späten Freitagabend. Als sie von der Bluttat gehört haben, hätten sie sich sofort auf den Weg gemacht, um nach ihrer Familie zu sehen. Den Verwandten gehe es gut, erzählen die Männer.
Mutmaßlicher Täter in Langweid soll Waffenerlaubnis gehabt haben
Details zum mutmaßlichen Täter nennt die Polizei am Freitagabend noch nicht. Bekannt sei, so ein Sprecher, "dass der Mann offenbar als Sportschütze mehrere unterschiedliche Waffen und auch eine waffenrechtliche Erlaubnis besaß".
Die Flucht des 64-Jährigen vom zweiten Tatort in der Hochvogelstraße dauert jedenfalls nicht lange. Die Fahndung nach ihm ist erfolgreich. Beamte halten das Fahrzeug laut einem Polizeisprecher gegen 19.45 Uhr in der Umgebung an, der Mann lässt sich den Angaben zufolge widerstandslos festnehmen. Anwohner im rund 1,5 Kilometer vom zweiten Tatort entfernten Langweider Ortsteil Foret berichten von einem größeren Einsatz auf einem Firmengelände. Ein Mann sei dort festgenommen worden. Fotos, der im Netz kursieren, zeigen einen am Boden liegenden Mann. Es ist offensichtlich der Tatverdächtige. In dem Auto finden die Beamten zwei Kurzwaffen, in seiner Wohnung werden weitere Waffen sichergestellt.
Schon am Freitagnachmittag war die Polizei wegen eines Streits zu dem Haus in der Schubertstraße gekommen. Der 64-Jährige sei beim Eintreffen der Polizei aber nicht mehr vor Ort gewesen, deshalb habe man nicht mit ihm sprechen können, so ein Polizeisprecher.
Alle Neuigkeiten und Entwicklungen zum mutmaßlichen Dreifachmord in Langweid finden Sie hier.
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Was bitte ist die Idee hinter dieser Überschrift? Wohnstrassen werden zum Tatort…… ich verstehe das echt nicht. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen…