Eine Postkarte an „Pa“ aus der Heimat
Erinnerungen Es gibt weitere Spuren zu Krankenträger Josef Völk. Und sein Tagebuch klärt über noch mehr auf
Dinkelscherben Sie erinnert sich an ihn als ihren „Pa“, ihren Großvater. Wilhelmine Lutz aus Dinkelscherben war erst zwei Jahre alt, als ihr Großvater Josef Völk in Ustersbach starb. Geboren 1882 war er im Ersten Weltkrieg als Krankenträger eingesetzt und hat darüber ein Tagebuch geführt (wir berichteten). Doch davon wusste Wilhelmine Lutz nichts. Als sie von seinen Aufzeichnungen in der Zeitung las und sah, dass sogar noch sein alter Rucksack existiert, war sie überwältigt.
Gleichzeitig hat sie aber auch ein eigenes, ganz besonderes Erinnerungsstück an ihren „Pa“. In seinem Tagebuch ist oft zu lesen, dass sich Josef Völk große Gedanken darum machte, wie es wohl seinen Lieben in der Heimat gehen mochte. Da konnte ihm, zumindest im September 1914, eine Postkarte Aufschluss geben, die sich heute im Besitz seiner Enkelin Wilhelmine Lutz befindet: „Hier ist alles in schönster Ordnung, sei herzlich gegrüßt“, steht dort auf der Rückseite einer Ansicht von Ustersbach geschrieben. Verfasst hat den Text Kaspar Schmid aus der bekannten Brauereifamilie vor Ort. „Diese Karte gebe ich nicht her“, sagt Wilhelmine Lutz.
Sie hat übrigens auch noch eine Erinnerung an ihren Onkel Albert Völk, den Sohn von Josef Völk: Als der, selbst Soldat im Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, saß da für die Fünfjährige ein völlig fremder Mann in der Küche. Sie hatte ihn zuvor noch nie gesehen.
Alte Aufzeichnungen geben Aufschluss zu Sterbebildchen
Es gibt eine weitere Verbindung zum Tagebuch von Josef Völk, von der wiederum Gertraud Magg aus Gersthofen nichts wusste. Sie hat von ihrer Großmutter Kreszentia Schmoll, einer geborenen Wagner aus Ustersbach, einige Sterbebildchen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs geerbt. Während Gertraud Magg weiß, dass es sich bei zweien der Toten um Brüder ihrer Großmutter handelte, stellten sie die Namen von anderen vor Fragezeichen.
Josef Völk kannte sie jedoch sehr wohl und er hat in seinem Tagebuch auch aufgeschrieben, was ihr Tod in ihm ausgelöst hat. So schreibt er am 1. September 1915 über den Tod einer der Brüder von Kreszentia Schmoll: „Von Zuhause sind wieder Anschriften eingetroffen. Ein Opfer hat der Krieg wieder aus der Gemeinde gefordert: Jakob Wagner, Alumnus (Priesteranwärter des Priesterseminars Dillingen). Gefallen, den 10. August 3. Inf. Regiment. Die haben sich doch, seine Eltern und Geschwister und mit ihm die ganze Pfarrei, auf sein erstes Hl. Messopfer, dass er im nächsten Jahr darbringen durfte, gefreut. In Gottes Ratschluss war es jedoch anders bestimmt. Er ruhe in Frieden, in fremder Erde.“ Tatsächlich ist Jakob Wagner auf seinem Sterbebildchen nicht nur in Uniform, sondern auch im Priestergewand zu sehen.
Drei Jahre später starb dann auch der jüngere Bruder Alois Wagner, Jahrgang 1896. Josef Völk schreibt am 25. Juni 1918, gut zwei Wochen nach dessen Tod: „Ludwig (Völks Bruder, Anm. d. Red.) teilte mir mit, dass am 12. Juni unser Nachbar Alois Wagner gefallen ist. Er war beim 3. Rgt. 5. Kompanie.“
Besonders schwer hat Josef Völk der Tod eines anderen Ustersbachers getroffen, der wie er selbst Krankenträger war: Es handelt sich um Jakob Mairhörmann, ebenfalls aus Ustersbach, geboren 1888. Sein Sterbebildchen nennt als seinen Todestag den 21. April 1918 in Frankreich und Josef Völk notiert: „Alois (Völks Kamerad, Anm. d. Red.) kam von der Stellung zurück und überbrachte mir die traurige Meldung, dass gestern Nacht unser lieber treuer Kamerad Jakob Meierhörmann bei Moreuil gefallen ist. Jakob war den dritten Tag als Krankenträger vorne. Er wollte einem Kameraden einen Notverband anlegen. Als er aufstehen wollte, durchbohrte eine feindliche Kugel sein Herz. Der Tod trat sofort ein. Viehl Georg war in seiner Nähe. Wir beide waren sehr viel beisammen. Jakob war ein sehr braver und treuer Freund und Kamerad. Möge in fremder Erde in Frieden ruhen. Ich aber will meinem Dorfgenossen ein stetes Andenken bewahren. Er war beim 15. Inf. Rgt. 4. Kompanie.“
So geht es weiterWerner Lorenz ist Vorsitzender des Heimatgeschichtlichen Vereins Diedorf. Er hat aus alten Zeitungsartikeln erforscht, wie das Leben in Kriegszeiten im Augsburger Land aussah.
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