Wie Städte im Landkreis den Klimaschutz ihrer Bürger unterstützen
In einer Stadt gibt es Zuschüsse fürs Balkonkraftwerk oder fürs Deutschlandticket, woanders viele Bäume. Warum eine Klimaschutzmanagerin um Engagement jeder Art wirbt.
Wie heiß wird dieser Sommer? Nach zwei sommerlichen Wochenenden bereits Anfang April tut im Moment zwar die dicke Winterjacke wieder gute Dienste. Doch Wetterwerte zeigen: Das Klima verändert sich auf der ganzen Welt. In der vergangenen Woche hatte der Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg festgestellt, dass es eine Verletzung der Menschenrechte ist, wenn Staaten nicht genug für den Klimaschutz tun und sie dafür belangt werden können. Auch im Landkreis Augsburg tut sich etwas bei den kommunalen Konzepten zum Klimaschutz. Sicher ist aber: Ohne die Mitwirkung aller geht es nicht.
Besonders umfassend ist das Konzept für den Klimaschutz in Stadtbergen. Schon bevor Klimaschutzmanagerin Claudia Günther vor rund einem Jahr im Rathaus der Stadt ihren Job antrat, hatte die Stadt ein Klimaschutzkonzept in Auftrag gegeben. Das große Ziel: Eine Neutralität beim Austausch von umweltschädlichen Treibhausgasen. Ohne die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger geht es dabei nicht.
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Deshalb hatte die Klimaschutzmanagerin zunächst wichtige Akteure der Stadt zu einem Austausch eingeladen. Dabei waren unter anderem Stadtpfarrer und Kirchenpfleger, der Beirat für Seniorinnen und Senioren, aber auch Hausverwaltungen und Unternehmensvertreter. Weiter Infoveranstaltungen gab es für die Verwaltung der Stadt selbst und nun auch für interessierte Bürgergerinnen und Bürger. Claudia Günther geht es dabei um mehr als die reine Information: Es geht ihr darum, das Gefühl zu vermitteln, wie wichtig der Einsatz aller beim Thema Klimaschutz ist. "Die reine Information ist nicht alles. Wir wissen heute so viel zu dem Thema und handeln doch oftmals gegensätzlich. Menschen werden eben über ihre Emotionen gesteuert", so die Physikerin.
Eine Neutralität beim CO₂-Austausch bis 2040 ist nicht mehr zu schaffen
Dabei geht es freilich auch um harte Fakten. Die Stadt Stadtbergen hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 treibhausgasneutral zu werden. Das, so erfuhren die Stadtbergerinnen und Stadtberger jetzt auf der Infoveranstaltung, sei bei realistischer Betrachtung aber nicht mehr zu schaffen. Dennoch ist Aufgeben keine Alternative. Vielmehr müsse unbedingt gehandelt werden. So müssten beispielsweise nicht nur kommunale Gebäude saniert werden, sondern auch rein statistisch jedes Jahr ein oder zwei Prozent der privaten Bestandsgebäude.
Jeder und jede müsse das eigene Verhalten ändern, um eine bessere Bilanz beim Ausstoß von Treibhausgasen zu erzielen. Ein Großteil des Ausstoßes des klimaschädlichen CO₂ in Stadtbergen gehe auf das allgemeine Konsumverhalten der Menschen in der Stadt zurück, so Claudia Günther. Hinzu komme die Mobilität. So komme bei vielen Unternehmen ein Großteil der Treibhausgase durch den Verbrauch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Weg zur Arbeit zustande. Das ist auch im Rathaus Stadtbergen selbst noch so, wo ein Großteil der Beschäftigten einen recht kurzen Arbeitsweg von unter fünf Kilometern haben, wie die Klimamanagerin in einer Umfrage erkannt hat. "Der Fahrtweg der Beschäftigten ist ein Löwenanteil am Energieverbrauch", sagt Claudia Günther.
Stadtbergen unterstützt seine Bürger auch finanziell
Stadtbergen hat sich entschlossen, Veränderungen aktiv mitzugestalten. Zuschüsse zum Kauf eines Lastenrads oder eines Balkonkraftwerks können Beiträge sein, die Motivation zum Klimaschutz zu steigern. Dass finanzielle Unterstützung helfen kann, Bürgerinnen und Bürger zum Klimaschutz zu motivieren, weiß man auch in Gersthofen. Die Stadt setzt ebenfalls auf die Förderung von Balkonkraftwerken. Im Jahr 2023 hat die Förderung von maximal 200 Euro in 173 Fällen die Anschaffung solch einer kleinen PV-Anlage unterstützt. Einmalig im Landkreis ist zudem der Zuschuss zum Deutschlandticket für den öffentlichen Nahverkehr. Außerdem beschäftigt Gersthofen gleich zwei Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmanagerinnen.
Nicht jede Stadt im Landkreis hat eine eigene Stelle für den Klimaschutz. Neusäß habe bewusst keinen eigenen Klimaschutzmanager eingestellt, sondern das Thema Klimaschutz in verschiedenen Sachgebieten verankert, heißt es aus dem Rathaus dort. So sind im Sachgebiet „Zentrale Dienste“ Umweltthemen wie Car-Sharing, E-Ladesäulen und alternative Energien gebündelt. Im Bauamt gibt es einen Grünbeauftragten für die Themen Bäume, Ausgleichsflächen, Blühflächen, Artenschutz und Ähnliches. Im vergangenen Jahr war, auch mit den Stimmen der Grünen im Stadtrat, das von der SPD geforderte Klimaschutzkonzept abgelehnt worden. Ebenso sieht es mit der Förderung von Balkonkraftwerken aus, die es in Neusäß nicht gibt. Was dafür in Neusäß einzigartig im Landkreis ist, ist der Ausbau mit Fernwärme durch die Stadtwerke Augsburg (swa), der in den nächsten Jahren fast ganz Alt-Neusäß abdecken soll.
Strategien zur Klimaanpassung werden immer wichtiger
Den Zuschuss für Balkonkraftwerke gab es bis 2023 auch in Bobingen, während Königsbrunn darauf verzichtet. Die Stadt ist jedoch seit 2021 auf dem Weg, sich als Klimaschutz-Kommune zertifizieren zu lassen. Was dort besonders ist: In keiner Stadt im Landkreis Augsburg gibt es so viele Bäume wie in Königsbrunn, nämlich 12.000.
Zurück zum Thema Treibhausgasneutralität in Stadtbergen: Ziehen alle an einem Strang, könnte die für Stadtbergen im Jahr 2045 erreicht werden, glaubt Claudia Günther inzwischen. Dass die Stelle der Klimamanagerin dann überflüssig wird, hält sie nicht für realistisch. "Wir werden auch dann noch sehr lange Strategien zur Anpassung an ein verändertes Klima entwickeln und umsetzen müssen", so die Physikerin.
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