Schockanruf-Betrüger steht in Augsburg vor Gericht
Neun Monate hatten Augsburger Ermittler nach einem Mitglied einer Schockanrufer-Bande gesucht. Seit Donnerstag steht der 27-Jährige vor Gericht. Die Liste der Vorwürfe ist lang.
Es dauert, bis Staatsanwalt Markus Klatt die Anklageschrift verlesen hat. Dem Mann auf der Anklagebank des Augsburger Landgerichts werden etliche Taten vorgeworfen. Der 27-jährige Pole soll Teil einer Schockanrufer-Bande sein und für diese als Logistiker gearbeitet haben. Es geht um mindestens zehn Betrugsfälle, bei denen Opfern in Augsburg, München und Ingolstadt Wertsachen und Bargeld abgeknöpft wurden. Die Augsburger Staatsanwaltschaft beziffert den Gesamtschaden auf rund 200.000 Euro. Für die Hauptverhandlung, die am Donnerstag startete, sind zunächst zehn Verhandlungstermine angesetzt.
Rund neun Monate hatten die Ermittler aus Augsburg nach dem Mann gesucht. Im Juni 2023 schnappte die Falle dazu. Der Tatverdächtige wurde in Wien gefasst. Seitdem sitzt der Mann, der zuletzt in München gewohnt hatte, in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm banden- und gewerbsmäßigen Betrug in zehn Fällen sowie zwei versuchte Betrugsfälle vor. Das ist aber nicht alles.
Prozess in Augsburg gegen mutmaßliches Mitglied einer Schockanrufer-Bande
Die Betrugsmaschen, die Schockanrufer-Banden verwenden, laufen stets ähnlich ab. Den Opfern wird am Telefon vorgegaukelt, dass ein Angehöriger einen schweren Unfall verursacht habe, nun bei der Polizei in Gewahrsam sei und für ihn eine Kaution hinterlegt werden müsse. Die Polizei warnt regelmäßig vor solchen Schockanrufen. Die Ermittler wissen aus Erfahrung, dass jeder darauf hereinfallen kann. Eben nicht nur ältere Menschen, auf die es die Kriminellen vorwiegend abgesehen haben.
Der Angeklagte, verteidigt von Michael Weiss, hat nach Ansicht der Staatsanwaltschaft für die Bande als Logistiker gearbeitet. Er soll sogenannte Abholer über Ort und Zeitpunkt der Geldübergaben informiert haben. Zudem soll er Beute an Bandenmitglieder weitergereicht und selbst neue Abholer rekrutiert haben. In einem der ihm vorgeworfenen Fälle hat eine Münchnerin, die ihre Tochter nach einem angeblichen Unfall in Haft wähnte, den Betrügern Gold und Münzen in einem Gesamtwert von 65.000 Euro übergeben. Der 27-jährige Angeklagte hat sein Leben, so sieht es die Staatsanwaltschaft, aus illegalen Einnahmen bestritten. Er soll im Großraum München zudem einen Nebenhandel mit Drogen geführt und in den vergangenen beiden Jahren rund 1,6 Kilogramm Kokain sowie rund 1,3 Kilogramm Ecstasy von Tschechien und Polen nach Deutschland gebracht haben.
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Ich bin schon jetzt gespannt, ob hier mit der gleichen "Entschlossenheit" ein Exempel statuiert wird, wie beim Augsburger "Böllerwerfer". Ich hoffe wirklich sehr, dass sich "unsere Justiz" hier zusammenreißt und sich nicht von, vom Verteidiger eingeflüsterten, Entschuldigungen des Angeklagten wie meist, erweichen lässt.