Clowns kämpfen um Stoibers Erbe
Drei Clowns wollen an die Macht, doch Pierrot lässt sie nicht. Das Gerangel um die Nachfolge von Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber wurde auf dem Münchner Nockherberg in der Singspiel- Parodie "Staatszirkus" aufs Korn genommen.Asül: "Bayern-SPD besteht nicht nur aus Seehofer"Bildergalerie: Impressionen vom NockherbergDie besten Zitate vom NockherbergReaktionen auf Asüls PredigtStichwort: Derblecken
München (dpa/lby) - Drei Clowns wollen an die Macht, doch Pierrot lässt sie nicht. Das Gerangel um die Nachfolge von Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber wurde am Donnerstag beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg in der Singspiel- Parodie "Staatszirkus" aufs Korn genommen.
Während Stoiber lachend der Erbfolge-Posse auf der Bühne zuschauen konnte und am Ende sogar sentimental wurde, mussten einige andere Spitzenpolitiker auf die Zähne beißen.
Schon bei Premiere des niederbayerisch-türkischen Kabarettisten Django Asül als Fastenredner hieß es, Humor zu bewahren. Asül knüpfte sich vor allem CSU-Generalsekretär Markus Söder ("...wie Malaria, den kriegen Sie nie mehr los") und den wegen einer Liebesaffäre in die Schlagzeilen geratenen Bundesagrarminister Horst Seehofer vor. "Es ehrt Sie, dass Sie ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit raushalten", predigte Asül in schwarzem Anzug von der Bühne. "Um das allen klar zu machen, lassen Sie auch keine Talkshow aus." Söder und Seehofer trugen es mit Fassung. "Ich habe sogar darüber lachen können", sagte Seehofer später. Und Söder: "Das muss ich aushalten."
Im anschließenden Singspiel von Holger Paetz stolperte ein tollpatschiges Clown-Trio aus Innenminister Günther Beckstein, Wirtschaftsminister Erwin Huber und Parteivize Seehofer über die eigenen Beine, wenn es darum ging Stoiber endlich aus seinen Ämtern zu befördern. Beckstein und Huber als putschendes "Tandem" wollten natürlich auch Seehofer los werden. "Mach ma's doch wie neulich: Getrennt meucheln, gemeinsam erben, ha?", schlägt das Beckstein- Double auf der Bühne vor. Der "echte" Innenminister und designierte Ministerpräsident gesteht später: "Das Lachen steht im Vordergrund, auch wenn ich manchmal ein bisschen auf die Zähne gebissen habe."
Seehofer bekommt für sein Privatleben Zuspruch von der "Dompteuse", Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen. "Vor allem sind sie ganz bald ein frisch gebackener Vater, ich freu mich so für Sie", ruft sie. "Da kriegen sie jetzt Elterngeld. Kinder können teuer werden", muntert Irina Wanka alias von der Leyen Seehofer auf. "Nur Mut! Neue Väter braucht das Land."
Der wahre Seehofer nahm auch diese Sticheleien gelassen. "Das war durchaus im Rahmen." Auch Seehofers Kontrahent Huber befand: "Nockherberg ist immer deftig, so stark wie das Bier." Huber griff fröhlich zur Salvator-Starkbier-Maß und stieß mit Seehofer an. Bis Ende September liefern sich die beiden Rivalen noch einen Wettkampf, bevor dann der CSU-Parteitag entscheidet, wer von ihnen neuer Parteichef wird.
Für Lacher sorgte auch "Artistin" Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Pierrot Stoiber endlich los werden will, sowie SPD-Chef Kurt Beck als "stärkster Mann der Welt" im Turnerdress. Einen Riesenschreck bekommt Merkel, als Stoiber ihr androht: "Ich komme zu Ihnen nach Berlin." Am Ende meint Merkel aber triumphieren zu können. "Jetzt isser untendurch und fast Geschichte, ich sonn mich obenauf und steh im Lichte."
Ovationen des Publikums begleiteten die "Abschiedshymne" des Schauspielers Michael Lerchenberg, der bereits in seiner 24. Singspiel-Aufführung Stoiber in dessen verschiedenen politischen Funktionen darstellte. Auf dem Nockherberg werden nur Politiker parodiert, die in Bayern oder im Bund von Bedeutung sind. Mit Stoibers angekündigtem Rückzug dürfte also auch künftig seine Singspiel-Rolle eingestampft werden.
Sentimental wurde es, als Pierrot Lerchenberg von der Bühne stieg und den leibhaftigen Stoiber umarmte. Auch dieser war sichtlich bewegt, als er sich an die früheren Salvator-Proben erinnerte. "20 Jahre ist schon eine lange Zeit", sinnierte Stoiber später. "Ich glaube, dass die Leute mich oft auch ein bisschen falsch gesehen haben. Ich kämpfe, ich arbeite, ich lebe aber auch sehr gern."
Doch für Tränen der Rührung ist beim Starkbieranstich kein Platz. So raste mit lautem Getöse das Double der Fürther Landrätin Gabriele Pauli in roter Lederkluft am Schluss auf dem Mofa über die Bühne. "Edmund, das hab ich echt net wollen", ruft sie. Stoiber lässt im Singspiel die Clowns im Unklaren über seine Pläne. "Ich kann ja noch zurück", droht er. Und auch der echte Stoiber sagte am Rande des Spektakels: "Wenn sie mich nicht zu hart anschießen, komme ich wieder." Zum Nockherberg, meint er wohl.
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