"Fahrplan-Kosmetik" reicht nicht
Augsburg (eva). Die Nachbesserungen der Bahn für den ICE-Fahrplan in der Region sind kein Anlass mit Sekt anzustoßen, höchstens mit Selters. Zu diesem Ergebnis kommen parteiübergreifend schwäbische Abgeordnete und der Fahrgastverband "Pro Bahn". Zwar gebe es einige Verbesserungen gegenüber Ankündigungen von Bahnchef Mehdorn im Februar. Etliche Forderungen seien aber weiterhin nicht erfüllt. So fehlen ab Dezember wichtige Früh- und Abendverbindungen im Fernverkehr für den Verkehrsknoten Augsburg, der immerhin einen Einzugsbereich von zwei Millionen Fahrgästen hat.
Als Teilerfolg wurde gestern von den Abgeordneten gewertet, dass die Bahn Geschäftsreisenden aus dem Augsburger Raum nun unter der Woche eine tägliche Frühverbindung ab 5.22 Uhr in Richtung Norddeutschland anbietet. Gut sei weiter, dass die drohende Fahrplanlücke von drei Stunden am Vormittag zwischen Nürnberg und Augsburg nun teilweise geschlossen werde. Auch das Allgäu werde besser angebunden als zuerst geplant, so SPD-Schwabenchef Harald Güller.
Dies sei jedoch nicht ausreichend. Es gebe weiteren dringenden Bedarf für Nachbesserungen, forderte er zusammen mit den Abgeordneten Christian Ruck, Eberhard Rotter und Martin Sailer (alle CSU), sowie Heinz Paula und Willi Leichtle (beide SPD). Die Politiker kündigten gestern einen abgestimmten Schwabenantrag im Landtag an. Danach soll die Staatsregierung mit der Bahn umgehend über folgende Forderungen weiter verhandeln:
Alle Anschlüsse aus dem Allgäu sollen in Augsburg mit den Anschlüssen nach Norddeutschland verknüpft werden und umgekehrt, um Wartezeiten zu vermeiden.
Die ICE-Verbindung von Augsburg über Würzburg nach Hamburg/Bremen um 9.33 Uhr soll beibehalten werden. Es ist die erste Frühverbindung, die vom Allgäu bequem und kostengünstig erreicht werden kann.
Die Verbindung ab Augsburg nach Nürnberg um 20.22 Uhr soll beibehalten werden, weil dies der letzte Anschluss an alle nordbayerischen Städte ist, außerdem die abendliche Verbindung von Nürnberg ab 22.29 Uhr nach Augsburg.
Die Schwabenpolitiker und der Fahrgastverband Pro Bahn glauben, für diese Forderungen gute Argumente zu haben. Es sei völlig unakzeptabel, den Großraum Augsburg schon am frühen Abend vom Fernverkehr abzuhängen, sagte Leichtle. Weiter pochten die Abgeordneten darauf, dass ein bislang nur "vorübergehend" geplantes Angebot der Bahn dauerhaft bleiben müsse. Gemeint sind drei zusätzliche Züge über Augsburg auf der Strecke München-Hamburg via Würzburg. Sie werden vorerst wegen eines Strecken-"Engpasses" über Schwaben geleitet.
Der Fahrplanverband Pro Bahn fordert unterdessen, dass Augsburg auch künftig mindestens stündlich mit einem schnellen Zug nach Nürnberg verbunden sein muss, um die dortigen Fernverkehrszüge zu erreichen. Eine Alternative für wegfallende ICE-Züge könne ein ähnliches Angebot des Freistaats für die Region sein, wie schon der "Alex-Zug" ins Allgäu, schlug Karl Wöhl vom Fahrgastverband vor. Er wies auf die stark steigenden Fahrtkosten und Reisezeiten hin, wenn Reisende abends ab Nürnberg über die Neubaustrecke Ingolstadt nach Augsburg oder ins Allgäu fahren müssen. Danach wären 19 Euro mehr beziehungsweise 14 Euro mehr fällig bei längeren Fahrzeiten von rund einer Stunde.
Doch die Forderungen aus Schwaben stoßen bei der Bahn schon jetzt auf Granit. Das machte Bahnchef Hartmut Mehdorn gestern in einem Schreiben deutlich. Er sei vom Fahrplanangebot 2007 überzeugt, erteilte er weiteren Nachbesserungen eine Absage.
Die Diskussion ist geschlossen.