Mord in Tatort-Manier
Der gewaltsame Tod eines Polizisten ist nach ersten Ermittlungen das Ende eines Familiendramas. Die Ehefrau steht unter Tatverdacht. Ein Spaziergänger hatte eine Leiche ohne Beine entdeckt. Die Ermittler dachten sofort an eine "Tatort"-Folge, die eine Woche zuvor im TV lief. Von Hermann Schmid und Stefan Krog
Von Hermann Schmid und Stefan Krog, Langerringen
Als blutiges Ende eines Familiendramas stuft die Kriminalpolizei Augsburg den gewaltsamen Tod des 46-jährigen Polizeibeamten Thomas S. aus Westerringen, einem Ortsteil von Langerringen im Landkreis Augsburg, ein. Am Samstag gegen 12.30 Uhr hatte ein Spaziergänger seine Leiche zwischen Langerringen und dem Ortsteil Gennach in einem bewachsenen trockenen Graben nahe eines Feldweges entdeckt.
Die Tatsache, dass an dem Toten beide Beine abgetrennt waren, erinnerte die Ermittler sofort an den ARD-Tatort von vor einer Woche. In der Folge "Schwarzer Peter" wird in Leipzig in einem Teich die gefesselte Leiche eines Mannes entdeckt, dem beide Beine fehlen. In dem Fernseh-Krimi wurde schließlich die Frau des Opfers als Täterin überführt. Auch im Langerringer Fall verdächtigt die Kripo mittlerweile die 33 Jahre alte Ehefrau.
Der Verdacht gegen sie, so die Polizei, hatte sich nach ersten Befragungen im Umfeld des Mordopfers ergeben. Sie wurde in der Nacht auf Sonntag verhaftet. Die Frau soll am Montag kurz vor Mittag vor den Haftrichter geführt werden.
Wie sich die Ehefrau zu den Vorwürfen geäußert hat, teilte die Polizei am Sonntag nicht mit. "Wir haben die Verdächtige in der Vernehmung am Samstag auch nach dem Fernseh-Tatort gefragt", so der Augsburger Kripo-Chef Klaus Bayerl. Dass der Film als Vorbild gedient haben könnte, sei derzeit eher auszuschließen.
Die Beine des Mordopfers, die glatt abgetrennt waren, fand die Polizei verpackt in einen Plastiksack beim Absuchen des Geländes etwa 600 Meter vom Fundort der Leiche entfernt an der Einfahrt zu einer Kiesgrube. Dieser lag nur etwa zwei Kilometer vom Wohnhaus entfernt.
Am Sonntag waren Ermittler dort im Einsatz, um weitere Spuren zu untersuchen. Die näheren Umstände der Tat, etwa ob geplant oder spontan, sind nach Angaben von Bayerl noch unklar: "Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen."
Nachbarn sahen Unbekannten, der das Haus beobachtete
Fest steht nach einer Obduktion der Leiche, dass Thomas S. durch "massive Gewaltanwendung auf den Kopf" getötet wurde. Die Polizei geht davon aus, dass die Frau alleine gehandelt hat. Zwar gibt es Hinweise von Nachbarn, die in den vergangenen Wochen mehrmals einen Fremden gesehen haben wollen, der das Haus des Mordopfers beobachtete. "Wir verfolgen auch diese Spur, gehen aber momentan von einer Einzeltäterin aus", so Bayerl.
Das Ehepaar war vor etwa eineinhalb Jahren in das versteckt gelegene Einfamilienhaus zur Miete eingezogen. Den Aussagen von Nachbarn zufolge lebte es dort mit seinen beiden kleinen Kindern sehr zurückgezogen, es gab nur wenige persönliche Kontakte. Die eineinhalb und vier Jahre alten Kinder wurden inzwischen in die Obhut der Großeltern übergeben.
Das Mordopfer war Diensthundeführer bei der Hundestaffel der Polizeidirektion Schwaben-Nord und auch im Schäferhundeverein Schwabmünchen aktiv. Er war mit seiner nunmehr der Tat verdächtigten Frau in zweiter Ehe verheiratet.
Bereits in der Nacht auf Samstag hatte die Polizei im weiten Umfeld des Hauses eine große Suchaktion nach dem späteren Mordopfer gestartet. Die Ehefrau hatte am Freitagnachmittag gemeldet, dass ihr Mann das Haus ohne Angabe von Gründen verlassen habe.
Suchaktion um Mitternacht verlief im Sande
Laut Polizei nahmen eine Vielzahl von Streifenbesatzungen, mehrere Diensthundeführer und auch ein Polizeihubschrauber um Mitternacht an der Suche teil. Offen blieb bis zum Sonntag, warum diese Suchaktion ergebnislos verlaufen ist. Bayerl: "Wir klären momentan noch, ob die Leiche übersehen worden ist oder erst später dorthin verbracht wurde."
Die Diskussion ist geschlossen.