Polizei nimmt bei Groß-Razzia acht Menschen fest
Bei einer internationalen Razzia hat die Polizei acht Menschen festgenommen. Die Beschuldigten sollen mit synthetischen Drogen gehandelt haben.
München (dpa/lby) - Bei einer der größten Drogenrazzien der vergangenen Jahre in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind acht Menschen festgenommen und tonnenweise Chemikalien beschlagnahmt worden. Mit diesen Stoffen könnten sowohl sythetisches Rauschgift als auch Sprengstoffe hergestellt werden, teilte das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Donnerstag in München mit.
Bei der Durchsuchung von rund 600 Wohnungen und Geschäftsräumen wurden knapp 20 Drogenlabors ausgehoben. In Städten wie München, Augsburg und im Raum Nürnberg entdeckten die Ermittler hochexplosive Stoffe, die sie vor Ort kontrolliert sprengen mussten. Ein Beamter wurde dabei verletzt. In Berlin wurden nach einem derartigen Fund drei Häuser vorsichtshalber geräumt.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen zwei Chemikalienhändler: Ein 37-Jähriger aus dem Raum Fürstenfeldbruck bei München und ein 39 Jahre alter Mann, der im niedersächsischen Hodenhagen verhaftet wurde. Sie verschickten nach Einschätzung des LKA ihre brisante Ware an ein weit verzweigtes Netz von Kufern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der 37-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft. Er soll nach LKA-Angaben seit Juni 2004 Kunden mit chemischen Stoffen versorgt haben, aus denen sie unter anderem synthetische Betäubungsmittel wie Amphetamine herstellen konnten. Im Falle einer Verurteilung drohten ihm bis zu 15 Jahre Haft, sagte die Münchner Staatsanwältin Dagmar Illini. Der alleinstehende Mann hatte die Chemikalien in seinem Einfamilienhaus gehortet.
Mehrere Lastwagen mussten auch noch am Donnerstag anrücken, um den umfangreichen Fund abzutransportieren. Unter den chemischen Stoffen waren auch rund 50 Liter des Lösungsmittel, das der Körper in Liquid Ecstasy umwandelt. Die sogenannte Vergewaltigungsdroge sei laut Illini in Kombination mit Alkohol sehr gefährlich. Allein in Deutschland würden acht bis zehn Todesfälle damit in Verbindung gebracht. Bereits ein Milliliter rufe euphorische Gefühle hervor. Größere Mengen könnten zu Schwindel, Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma führen, sagte die Staatsanwältin.
Im Raum Ingolstadt fanden die Ermittler eine Anlage zum Anbau von Cannabispflanzen. Ein 22-Jähriger in Fürth bedrohte die Polizisten mit einem Gasrevolver, als die Beamten seine Wohnung durchsuchen wollten. Er konnte aber wieder beruhigt werden.
"Ich habe eine vergleichbare Aktion noch nie erlebt", sagte der für Bayern zuständige Einsatzleiter Mario Huber. Insgesamt waren in allen drei Ländern rund 2800 Polizeibeamte im Einsatz. Die Aktionen seien schon seit Monaten gemeinsam mit den Kollegen in Österreich und der Schweiz vorbereitet worden. In Deutschland stießen die Beamten auf Drogenlabors in Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Hamburg. Festnahmen gab es neben Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz auch in Berlin und Schleswig-Holstein.
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