"In Extremo" beim Rockavaria: Wie Helene Fischer auf Speed
Die Band "In Extremo mit dem Landsberger Drummer Florian Speckardt legte beim Rockavaria in München einen begeisternden Auftritt hin. Doch danach kam es noch besser.
Wenn es nach Bratwurst und Popcorn riecht, wenn man ab und zu in Erbrochenes tritt und laut der Bass rummst, dann ist Festivalzeit. Drei Tage lang geht es am Olympia-Gelände in München beim Rockavaria rund. 43 Hard- und Heavy-Metal-Fans geben sich die Klinke in die Hand.
Dort, wo früher die Kicker vom FC Bayern und vom TSV 1860 München noch Gras gefressen haben, ist nur noch dunkler Asphalt. Dennoch: Wenn schon nicht mehr Fußball gespielt wird, dann ist das der richtige Ort für die Freunde der vollen Musikdröhnung. Eine Doppelbühne im Stadion und einen Steinwurf weiter entfernt die Seebühne, wo Bands "Kanzler und Söhne", "Serum 114" oder "Betontod" aufspielen - also jene, die sich noch eine größere Fangemeinde erarbeiten müssen.
"Apocalyptica" geben beim Rockavaria ein pompöses Bild ab
Im Stadion selbst spielen die Großen wie "Apocalyptica". Die Finnen geben beim Rockavaria ein pompöses Bild ab. Instrumental-Rock beziehungsweise hauptsächlich Violoncellos stehen im Vordergrund, wenn sie Metallica-Stücke nachspielen oder den 1907 verstorbenen Pianisten Edvard Grieg und die "Halle des Bergkönigs" noch einmal hochleben lassen.
Bei dem zweiten Hauptact am Abend sind es 30000 Menschen, die sich ihre Plätze vor, neben der Bühne und auf den Sitzplätzen beim Rockavaria suchen. Es wird richtig lustig, denn "In Extremo" kommt. Die Berliner Band mit dem Landsberger Trommler Florian Speckardt hat sich schon lange in Deutschland etabliert. Rockavaria: Für den Landsberger Specki T.D. wird ein Traum wahr
"In Extremo" verbreitet gute Laune
Wer mit Mittelalter-Rock gar nichts anfangen kann, der muss sich das so vorstellen: "In Extremo" wirkt auf der Bühne wie Helene Fischer auf Speed. Die Jungs sind gut und verbreiten Laune. Das mit der Schlagerstimmung ist auch nicht so abwegig. Bei einem der neuen Titel "Sternhagelvoll" animiert Sänger Michael Robert Rhein das Publikum zu Schunkeln beim Rockavaria. Aber tatsächlich macht die Nummer aus dem neuen Album, das in Kürze erscheint richtig Laune.
Schon weit zuvor hat es "In Extremo" geschafft, dass mit "Mein rasend Herz", "Horizont" oder "Frei zu sein" der Pegel auf dem Olympiagelände steigt. Aber ganz als Headliner hat es "In Extremo" an diesem Abend nicht geschafft. Das Beste kommt nämlich tatsächlich zum Schluss. Da können harte Männer in den vorderen Reihen schon ins Sabbern kommen, wenn Rock-Göttin Floor Jansen aus den Niederlanden die Bühne betritt.
Man denkt sich die alten Männer wie Troy Donockley oder Marco Hietala, die alten Finnen, hätte sie ruhig zu Hause lassen können. Aber geht gar nicht. Das was "Nightwish" auf die Bühne bringen, funktioniert nur im Großen Ganzen. Es ist eine gigantische Vorstellung, die auf die Bühne gezaubert wird. Zudem ist Floor Jansen nicht nur überaus attraktiv - sie kann auch singen.
"Nightwish" sorgt für riesige Stimmung beim Rockavaria
Und wie. Im Publikum fliegen die Haare. Egal ob zu "I want my tears back", zu "Sahara" zu "Elan" oder zu "Shudder before the beautiful". Die Stimmung ist riesig. Der richtige Abschied für den ersten Tag bei Rockavaria. Am heutigen Samstag ist "Godfather of Punk", der 67-jährige Iggy Pop, der Headliner des Abends. Sollte ihn einer nicht kennen: Er ist eine Mischung aus Ozzy Osbourne und Keith Richards. Kann auch ganz lustig werden.
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