Porträts: Beckstein und Huber
München (dpa) - Zwei der engsten Mitarbeiter von Edmund Stoiber (CSU) bewerben sich um dessen Nachfolge im Amt des bayerischen Ministerpräsidenten: Innenminister Günther Beckstein (CSU) und Staatskanzleichef Erwin Huber (CSU).
Innenminister Günther Beckstein ist Bayerns beliebtester Politiker. Der 61-jährige Franke liegt in der Wählergunst noch vor Ministerpräsident Edmund Stoiber. Und auch beim CSU-Parteitag schnitt er besser ab als der "Chef". Dabei gilt Beckstein mit seinem strikten Kurs in der Sicherheits- und Ausländerpolitik als echter Hardliner. Durch seine Gradlinigkeit hat sich der "schwarze Sheriff" jedoch auch über die Parteigrenzen hinweg persönlichen Respekt verschafft.
Bislang hat sich der Franke allerdings nur als Fachpolitiker profiliert. Im Amt des Ministerpräsidenten müsste er eine sehr viel breitere Themenpalette repräsentieren - eine Aufgabe, die Stoiber vor zwölf Jahren unerwartet schnell gelungen ist.
Beckstein, promovierter Jurist, liebt die klare Sprache. Er fordert ein Nein zum EU-Beitritt der Türkei, Kruzifix statt Kopftuch und "gewaltbereite Islamisten raus". Sein wohl schwierigstes Projekt war der Zuwanderungskompromiss, den er 2004 gemeinsam mit Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und dem saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) nach jahrelangem Parteienstreit auf den Weg brachte. Auch das vor dem Bundesverfassungsgericht gescheiterte Verbotsverfahren gegen die NPD trug mit Becksteins Handschrift.
"Ich bin lieber ein Hardliner für Recht und Ordnung, als ein Weichei für Unrecht und Unordnung", sagt der Minister gern. Besonders seine unnachgiebige Haltung bei der Abschiebung von abgelehnten oder straffällig gewordenen Asylbewerbern hat ihn immer wieder auch in die Kritik gebracht. "Beckstein würde auch Jesus ausweisen", behaupteten die Grünen einmal auf einem Wahlplakat. Besonders mit seiner Kirche kommt der evangelische Christ dabei immer wieder in Konflikt. In der Landessynode, der er seit 1996 angehört, gab es oft harte Auseinandersetzungen.
Gleichwohl ist der in einfachen Verhältnissen in Nürnberg aufgewachsene Franke im privaten Gespräch nachdenklich, charmant und hintersinnig. Wichtigste Instanz ist für ihn seine Frau - eine einst linke Kirchenvertreterin, mit der er seit 32 Jahren verheiratet ist und drei Kinder hat. Politisch gehört der Law-and- Order-Mann zu den engsten Weggefährten von Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) - was ihn freilich nicht davon abhält, notfalls im sonst recht einstimmigen CSU-Chor auch eine abweichende Linie zu vertreten.
Staatskanzleichef Erwin Huber ist Ministerpräsident Edmund Stoibers treuester Vasall. Obwohl sein Herz eigentlich der Finanzpolitik gehört, rackert sich Huber seit sieben Jahren auf dem undankbaren zweiten Posten hinter Stoiber ab. Einst Liebling der CSU, wurde Huber in den vergangenen zwei Jahren als Cheforganisator der ungeliebten Verwaltungsreform zum Blitzableiter für den Zorn von Landtagsabgeordneten und Kommunalpolitikern.
Dass Huber gerne Stoiber auf dem Ministerpräsidentensessel beerben würde, hat er schon früh zu erkennen gegeben. Sonst bleibt der 59 Jahre alte Niederbayer oft im Hintergrund: Ein Hauptarchitekt des Unions-Wahlprogramms, mied er in den vergangenen Monaten die Nähe zu Kameras und Mikrofonen. Als Stoibers Verbindungsmann nach Berlin ist er einer der wichtigsten Männer im komplizierten unionsinternen Machtgefüge. Er hat das uneingeschränkte Vertrauen Stoibers: "Ich bin die authentische Auslegung des Ministerpräsidenten", scherzte Huber einmal.
Und wie sein Herr und Meister zeichnet sich Huber durch unermüdlichen Tatendrang aus: "Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück." Dieses Motto trug ihm viel Ärger ein. Denn vielen in der CSU ging die Verwaltungsreform viel zu schnell. Dabei wurde Huber auch von Blitzen getroffen, die sich eigentlich gegen Stoiber richteten.
In den harten Nachkriegsjahren vaterlos aufgewachsen, hat der Sohn einer Landarbeiterin eines mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gemein: Er hat sich von ganz unten hochgearbeitet. Seit 1978 im Landtag, wurde Huber 1998 CSU-Generalsekretär und 1995 Finanzminister. Hubers Ruf in der Öffentlichkeit ist immer noch durch Wadlbeißerei geprägt, doch im persönlichen Umgang zeichnet er sich durch Charme und Selbst-Ironie aus. Huber schätzt die Malerei der Expressionisten.
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