Vier Tote: Geisterfahrer verursacht schweren Unfall auf der A99
Es ist später Abend, als zwei Männer auf einem Autobahnring südlich von München unterwegs sind. Sie fahren Richtung Salzburg, als ihnen plötzlich ein Auto entgegenkommt.
Ein Haufen Schrott, abgerissene Kabel und demolierte Reifen - mehr ist von den Autos nach einem Unfall mit einem Geisterfahrer in der Nähe von München nicht mehr übrig. Die zwei Fahrzeuge waren am späten Dienstagabend auf der Autobahn 99 nahe der Ausfahrt Hohenbrunn ineinander gerast. Eines davon war in falscher Richtung unterwegs. Die Opfer: zwei Männer aus der Nähe von Gütersloh und Soest in Nordrhein-Westfalen, die bei der heftigen Kollision sterben. Auch der 32-jährige Falschfahrer und sein Begleiter sind tot.
Unfall auf A99: Bislang keine Hinweise auf Alkohol oder Drogen
Die Fahrzeuge seien offenbar ungebremst und mit starker Wucht aufeinandergeprallt, berichtet am nächsten Morgen ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt. Das schließen die Ermittler aus dem schrecklichen Bild, das sich den Rettungskräften bietet, als sie am Dienstagabend gegen 22 Uhr zur Unfallstelle auf dem Autobahnring südöstlich von München eilen. Im flackernden Licht der Blaulichter liegen Trümmerteile weit zerstreut. Die Autos nur noch Wracks - bis zur Hälfte deformiert, wie es ein Polizeisprecher beschreibt. Auch andere Autos wurden durch umherfliegende Autoteile beschädigt. Rund sechs Stunden sollte es dauern, bis die Unfallstelle geräumt ist und die Sperrung der Autobahn Richtung Salzburg wieder aufgehoben werden kann.
Was spielte sich in der Zeit vor dem Unfall ab? Das wollen Polizei, Staatsanwaltschaft und Sachverständige nun herausfinden. Klar ist inzwischen, woher die Toten kommen. Bei dem Falschfahrer handelt es sich um einen 32-Jährigen aus Rumänien, sein 50-jähriger Begleiter war in Deutschland gemeldet. Am Steuer des anderen Autos saß ein 34-Jähriger aus dem Raum Gütersloh, sein 43 Jahre alter Beifahrer kam aus dem Kreis Soest.
Die vier Leichen werden nun obduziert. Hinweise, dass womöglich Alkohol oder Drogen im Spiel waren oder dass es medizinische Gründe für die Irrfahrt gab, lagen laut Polizei zunächst nicht vor. Unklar ist auch, wo der Falschfahrer auf die Autobahn aufgefahren ist und wie lange er schon in verkehrter Richtung unterwegs war, bevor er in das Auto des 34-Jährigen raste.
Geisterfahrer: Risiko ist laut Statistik nachts und abends am größten
Falschfahrten gibt es immer wieder, davon zeugen die Warndurchsagen im Radio. 2019 hatte der ADAC rund 1900 Meldungen aufgenommen, wobei sich nicht alle bestätigt hätten, sagte der Münchner ADAC-Experte Bernd Emmrich. Laut Unfallstatistik kam es wegen Falschfahrern bundesweit zu 61 Unfällen, bei denen 11 Menschen starben. Nicht ganz ein Drittel der Geisterfahrer sind 65 Jahre und älter, mehr als 70 Prozent sind Emmrich zufolge Männer. Die größte Gefahr besteht laut Statistik abends und nachts. Zwischen 5 und 9 Uhr morgens sei das Risiko, einem Falschfahrer zu begegnen, am geringsten.
Meist gelinge es, Falschfahrer rechtzeitig zum Verlassen der Autobahn zu bewegen, erklärt der Ingolstädter Polizeisprecher. "Aber wenn es zu einem Zusammenstoß kommt, sind die Folgen sehr extrem durch die Geschwindigkeiten, die auf der Autobahn gefahren werden." Nachts sei es besonders schwierig, Geisterfahrer zu erkennen, wenn im Dunkeln nur die Autolichter leuchten: "Da weiß man oft nicht gleich, auf welcher Spur jemand fährt".
Nach Auskunft der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sind vor allem Autobahnanschlussstellen kritisch. Immer wieder kommt es vor, dass Autofahrer hier die Orientierung verlieren und die falsche Route wählen. Hier könnten klare, unmissverständliche und auch bei Dunkelheit eindeutig erkennbare Beschilderungen und Markierungen positiv wirken, sagte Emmrich.
Entsprechende Warnschilder gibt es vielerorts bereits. Zudem können sich in manchen Autos die Fahrer über Displays warnen lassen, wenn andere entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind. Eine technische Möglichkeit, die sich nach Einschätzung Emmrichs mit zunehmender Modernisierung der Fahrzeugflotten ausbreiten wird. (dpa)
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