Widerstand gegen An- und Abflugrouten
Der Widerstand gegen die Pläne der Bundeswehr, das Instrumentenan- und -abflugverfahren auf Lagerlechfeld zu ändern und damit unter anderem Kaufering-Dorf und Teile Landsbergs zu überfliegen, organisiert sich. So treffen sich Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die mittlerweile ad acta gelegte zivile Nutzung des Flughafens Lechfeld, um sich zu informieren und weiteres Vorgehen gegen die zu erwartende Lärmbelästigung durch die Kampfjets vorzugehen. Doch auch in Landsberg regt sich der Widerstand.
Von unserem Redaktionsmitglied Dieter Schöndorfer, Landsberg
So brachte der Landsberger Stadtrat Martin Zeisser in der Sitzung am vergangenen Mittwoch einen Antrag ein, der vorsieht, dass eine überparteiliche Kommission gebildet werde. Als Mitglieder dieser Kommission schweben ihm Landsbergs Oberbürgermeister Ingo Lehmann, Landrat Walter Eichner und Penzings Bürgermeister Ottmar Mayr vor. Martin Zeisser warnt vor dem Lärm, der vor allem auf Landsberg und Kaufering ab Januar zukommen werde. "Ich kann nur sagen: Aufwachen Landsberg!"
Als Fluglotse
Martin Zeisser war als Soldat von 1964 bis 1994 bei der Luftwaffe, davon 20 Jahre als Controller (Fluglotse) im Tower von Penzing tätig.
Es leuchtet dem ehemaligen Hauptmann nicht ein, warum zum Beispiel die bisherige Anflugroute 03, die an Penzing vorbei führt, nicht beibehalten wird. Die Penzinger hätten bislang kaum etwas bemerkt, wenn ein Tornado in etwa 1000 Meter Höhe über das Gemeindegebiet fliegt, wie auch Bürgermeister Ottmar Mayr bei der jüngsten Sitzung der Lärmschutzkommission in Schwabstadl bestätigte. Warum also diese Route ändern? Die neue Anflugroute sieht eine gerade Linie aus südlicher Richtung direkt auf das Flugfeld Lagerlechfeld vor. Bei Stoffen haben die Jets rund 5000 Fuß, was allerdings einer realen Flughöhe von 3000 Fuß entspricht, da der Groundlevel (Höhe über dem Meeresspiegel) in Landsberg rund 2000 Fuß beträgt. Im Landsberger Osten, also im Gebiet Kornfeld/Berufsschule sind es nur noch 4000 Fuß, über Kaufering 3500. Das wären dann nur noch rund 500 Meter Flughöhe. "Und das werden die Leute sehr wohl hören, wenn es auch nur der wesentlich leisere Anflug ist", versichert Martin Zeisser.
Hat funktioniert
Was den veränderten Abflug angeht, kann der ehemalige Fluglotse verstehen, dass die Verantwortlichen nach dem tödlichen Flugunfall vor einem Jahr zum Handeln gezwungen waren beziehungsweise vom General Flugsicherheit dazu aufgefordert wurden. Auch dass die fliegerisch anspruchsvolle 45 Grad-Kurve nach Westen nicht ungefährlich ist, weiß er.
Doch habe dieses Abflugverfahren nicht viele Jahre funktioniert? Weshalb also jetzt plötzlich über bewohntes Gebiet fliegen? So tragisch der Absturz ins Westerholz auch war, dürfe man nicht vergessen, dass technisches Versagen wohl keine Rolle dabei gespielt habe.
Sicherheit gewährleistet
Dass nun die zunehmenden Flugbewegungen im Luftraum des Fliegerhorst Penzing auch ein zunehmendes Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung bedeuten könnten, glaubt er nicht. Da kann er dem jetzigen Kommodore Oberst Rolf Fahrenholz nur zustimmen. Das sei kontrollierter Luftraum, für die Penzinger Routinearbeit. Oberst Fahrenholz: "Natürlich wird der Koordinierungsaufwand für uns größer, aber nicht komplizierter." Die Flugsicherheit sei in jedem Fall gewährleistet. Werde ein Tornado angemeldet, so bleibe unter Umständen eine startende Transall in dieser Zeit länger am Boden, eine ankommende Maschine müsse auf eine Warteschleife gelenkt werden.
Nicht einsperren
Zudem unterstellt der Kommodore des LTG 61 den "Kollegen" aus Lagerlechfeld, dass sie bei der Wahl des Flugweges unter dem Aspekt der Sicherheit auch darauf achten, bewohntes Gebiet weitestgehend zu meiden. Aber er sagt auch ganz deutlich: "Wir können die Lechfelder ja nicht einsperren." Er selbst glaubt, dass am Ende der Probephase im Januar ein Kompromiss stehen werde, der im Instrumentenanflug eine Route "irgendwo zwischen Kaufering und Penzing" über seinem Fliegerhorst vorsehen wird und auch der Startwinkel zwischen den geforderten 150 und 135 Grad liegen könnte.
Martin Zeisser jedoch, und da liegt er auf einer Linie mit Kauferings Bürgermeister Dr. Klaus Bühler, verneint entschieden die Notwendigkeit einer Routenänderung. "Viele Jahre hatte der General Flugsicherheit die bisherigen Routen abgesegnet. Da sah er auch keine Notwendigkeit zum Handeln." Die Bundeswehr verfahre wieder einmal nach ihrem alten Prinzip, von einem Extrem ins andere zu fallen. "Und das dürfen die Bürger sich nicht gefallen lassen."
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