Kardinal wettert gegen Anti-AfD-Erklärung der Bischöfe
Der ehemalige Chef der obersten katholischen Glaubensbehörde, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, hat die Anti-AfD-Erklärung der deutschen Bischöfe kritisiert.
"Die Deutsche Bischofskonferenz darf nicht als Wahlhelfer der Ampel auftreten", sagte der ehemalige Bischof von Regensburg der rechtskatholischen "Tagespost" aus Würzburg. Auf die Frage der Wochenzeitung, ob die Bischöfe "einfach ein bisschen dabei sein" wollten, "wenn es jetzt auf vielen Demonstrationen "gegen rechts"" gehe, antwortete Müller: "Ja, der Opportunismus ist nicht zu übersehen."
Die deutschen Bischöfe hatten bei ihrer Frühjahrsvollversammlung einstimmig eine Erklärung verabschiedet, die völkischen Nationalismus als unvereinbar mit dem christlichen Glauben brandmarkt. In der AfD dominiere eben diese völkisch-nationalistische Gesinnung, schreiben die Bischöfe. Solche Parteien seien für Christinnen und Christen "nicht wählbar".
Gegen Papst Franziskus erhob Müller den Vorwurf, im Ukraine-Krieg "nur die Opfer zu beklagen und nicht die Täter zu benennen". Man würde sich hier klare Stellungnahmen und mehr Solidarität wünschen. Bei einem Besuch in der Ukraine hätten ihm viele Menschen gesagt, sie erwarteten, dass Franziskus den Kiewer Vorort Butscha besuche, sagte Müller. Butscha gilt als Symbol für russische Kriegsverbrechen in der Ukraine. "In Butscha und an vielen anderen Orten sind eben furchtbare Massaker geschehen, und das Böse muss man beim Namen nennen", so der Kardinal.
Müller (76) war von 2002 bis 2012 Bischof von Regensburg und von 2012 bis 2017 Präfekt der römischen Glaubenskongregation, die über die Reinheit der katholischen Lehre wacht. Danach wurde seine Amtszeit von Papst Franziskus nicht mehr verlängert, weshalb das Verhältnis zwischen den beiden belastet ist.
(dpa)
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